Dr. Wolfgang Ullrich zum Audi R8-GT3
Audi Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich zeigte sich in Silverstone relativ verhalten, was Fragen zum R8 GT3-Kundensportprojekt anbelangte. Der unter der Codenummer R16 entwickelte Wagen wird das erste Fahrzeug sein, welches von Audi auf breiter Front an Kunden abgegeben werden soll. Damit will man analog zu Porsche ein Programm für den Rennsport auflegen, das abseits des Werkssports in den ACO-basierten Serien und der DTM für die Verbreitung des Namens Audi auf den Rennstrecken sorgen soll.
„80% der Anfragen, die ich derzeit zu beantworten habe kommen, zu diesem Projekt“, so Ullrich lächelnd. Und er fügte auch gleich einige Klarstellungen hinzu. „Das Programm mit dem R8 GT3 ist als reines Kundensportprogramm ausgelegt. Was die Anschaffungs- oder Einsatzkosten anbelangt, so werden wir keine offiziellen Verlautbarungen vor der Motorshow in Essen herausgeben. Sie können sich aber sicher sein, dass wir uns vorab über das Level dieser Ausgaben in den GT3-Serien informiert haben. Wir stehen auf dem Standpunkt, dass solch ein Auto von den Einsatzkosten her für den Kunden tragbar sein muss. Allerdings haben Kunden auch Ansprüche an die Zuverlässigkeit eines solchen Wagens, speziell wenn er von Audi kommt. Diese müssen erfüllt werden.“
Gerüchten, dass der Wagen möglicherweise am kommenden Wochenende am Sachsenring präsentiert werden könnte, erteilte Ullrich eine Absage („... das wird auf der Motorshow geschehen“) - genauso wie den Spekulationen, der GT3 könnte eine Hintertür zum Ausstieg aus der DTM für den deutschen Hersteller sein. „Die DTM ist ein reiner Werkssport, genauso wie Le Mans oder die ALMS und die Le Mans Serie. Einen LMP können Sie aufgrund seiner Komplexität erst nach etwa drei Jahren an handverlesene Kunden abgeben. Das hat der R8 gezeigt. Der R10 hat diese Phase nicht erreicht. Man kann auch davon ausgehen, dass es einen Lebenszyklus wie den des R8, der über sechs Jahre eingesetzt werden konnte und auch in die Hände einiger Kundenteams gelangte, im Sportwagenbereich so schnell nicht wieder geben wird. Beim GT3 reden wir über reinen Kundensport. Bezüglich des R8-GT3 ist auch nichts in Planung was derzeit in die Richtung GT2- oder GT1-Entwicklung abzielt.“
Technisch gesehen war in der Vergangenheit oft von Parallelen zwischen dem Lamborghini GT3-Gallardo und dem R8 berichtet worden. „Das stimmt nicht ganz. Der Motor und der Antriebsstrang sind halbwegs identisch. Die gesamte Karosserie und die Radstände sind zu Beginn der Entwicklung zwar auf der selben Basis begonnen worden, haben sich aber aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen verschieden entwickelt. Daher müssen wir hier schon von zwei verschiedenen Autos reden.“ Gab es bezüglich der Entwicklung eine Zusammenarbeit mit Lamborghini-Konstrukteur Hans Reiter? Ullrich weicht auf diese Frage hin aus. „Wir liegen räumlich nahe beieinander, wie sie wissen. Herr Reiter fertigt und vertreibt Rennsport-Teile, die auch für uns von Interesse sind. Ansonsten ist der Aufbau der Renn-Lamborghinis sein Geschäft, in das wir ihm nicht hereinreden wollen und können.“