Kommt das Top-10 Quali im Masters ?
Der ADAC denkt für die 2020´er Saison des ADAC GT-Masters über Änderungen beim Qualifying-Format nach. Das haben verschiedene Quellen in Most GT-Eins gegenüber bestätigt. Demnach wird erwogen, zusätzlich zur bislang bestehenden Qualifying-Session, bei der alle jeweilige Startfahrer des Rennens auf die Strecke gehen, auch ein Top-Qualifying der 10 oder 15 schnellsten Piloten auszurichten. Damit will man die verkehrsbedingten Verzerrungen in den Starterfeldern der jeweiligen Rennen auffangen und das Können der einzelnen Piloten wieder mehr in den Vordergrund rücken.
Der Hintergrund der Überlegungen ist, das angesichts des traditionell vollen Feldes des GT-Masters und der Charakteristik der verwendeten Pirelli-Reifen mit ihrem nur für 1-2 Runden vorhandenen Leistungspeak im Zusammenhang mit dem Reifenreglement (Kontingentierung auf 3 neue und 2 gebrauchte Reifensätze pro Wochenende) schon mehrere glückliche Faktoren zusammen kommen müssen, damit ein guter Pilot eine wirklich freie Runde erwischen kann, um sich vorne in der Startaufstellung wieder zu finden. Speziell der Verkehr in Zusammenspiel mit der Leistungsdichte im Masters – im ersten Qualifying bei der Runde in Most lagen 24 der 32 Piloten innerhalb einer Sekunde – sorgt regelmässig für durcheinander gewürfelte Startaufstellungen, bei denen gestandene Profis oder Werkspiloten vom Schlage eines Jeroen Bleekemolen, Jeffrey Schmidt, Christopher Haase oder Sebastian Asch sich zeitweise in der hinteren Hälfte des Starterfeldes wiederfinden.
Corvette-Chef Mike Kramke hatte seine Vorstellungen bereits zu Beginn der Saison dem ADAC als Diskussionsgrundlage schriftlich formuliert. „Es gibt viele Möglichkeiten hier anzusetzen. Um im Kostenrahmen zu bleiben und den Verkehr zu entzerren wäre es möglich die Anzahl der Runden pro Pilot auf 4 gezeitete Runden zu reduzieren und die Fahrer nur 2x für einen Versuch auf die Strecke zu lassen. So eine Lösung gab es in der Vergangenheit schon mal.“
Auch Gottfried Grasser wäre nach eigener Aussage einer Änderung des Formats nicht abgeneigt. „Das jetzige Format geht mit 30 Minuten zu lange. Eine 20-minütige Session und ein Top-15 Qualifying im Anschluss wären auch ein Weg die Kosten auf dem jetzigen Niveau zu halten.“
Fabian Plentz von HCB Rutronik Racing hat bei einer Änderung auch die Kosten im Fokus. „Wichtig ist das wir mit dem jetzigen Reifenkontingent weiter klar kommen. Für uns als Neueinsteiger ist das jetzige Format gut wie es ist. Sicher ist auf kleineren Strecken wie hier wo viele Autos fahren aus sportlicher Sicht zu überlegen ob man eine angebrachte Änderung einführt. Aber im Auto gilt immer noch das das Gaspedal unten rechts zu finden ist.“
Peter Mücke sieht bei allen Änderungen ebenfalls die Kosten kritisch. „Eine bessere Chancengleichheit wäre zu begrüssen aber nur wenn es keine Änderung bei den Kosten gäbe. Mehr Streckenzeit kostet automatisch mehr Geld und gerade wir als 3-Wagen-Team sind hier schon bei den Kosten auf einem sehr kritischen Level.“
Kritisch beurteilen die Teamchefs unisono andere, alternative Vorschläge wie eine Aufteilung des Feldes in 2 Qualifying-Gruppen. „Das würde bei einem Wetterumschwung im Speziellen und bei der Entwicklung des Grips der Fahrbahn im Verlauf einer Session im Allgemeinen immer zu unfairen Verhältnissen für die ein oder andere Gruppe führen, auch wenn man damit den Verkehr entzerrt. Von daher glaube ich nicht, das sich solch ein Vorschlag durchsetzten würde.“ gab uns Peter Mücke zu Protokoll.
Auch der Vorschlag das Qualifying wie in der FIA Langstrecken Weltmeisterschaft durch beide Fahrer durchführen zu lassen und dann die Startaufstellung durch eine Durchschnittszeit zu bestimmen fand wenig Anklang: „Das würde das Problem des Verkehrs nicht lösen sondern eher verschärfen. Ausserdem wäre das kostenneutral nur zu realisieren wenn du dann nur ein Qualifying durchführst und die Startaufstellung für Lauf 2 am Sonntag durch den Zieleinlauf von Lauf 1 am Samstag bestimmen lässt.“ gab Gottfried Grasser zu bedenken.
Alternativ käme auch eine Intervenierung des ADAC bei Reifenlieferant Pirelli für einen Reifen mit einer weniger spitzen Charakteristik in Betracht. Hierfür gibt es aber bislang noch keine Anzeichen.