ELMS Estoril - die LMP2-Analyse
Das Finale der Europäischen Le Mans Serie 2014 ist vorüber – und Signatech hat mit dem Alpine-Oreca-Nissan den Titel knapp aber eindrucksvoll verteidigen können. Wie eng es bei den 4h von Estoril zuging enthüllt unsere Übersicht der Rundenzeiten die zeigt wie die Teams und ihre Piloten sich durch das Rennen schlugen.
Die schnellsten Piloten sassen am vergangenen Wochenende in den Autos von Murphy Prototypes und dem Team Jota. Während Murphy-Oreca-Pilot Pipo Derrani trotz der schnellsten Rennrunde vergeblich auf Unterstützung seiner neuen Teamkollegen hoffte - der grün-weisse Oreca kam am Ende mit 2 Runden Rückstand nicht über P6 heraus –, hätte die gewohnt schnelle Darbietung von Fillipe Alburquerque und dem mittlerweile mindestens gleich schnellen Harry Ticknell (angesichts dessen Zeiten wird ersichtlich warum Audi dem als „ELMS-Rookie of the Year“ ausgezeichneten Briten mittlerweile eine Testfahrt im Audi R18 e-tron Quattro anbot) durchaus für den Sieg gereicht. Es war lediglich ein klitzekleiner Fahrfehler von Silberpilot Simon Dolan der dem Team den Sieg und möglicherweise auch den Titel kostete. Denn gegen Ticknells Speed hätte Loeb-Pilot Vincent Capillaire am Ende nichts mehr entgegen zu setzen gehabt. Dennoch kann dem britischen Jota-Piloten Dolan kein Vorwurf gemacht werden. Die britische Truppe hat sich in diesem Jahr teuer verkauft und mit dem LMP2-Le Mans Sieg hat man sich mehr als Bestens aus der Affäre gezogen.
Die Zeiten der beiden siegreichen Sebastian Loeb Racing Piloten zeigen auf wie sehr der Faktor der Michelin-Reifen an diesem Wochenende auf dem hochabrasiven Asphalt in Portugal entscheidend war: Die einzige Michelin-Mannschaft setzte konsequent auf Doppelstints und konnte trotz der abbauenden Pneus - besonders gut sichtbar an Erikssons Rückgang der Rundenzeiten (GP3-Pilot Jimmy Eriksson sass an diesem Wochenende zum ersten Mal in einem LMP2) die knapp 1s die man im Schnitt langsamer war dennoch in einen Sieg ummünzen. Mehr Michelin-Teams oder die in Aussicht stehende Konkurrenz von Yokohama düften hier im nächsten Jahr noch mehr Würze in die Reifentaktik bei den Läufen bringen.
Allerdings waen die Doppelstints nur die halbe Miete: 1s pro Runde hätte 140s Rückstand am Ende bedeutet. Nur 60 Sekunden sparte man bei den beiden eingesparten Reifenstopps. 2 weitere Faktoren waren am Ende für den Sieg entscheidend: sowohl Morand (loser Gurt bei Pilot Gary Hirsch) als auch Race Performance (Strafstopp wegen Auslösen einer roten Flagge im Qualifying) als auch Signatech (2 Strafstopps wegen zu forschem Losfahrens bzw 1 Mann zu viel am Auto) mussten mindestens einen Stopp mehr ausführen. Letztlich bewies Debütant Jimmy Eriksson eine bemerkenswerte Konstanz bei seinen Rundenzeiten und machte dadurch Zeit wett.
Vielleicht hätte angesichts der abgefahrenen Reifen der Signatech Mannschaft sogar Michel Frey im Race Performance Oreca den ersten Sieg für die Schweizer Truppe einfahren können, doch ein Kontakt mit einem zu überrundenden Fahrzeug kurz vor dem Ende kostete den sicheren Rang 2. Der am Abend bei der ELMS-Gala im Casino von Estoril vergebene Titel „Gentlemandriver of the Year“ dürfte zumindest ein schwaches Trostpflaster für das entgangene Podium gewesen sein.
Die Teams von TDS Racing und der schnellere der beiden Greaves Motorsport Zytek ZN11 fielen durch technische Defekte aus – daher schafften es Pegasus Racing und der 2. Greaves-Wagen trotz ihrer Speed-Defizits in die Top10.