Allez les Bleus! - Rennfakten aus Le Castellet
Das war also der Auftakt in die 8. Le Mans Serie-Saison 2011. Obwohl die Serie schon grössere Felder gesehen hat, blieben die 6h von Le Castellet (der Link führt zum vollständigen Rennbericht) keinerlei kurzweiliger Unterhaltung schuldig. Zuerst der unglaubliche Startcrash, auf den wir gestern schon in aller Breite eingegangen sind, dann die Wiederauferstehung der Pescarolo-Mannschaft, ein spannender Schlagabtausch bis zum Ende in der LMP2, ein GTE-Ferrari-Dreikampf in dem wir erstmals auch Horst Farnbachers Truppe als Spitzenreiter bestaunen konnten und zwei verdiente deutschsprachige Siegermannschaften in der GTE-Am und der Formula Le Mans. Wenn wir bei den nächsten Läufen, die gemeinsam mit dem Intercontinental Le Mans Cup abgehalten werden, bei doppelt so grossen Feldern auch doppelt so viel Action bekommen, dann meldet GT-Eins hier schon ein mal ein dringendes Aushilfegesuch an versierte Rennberichtschreiber an. Zu den Fakten:
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Es war das zweite LMS-Rennen auf dem HTTT. Während die Ausgabe 2010 über 8h und 1540km Distanz ging wurden vom siegreichen Team dieses Mal 1071km nach 6h und 185 Runden absolviert.
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Achter Sieg von Henri Pescarolos Truppe mit der eigenen Konstruktion - die basierte übrigens ursprünglich auf dem Courage C60, den die Mannschaft dann schrittweise immer mehr und mehr umbaute. Weitere Courage-Clones sind übrigens die Acura/HPD-Wagen und die Oreca-Autos. Altmeister Henri war die Genugtuung über die erfolgreiche Rückkehr ins Renngeschäft nach den finanziellen Wirren des Vorjahres auf dem Podium deutlich anzusehen.
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Pilot Emanuel Collard errang den achten Sieg und zieht damit mit ex-Pescarolo-Teamkollegen Jean-Marc Boullion als erfolgreichster LMP1-Pilot der Serie gleich. Boullion sollte nun schleunigst zu Pescarolo zurückkehren, wenn er nicht von Collard abgehangen werden will.
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Sechster Zytek-Sieg in der LMP2. Es war gleichzeitig der erste Sieg für den neuen von Zytek betreuten Nissan-Motor, dem von Insidern noch viel Potential bescheinigt wird. Das neue Outfit von Greaves Motorsport, für den seit drei Jahren in der Serie starteten S09 von Wagenbesitzerin Renate Ojjeh, trug sich erstmals in die Siegerlisten der LMP2 ein. Pilot Karim Ojjeh stieg mit seinem fünften Klassensieg auf Rang 3 der erfolgreichsten LMP2-Piloten der Serie auf.
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Erster Auftritt und gleich erster Sieg für den von Pegasus Racing betreuten Formula Le Mans von Mirko Schultis, Patrick Simon und Julian Schell. Mit diesem Ergebnis hatte das Team nach einem verharzten Testauftakt und Qualifying am allerwenigsten gerechnet. Der den Lesern dieser Seiten und den Forumsmitgliedern nur all zu bekannte Mirco Schultis konnte sein Glück denn auch kaum in Worte fassen. Er dürfte der erste Pilot sein der es aus der Sportscar Challenge bis auf die oberste Spitze eines LMS-Podiums geschafft hat. Chapaux!!! Den deutschen FLM-Triumphtag am HTTT machte die Genoa Racing-Crew mit dem Wagen von Christian Zügel, Jens Petersen und dem Amerikaner Elton Julian auf dem zweiten Platz perfekt. Zeit, dass mal mehr über die Klasse in den hiesigen Medien berichtet wird.
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Das Auto scheint übrigens die Strecke zu mögen. Nachdem 2010 Applewood Racing mit dem FLM-Chassis am HTTT gewann schaffte nun Pegasus Racing mit dem selben Auto die Wiederholung des Sieges. Mirco sollte schon mal das Hotel für das Rennen 2012 am HTTT vorbestellen ...
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Die Elsässische Truppe von Pegasus Racing erzielte mit dem FLM-Sieg übrigens ihren ersten Klassensieg in der Le Mans Serie. Dass allerdings zur Siegerehrung die deutsche Hymne ertönte, war des deutschen Jubels über das Klassenergebnis vielleicht zuviel. Eigentlich hätte hier die Marseillaise für die Strassburger Mannschaft erklingen müssen. Wahrscheinlich wollte der Podiumsbeauftragte nach der GTE-Am-Ehrung nur nicht die Kassette wechseln ...
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A propos GTE-Am - kommen wir zum einzig erfreulichen Fakt für Porsche an diesem Wochenende: Alle Porsche, die das Rennen beendeten, gewannen auch etwas. Am meisten zu arbeiten hatten wohl die Felbermayrs und Felbermayr-Proton-Teamchef Christian Ried, die als reine Privatierscrew ohne Profi-Unterstützung die erstmals in der Le Mans Serie ausgetragene Klasse gewannen. Langjährige Rennerfahrung ist offensichtlich durch nichts zu ersetzen - ausser durch noch langjährigere Rennerfahrung. Daher wohl zeigte Horst Sr. den Jungspunden aus der deutschen Werksmannschaft am Start wie man souverän und ohne einen Kratzer am Auto durch ein Porsche-Billardspiel hindurch kurvt und anschliessend seine Klassenführung eisern gegen eine gesammelt anstürmende Ferrari-Meute verteidigt. Horst Jr. (der auf der Podiums-Pressekonferenz übrigens den 8-jährigen Kartpiloten Horst Felbermayr Jr.Jr. als nächsten Spross der Dynastie vorstellte) und Christian Ried bauten den Vorsprung dann weiter aus, wobei der vom Felbermayr-Proton-Team gut vorbereitete RSR auch keinerlei Makel zeigte.
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Zweiter Sieger für Porsche war übrigens der GTE-Am-IMSA-Performance-RSR von Raymond Narac und Nicolas Armindo. Nachdem man durch die Reparatur nach dem Startcrash gut 30 Runden verlor, besann man sich auf das einzig sinnvolle Ziel: Mit einem mageren Mapping die Michelin-Green-X-Challenge für sich zu entscheiden. Das gelang und der erste Pokal ging in die Hände der französischen Mannschaft. Ob man nun für den Rest der Saison weiter bei dieser Taktik bleibt? Ganz zufrieden sahen die beiden Vollgas-Franzosen auf dem Podium nach der gezügelten Spassbremsenfahrt jedenfalls nicht aus.
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Erster Sieg für den neuen Ferrari F458. Da leider Porsche indisponiert war, wird man erst in Spa-Francorchamps erfahren, wieviel die den Weissachern nach Sebring zugestandene Restriktorvergrösserung wirklich gebracht hätte. Überraschend war lediglich das JMW Motorsport trotz eines neueren Autos besser durch das Rennen kam als AF Corse mit den beiden ausgetesteten F458. Mit dem dritten Seriensieg für JMW Motorsport und dem elften Fahrersieg von Rob Bell steht es zwischen Porsche und Ferrari nun wieder 17:17 nach Siegen – der Klassiker setzt sich fort!