Gestohlene Podiumsergebnisse in Oschersleben

Im Rahmen des ADAC-Wochenendes in Oschersleben (der Link führt zum dieses Mal besonders ausführlichen Rennbericht auf unseren Seiten) gab es mit dem Debüt der GT4 Germany Serie und dem Saisonstart der 13. GT-Masters Saison sicher viele positive Glanzlichter zu besprechen. Doch zumindest 2 Teams werden Oschersleben im allgemeinen und das ADAC-Wochenende im Speziellen nicht so gut in Erinnerung behalten. Nicht weil sie durch Pech oder Selbstverschulden Ausfälle erleben mussten, sondern weil ihnen durch Fehlentscheidungen der Rennkommissare Podiumspositionen oder gar Siege entgangen sind, was sicherlich jeden derart Betroffenen ärgerlich zurück lässt.

In der neuen GT4 Germany betraf es im ersten Lauf True Racing KTM-Pilot Reinhold Kofler. Der war 12 Minuten vor dem Ende in einen Infight mit GetSpeed Performance Mercedes AMG GT4-Pilot Jusuf Owega verwickelt. Ausgangs der Shell Esses flog Owega dabei in den Kies der Mibau Kurve ab, was die Rennleitung dem Augenblicke zuvor neben dem Wagen befindlichen Kofler ankreidete. Der 4 Minuten später schon in der Rennführung befindliche KTM wurde daher 8 Minuten vor dem Rennende zu einer Durchfahrtsstrafe herein zitiert.

Kofler: „Eine krasse Fehlentscheidung: weder habe ich den Mercedes berührt noch gibt es irgendwelche Kontaktmarken am Lack unseres Autos. Wir waren zwar auf annähernd gleicher Höhe aber es hat beim Einlenken definitiv keine Berührung gegeben. Wir haben den Sieg dadurch ungerechtfertigter Weise verloren und mussten uns in Lauf 1 mit dem 9. Platz nach der langen Boxendurchfahrt abfinden.“

Untermauert wurde die Aussage durch eine Inboardaufnahme die Kofler dem Autor dieser Zeilen nur 2 Stunden nach dem Rennen präsentierte. Auf dieser war kein Kontakt zu erkennen. Auch die Wiederholungen der TV-Aufnahmen die wohl als Grundlage für die Entscheidung der Rennleitung diente, lassen keine klare Berührung zwischen den beiden Wagen erkennen. Man muss daher vermuten das die Ferndiagnose per TV-Bild zumindest nicht sorgfältig genug durchgeführt wurde.

Mindestens genau so ärgerlich war die Entscheidung der Grasser Racing Team-Mannschaft am Sonntag eine Durchfahrtsstrafe wegen einer angeblich zu kurzen Boxenstandzeit zu verhängen. Der auf P1 plazierte Lamborghini war kurz vor Schliessen des Boxenstoppfensters mit einem schleichenden Plattfuss an die Box gekommen. Im Falle eines Reifenwechsels verlängert sich die Boxenstandzeit in der Regel von 70 auf 80 s. Bei der Einfahrt wurden der Zeitnahme allerdings 2 Impulse des Transponders von der Software übermittelt – der reguläre und ein 3 s später auftretender Phantomimpuls. Dieser verspätet aufgezeichnete Impuls wurde dann zur Bestimmung der Boxenstoppdauer herangezogen und führte dann trotz einer exakt eingehaltenen Zeit zur fehlerhaft ausgesprochenen Strafe.

Zwar fiel der Fehler dem ADAC noch während des Rennens auf, da hatte jedoch Christian Engelhart die schon ausgesprochene Strafe bereits in der Boxengasse abgesessen – Resultat: statt auf dem theoretisch möglichen Podiumsrang 3 fand sich das Duo Engelhart / Bortolotti auf Rang 21 ausserhalb der Punkte wieder.

Ja: es ist in der Regel wünschenswert wenn eine Rennleitung auf Grundlage schneller und korrekter Entscheidungen Regelverstösse zeitnah ahnden und Vorteilsnahmen unsportlich agierender Teilnehmer unterbinden kann. Es wird allerdings zur Farce wenn die Regelverstösse sich im Nachhinein als unbegründet herausstellen und die dennoch ausgesprochenen Strafen renn- oder meisterschaftsentscheidende Konsequenzen haben. Während im Falle der Grasser Racing-Strafe wohl dem ADAC ein bislang unbekannter technischer Bug der Zeitnahme zum Verhängnis wurde – den man auch offen eingestand und der nun von den Technikern analysiert wird - muss bei der Strafe für den True Racing KTM appelliert werden, dass man hier in Zukunft bei der Sichtung des Videomaterials mehr Sorgfalt walten lässt und im Zweifelsfall in Zukunft besser wartet, bis das Videomaterial der Inboardaufnahmen – jedes Team ist heutzutage mit entsprechenden Kameras ausgestattet – zur Verfügung steht. Das würde helfen, die Autorität der Rennkommissare zu stärken, statt diese durch wacklige Entscheidungen zu untergraben.

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