Petit Le Mans - Wie Porsches 911 die Prototypen schlug
Sportwagenrennen mit mehreren Klassen haben immer so etwas von DFB-Pokal: die Grossen balgen sich mit den Kleinen, man bekommt Sport aus mehreren Klassen geboten und öfters mal können die Kleinen aus den unteren Ligen die Grossen richtig ärgern und zu Fall bringen. Dass ein kleiner jedoch am Ende gewinnt, kommt de facto sowohl im Fussball (1992: Zweitligist Hannover 96) als auch im Motorsport nur alle Jubeljahre mal vor – im Letzteren allerdings etwas Öfters. Auf jeden Fall ist so ein Ereignis dann immer denkwürdig, meistens auch viel umjubelt und verschafft dem Sport die notwendige Würze.
Vergangene Sonntag Nacht war es mal wieder soweit. Beim unter monsun-artigen Bedingungen abgehaltenen 18. Petit Le Mans, dem Saisonabschluss der Tudor-USCC-Serie (der Link führt zum Rennbericht auf unseren Seiten) waren die Daytona Prototypen und LMP2 auf der völlig überfluteten Berg und Talbahn von Road Atlanta mit den Bedingungen völlig überfordert. Porsche feierte mit dem Sieg von Le Mans Sieger Nick Tandy, Patrick Pilet und Richard Lietz am Ende mit dem Gesamtsieg des Porsche 911 mit der Startnummer #911 einen als historisch zu bezeichnenden Sieg. Als das Rennen nach 7:50 Stunden hinter dem Safetycar wegen der immer irregulärer werdenden Bedingungen bei einsetzender Dunkelheit mit der roten Flagge abgebrochen wurde, lag der Porsche am Ende knapp 8 1/2s vor dem besten der Daytona Prototypen, dem Coyote Corvette DP des Action Express Trios Fitttipaldi/Bourdais/Barbosa.
Doch die Crew auf dem Coyote-Corvette DP wurde am Ende nur als Dritte gewertet, denn im letzten Rennabschnitt unter grün hatte sich nicht nur der von Nick Tandy (der nach dem „grossen“ Le Mans auf dem LMP1-Porsche nun auch das „kleine“ Le Mans auf dem „kleinen“ Porsche gewann) pilotierte Porsche sondern auch der von u.a. Jens Klingmann gefahrene BMW Z4 GTLM am DP der neuen Champions in der Prototypenkategorie vorbeischieben können. Damit feierte auch BMW mit dem Trio Klingmann/Luhr/Edwards beim letzten Rennen mit dem Z4 in der TUSC einen Erfolg – nächstes Jahr will man mit dem auf dem BMW M6-GT3 basierenden M6-GTLM in der Serie ausrücken.
Dass am Ende gleich 2 der GT-LM-Teams ganz oben auf dem Treppchen standen, hatte noch ganz andere Gründe. Als einzige Klasse läuft diese in der Tudor-USCC-Serie nicht auf den vorgeschriebenen Reifen von Einheitsausrüster Continental sondern auf ganz anderen Fabrikaten - Michelin und Falken stellen hier die Pneus. Und diese erwiesen sich ab einer gewissen Wassermenge auf der Strasse sogar als so effizient, dass selbst die Traktionskontrolle der Prototypen – dieses Feature ist bei den GT-LM offiziell stillgelegt – dem Grip der Le Mans erfahrenen Autos nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Zudem sorgten 10 Gelbphasen im Rennen aufgrund der zahlreichen Ausrutscher und auch aufgrund der Wetterbedingungen dafür, dass das Feld sich nie so weit auseinander zog, dass die Prototypen mal eine Runde Vorsprung auf die Konkurrenz gewinnen konnten. Den GT-Teams kam am Ende entgegen, dass die Rennleitung aufgrund der immer irregulärer werdenden Bedingungen auf dem für solche Regenmengen nicht ausgelegten Kurs aus Sicherheitsgründen den Stecker zog und den Lauf 130 Minuten vor dem offiziellen Ende wegen der immer schlechter werdenden Sicht - Gischt, Regen und die Dunkelheit machten das Erkennen der Bremspunkte in einzelnen Kurven zu einem Ding der Unmöglichkeit - schliesslich vorzeitig beendete. Schon beim Rennen 2009 hatte man das Rennen aus den selben Gründen vorzeitig abbrechen müssen. Daher sollten die Streckenbetreiber angesichts des Klimawandels besser einmal über ein Update ihres Drainagesystems nachdenken.
Die Meisterschaftentscheidungen wurden durch den anspruchsvollen Drahtseilakt auf der überfluteten Strecke noch einmal gründlich durcheinander geschüttelt: 2 massive Ausrutscher des von Mike Rockenfeller, Michael Vaillate und Richard Westbrook bewegten Spirit of Daytona-DP warfen das vor dem Rennen meisterschaftsführende Auto aus der Titelentscheidung. Diese machte das Action-Express Team in der Folge unter sich aus, wobei der späte Boxenstop der bis dato führenden #31 kurz vor dem überraschend bekannt gegebenen Schluss den Titel in die Hände der glücklichen Teamkollegen Barbosa und Fittipaldi fallen liess. In der PC-Klasse gewann das PR1-Mathiasen Motorsports-Team durch den Abbruch vor dem eigentlich auf Siegkurs befindlichen Starworks-Motorsport-Mishumotors-LMPC, der kurz vor der letzten Gelbphase die Führung übernommen, diese aber nach einem Dreher wieder verloren hatte. Am Titelgewinn des Core Autosport Autosport-Duos Jon Bennett und Colin Brown konnte aber selbst ein Abflug dieses Autos in der zweiten Rennhälfte in die wieder einmal viel diskutierten Betonmauern der Esses nichts ändern.
Porsche-Pilot Patrick Pilet sicherte sich durch den Sieg auch den Fahrertitel in der Tudor-USCC-Serie 2015 mit 10 Punkten Vorsprung vor den BMW-Piloten Auberleen/Werner, die als Klassenvierte die Zielline kreuzten. Porsche räumte durch den Sieg auch die Titel in der Team- und Herstellerwertung ab.
In der GTD-Klasse waren Christina Nielsen und Christopher Haase am Ende der neunte bzw. zehnte Klassenrang zu wenig zum Titelgewinn. Statt dessen sicherten sich die Scuderia Corse Piloten Townsend Bell und Bill Sweedler mit P3 den Titel. Ferrari gewann die Herstellerwertung 2015 gar mit nur einem Pünktchen Vorsprung vor Audi. Den Klassensieg fuhr beim Finale das Park Place Trio Snow/Lindsay/Pumpelly vor dem Magnus Racing Porsche von Robert Renauer und seinen Kollegen Potter/Lally ein.