Champion aus dem Nichts - Christopher Haase

chaase „Da kommt jemand aus dem Nichts, dem du erst mal gar nichts zutraust und der fährt dann plötzlich um die Meisterschaft mit“ – so etwa umschrieb Teamchef Hans Reiter am Vorabend des Saisonfinales in Hockenheim bei gemütlicher Stimmung in der Teamhospitality seine Sicht auf Meisterschaftskandidat Christopher Haase. Tags darauf holte der 19-jährige Jungsporn dann für seinen Lamborghini-Teamchef den Titel und wurde erster Champion des ADAC GT Masters .

 „Im Team hat da ehrlich keiner mit gerechnet,“ so der Kulmbacher selber, „Allerdings habe ich mich von Anfang an dahinter gehängt, weil ich schon das ein oder andere Rennen gewinnen wollte. An die Meisterschaft habe ich aber selber dabei erst mal nicht gedacht.“ Vielleicht war der Grund für die Unterschätzung des späteren Champions dass er in der Vorsaison lediglich 85PS unter den Rädern hatte. Trotzdem eine gute Schule wie er meint. „Der Dacia Logan Cup mit seinen 4h-Rennen und den bis zu 35 Teilnehmern ist eine Meisterschaft mit hoher Leistungsdichte. Du musst 4 h lang am Limit fahren, da alle absolut identische Fahrzeuge haben. Die Umstellung auf den Gallardo habe ich mir schwerer vorgestellt als es dann schließlich ausgefallen ist. Lediglich an die sehr späten Bremspunkte habe ich mich sehr gewöhnen müssen. Das war schon sehr lustig. Und die Abstimmungsarbeit ist in einem professionellen Rennteam wie Reiter halt weiter entwickelt und hat den grössten Unterschied zu der letzten Saison ausgemacht.“

haasemorbidelliEine Stütze war dabei sein Partner Gianni Morbidelli. „Die Unterstützung durch die Profis wie Gianni und auch Peter Kox war für uns Neulinge sehr gut und beide haben mir viel beigebracht. Speziell Gianni hat eine Unmenge an Erfahrung. Er konnte zwischenzeitlich auch mal sehr streng sein, wenn es mal nicht so lief und wir in Gefahr waren die Meisterschaft zu verlieren. Er hat mir dann klargemacht, das es kein Zuckerschlecken wird und wir uns beide reinhängen müssen. Aber auch Peter hat trotz der Meisterschaftssituation (Anm.: Haase / Morbidelli und Kox / Thurn & Taxis kämpften am Ende gegeneinander um die Meisterschaft) jede Menge Tipps gegeben.“ Ein Anzeichen wie gut und familliär die Truppe von Reiter Engineering 2007 zusammengehalten hat.  Der Teamtitel kam also nicht von ungefähr...

Wie kam der junge Kulmbacher eigentlich ins Gallardo Cockpit? „Mein Manager Uwe Isert ist im selben Motorsportclub wie ich und zusammen mit meinem Sponsor FlatEx (eine Firma aus dem Bereich der Online-Broker) haben wir Ende 2006 nach dem Ende unserer Dacia-Saison nach Aufstiegsmöglichkeiten für eine weitere Förderung gesucht. Bei einem Test mit dem Gallardo auf dem Adria Speedway war ich nach 20 Runden nur noch 1s von den Zeiten der schnellsten Profis entfernt, woraufhin mich Hans Reiter im Februar für die Saison 2007 verpflichtet hat. Zudem bin ich ausgebildeter KfZ-Mechatroniker und kann daher bei allen weiteren Einsätzen von Reiter als Mechaniker im Team arbeiten.“

haasegt1testDamit kann Haase schon mal Tuchfühlung mit einem potentiellen zukünftigen Arbeitsgerät aufnehmen denn ihn zieht es nun nach dem Titelgewinn in der GT3 zu den GT1. „Zunächst einmal ist geplant, dass ich 2008 zusammen mit Albert von Thurn & Taxis meinen Titel im ADAC GT Masters verteidige. Das ist zu 85% schon mal sicher. Dann laufen derzeit zwischen Reiter und meinem Manager Isert Sponsorverhandlungen, um im kommenden Jahr erste Einsätze mit einem Murcielago GT1 fahren zu können. Ob es die FIA-GT-Meisterschaft-Einsätze werden oder Rennen bei der LMS ist mir erst mal egal. Wichtig ist, das ich nicht auf Dauer bei den GT3 bleiben möchte.“

Einen ersten Testeinsatz konnte er Anfang des Monats schon mal auf dem Adria-Speedway am Steuer des GT1 unternehmen (Foto). Unnötig zu erwähnen, dass er auch hier eine gute Vorstellung abgab. Mischt der Youngster 2008 auch die FIA-GT1-Elite auf?

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