Debrief ADAC GT Masters – Oschersleben

Am vergangenen Wochenende (der Link führt direkt zum Rennbericht) fanden in der Motorsport Arena Oschersleben die beiden ersten Rennen der diesjährigen ADAC GT Masters Saison statt. Bei wechselhaften Witterungsbedingungen kamen immerhin gut 25.000 Zuschauer in die Magdeburger Börde.
Oschersleben 2019 fight
Das gesamte Veranstaltungspaket konnte sich sehen lassen. Neben dem GT Masters stand erstmals die neue ADAC GT4 Germany auf dem Programm, dazu ADAC TCR Germany und ADAC Formel 4. Als einzige Top-Serie des Gesamtpakets fehlte in Oschersleben der Porsche Carrera Cup Deutschland.

31 GT3-Fahrzeuge von acht verschiedenen Herstellern traten zu den Läufen 1 und 2 der neuen Saison an. Nur gut zwei Wochen zuvor hatte man sich an gleicher Stelle zu den alljährlichen Vorsaisontests verabredet.
Anstelle der im letzten Jahr von Schubert Motorsport eingesetzten Honda NSX, gibt es heuer die Rückkehr von Aston Martin unter der Bewerbung von PROpeak Performance zu sehen. Das Auto #99 wird von Daniel Keilwitz und AMR-Werks- und Ex-BMW-DTM-Fahrer Maxime Martin pilotiert.Osch 99

Um es gleich vorwegzunehmen, das Debüt des Teams hatte Licht und Schatten. Nach Startplatz 15 und Position 10 am Samstag für Keilwitz / Martin sowie Startplatz 16 und Position 14 am Sonntag, also auf Anhieb zweimal in den Punkten, wurde das Fahrzeug jeweils nach der technischen Kontrolle im Parc fermé disqualifiziert.
Am Samstag wegen eines nicht aktivierten Feuerlöschers, am Sonntag ebenso wie das Schwesterfahrzeug #98 mit Hugo de Sadeleer und Valentin Hasse-Clot wegen Abweichungen beim Overboost Druck des Turbos.
Ein Problem, von dem auch in der Vergangenheit andere Teams, die Fahrzeuge mit Turbomotoren eingesetzt haben, ein leidvolles Lied singen können!
Trotzdem gibt die Gesamtperformance des Teams allen Grund zu Optimismus.

Apropos Licht und Schatten, die gab es auch gleich wieder zu Saisonbeginn auf offizieller Seite. Zugegeben, die Startprozedur gab diesmal wenig Anlass zur Beanstandung. Dafür kam es beim Rennen am Sonntag zu einem Eklat.

Der Polesitter, der ORANGE1 by GRT Grasser Lamborghini Huracán GT3 Evo #63 mit Christian Engelhart und Mirko Bortolotti wurde nach dem Boxenstopp völlig zu Unrecht wegen eines Verstoßes gegen Art. 39.2 des GT Masters Reglements zu einer Durchfahrtstrafe verdonnert und wurde damit um den Sieg oder zumindest um die Chance auf einen Podestplatz gebracht.
Startaufstellung Osch R2
Zwischenzeitlich hat man von offizieller Seite versucht die Panne aufzuklären.
Bei der Einfahrt des Lamborghini #63, mit schleichendem Plattfuß, in die Boxengasse, wurden fälschlicherweise zwei Zeitnahmeimpulse ausgelöst. Ein regulärer und ein schwächerer, sogenannter Phantomimpuls. Das Auftreten eines solchen Phantomimpulses hat es auch in der Vergangenheit immer wieder einmal gegeben.
Dieser ist scheinbar auch von den jeweiligen baulichen Gegebenheiten (enge Boxengasseneinfahrt etc.) sowie den technischen Einrichtungen für die Zeitnahme (Verlauf, Zustand der Induktionsschleifen u.ä.) abhängig.
Wegen des notwendigen Reifenwechsels wurde die minimale Boxenstoppzeit nach Reglement um 10 Sekunden verlängert. Allerdings wurde der verspätete zweite (Phantom)Impuls zur Ermittlung der Dauer des Boxenstopps herangezogen. So ergab sich fälschlicherweise eine Unterschreitung der Mindestzeit.
Offenbar ohne gründliche Prüfung (wie man bei der späteren Überprüfung feststellte, war dies das erste Mal überhaupt an diesem Wochenende, dass ein Phantomimpuls auftrat), wurde der Reglementverstoß an die Rennleitung gemeldet. Diese verhängte umgehend die dafür vorgesehene Sanktion in Form einer Durchfahrtstrafe.
Oschers R2 EFP12 Spin
In der Rückschau also im Prinzip eine Kombination von technischem und menschlichem Versagen. Erst trat ein technisch bedingter Fehler auf, der dann nicht mit der gebotenen Sorgfalt manuell überprüft und deshalb auch nicht rechtzeitig erkannt wurde.
Und genau aus dieser Erkenntnis ergeben sich die Optionen einer zukünftigen Vermeidung eines solchen Zwischenfalls.

Erstens ist es möglich, automatisiert, technisch zu detektieren, ob innerhalb einer definierten, logischerweise sehr kurzen, Zeitspanne ggf. ein zweiter Impuls für dasselbe Fahrzeug ausgelöst wurde. Der Fehler sollte dann automatisch erkannt und manuell überprüft, respektive korrigiert werden.

Zweitens ist es möglich, einen definierten Schwellenwert für die Stärke eines aufgetretenen Impulses festzulegen, oberhalb dessen überhaupt erst eine Impulserfassung erfolgen soll. Das ist nach Angaben von offizieller Seite z.Zt. bereits praktisch so im Einsatz, müsste aber evtl. ein Feintuning erfahren.

Und zu guter Letzt müsste jede Unterschreitung der vorgeschriebenen Boxenstoppdauer immer erst manuell sorgfältig geprüft werden, bevor eine Meldung an die Rennleitung erfolgt.
Die Zeit dazu wäre, man befindet sich schließlich erst etwa bei der Hälfte der Renndistanz. Ob eine etwaige Durchfahrtstrafe eine Runde früher oder zwei später verhängt wird, ist in der Regel nicht so gravierend, wie eine nicht wieder rückgängig zu machende, Ergebnis beeinflussende, Fehlentscheidung.Oschers R2 Ineichen Grasser

Dennoch muss man an dieser Stelle auch klar feststellen, dass Fehler, gleich welcher Art, immer und überall im Leben und damit auch im Motorsport, nicht nur im Fußball, möglich sind und es nie eine hundertprozentige Sicherheit für nichts geben wird.

Wie GT-EINS in Erfahrung bringen konnte, hat sich die Zeitnahme beim Teamchef von ORANGE1 by GRT Grasser, Gottfried Grasser persönlich, für den Fehler entschuldigt. Das ist gut und nicht mehr als richtig!
Natürlich ist es trotzdem super schade, denn gerade Mirko Bortolotti und Christian Engelhart hätte man nach den vorangegangenen Problemen an diesem Wochenende, einen Erfolg am Sonntag mehr als gegönnt!

Nun aber zurück zu den sportlichen Ergebnissen. Beim Qualifying am Samstagmorgen gab es eine handfeste Überraschung in Form der Pole position von Marvin Dienst, bei der Rückkehr von Schütz Motorsport im Mercedes-AMG #36 sowie des zweiten Platzes von Mattia Drudi im Team EFP Car Collection by TECE Audi R8 #12. Christian Schütz hätte vor lauter Freude platzen können.
Auch die vierte Startposition von David Jahn in der Corvette C7 #13, bei seiner Rückkehr zu RWT Racing von Gerd Beisel, sorgte für Aufsehen.
Osch Start R1
Sieger des Rennens am Samstag waren letztlich nach einer megastarken Leistung, Markus Pommer und Marvin Kirchhöfer, von P5 gestartet, in der Callaway Competition Corvette #77, vor Patric Niederhauser und Kelvin van der Linde (Startposition 3) im HCB Rutronik Audi R8 #31, ein verdammt starkes Debüt des Teams, und Jeffrey Schmidt und Christopher Haase im pinken BWT Mücke Motorsport R8 LMS #25. Auch dies eine sehr solide Leistung.Oschers R1 Kirchoefer Parc Ferme


Am Sonntagmorgen sicherte sich Mirko Bortolotti im ORANGE1 by GRT Grasser Lamborghini #63 unter schwierigen Bedingungen die Pole vor seinem italienischen Landsmann Matteo Cairoli im KÜS TEAM75 Bernhard Porsche #18. In der zweiten Reihe das Meisterauto von Precote Herberth Motorsport #1 mit Thomas Preining am Volant. Daneben ein in den wechselnden Konditionen stark fahrender Dries Vanthoor im R8 LMS #28.
Osch R1 63118

Am Ende ging der Sieg an Thomas Preining und Robert Renauer im Porsche 911 GT3 R #1 vor Vanthoor und seinem Partner Ricardo Feller, der im Rennen ebenfalls einen super Job machte.

Etwas Konsolidierung für ORANGE1 by GRT Grasser mit dem dritten Platz von Franck Perera und Rolf Ineichen im Huracán #82 sowie dem fünften Rang für Marco Mapelli und Michele Beretta im Lamborghini #19. Für Bortolotti / Engelhart blieb am Ende nur der enttäuschende 21. Platz.

Nach dem ersten Schlagabtausch der Saison, läßt sich selbstverständlich noch kein klarer Favorit für den Titel ausmachen. Aber, es gab bereits einige positive Überraschungen. Wie bereits im letzten Jahr, dürfen wir einen überaus spannenden Kampf und enge Rennverläufe erwarten.

Weiter geht es in drei Wochen, vom 17. bis 19. Mai 2019, in Most, CZ.

Die ganze Spannung und wie immer, alle Hintergrundinformationen zum Wochenende, sind in unserem ausführlichen Rennbericht nachzulesen.

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