Saison 7 des MLMC vor dem Start
An diesem Oster-Wochenende startet anlässlich des Saisonauftakts der Europäischen Le Mans Serie auch die siebte Saison des Michelin Le Mans Cup. Mit einem Feld von 39 eingeschriebenen Teams (31 LMP3, 7 GT3 und dem H24-Racing-Brennstoffzellenversuchsträger auf Adess-Basis) toppt man in dieser Saison noch die Teilnehmerzahl aus dem letzten Jahr, als 31 Wagen (24/6/1) gemeldet waren.
Die preiswerteren aber schnelleren LMP3 haben erneut gegenüber den GT3 die Oberhand was nicht zuletzt auch an der gegenüber den SRO-GT3 deutlich anders gestalteten BoP liegt. 24 Ligier JS P320 LMP3 stehen hier 7 Duqueine M30-D08 LMP3 gegenüber. In der zahlenmässig grössten Fraktion der Ligier-Fahrzeuge, die 60% des Feldes ausmacht, sind 17 Einsatzmannschaften gelistet. Die anglo-amerikanische United Autosports Mannschaft bringt alleine 4 Fahrzeuge aufs Grid. Interessant ist das hier mit Reiter Engineering eine neue deutsche Mannschaft debütiert, die aus der Vergangenheit einen breiten Erfahrungsschatz als Konstruktionsteam mitbringt. Daneben startet auch das Frikadelli Racing Team erneut in der Meisterschaft.
Auf Seiten der Duqueine M30-D08 LMP3 Einsatzteams kommen 2 weitere deutschsprachige Mannschaften hinzu: die deutsche Rinaldi Racing-Mannschaft die neben dem eigenen Wagen von „Steve Parrow“ und ex GT-Masters-Champion Daniel Keilwitz den Wochenspiegel Team Monschau-D08 von Thorsten Kratz und Leonard Weiss betreuen, sowie die 4-fachen Serienchampions von DKR Engineering aus Luxemburg, die erneut den 2-fachen deutschen Champion Laurents Hörr ins Rennen um einen dritten Titel werfen. Hörr wird dieses Jahr den US-Amerikaner Jon Brownson als Co-Pilot an seiner Seite haben. Letztes Jahr musste sich die erfolgsverwöhnte Luxemburger Truppe von Teamchef Kendy Janclaes erstmals der britischen Nielsen Racing Mannschaft im Titelkampf beugen.
Gegenüber dem Vorjahr schrumpft damit das Herstellerfeld wieder auf 2 Modelle (Duqueine M30-D08 LMP3 und Ligier JS P320 LMP3) zusammen: nachdem der einzige Adess im Feld letztes Jahr auch nach dem Update nicht mit sportlichen Ergebnissen überzeugen konnte hat sich dieses jahr noch kein Einsatzteam für die Konstruktion gefunden. Ginetta vermisst man ebenfalls, aber für die britische Konstruktion stehen bereits in der neuen deutschen Prototype Cup Germany Serie 2 Einsatzteams fest.
In der GT3-Klasse gibt es eine Neuheit: erstmals ist nicht Ferrari sondern Honda die verbreitetste Konstruktion. Möglich macht das die dänische Neueinsteiger-Truppe von GMB Motorsport die gleich 3 der NSX GT3 an den Start bringt. Daneben starten 2 AF Corse Ferraris und je ein Aston Martin der spanischen Bullitt Racing Truppe und ein italienischer Ebimotors Porsche. Deutschsprachige Starter sucht man in dieser Klasse allerdings ebenso vergebens wie eine Spur der Meisterteams der letzten 3 Jahre: weder Kessel Racing noch Iron Lynx noch PZ Zürichsee/TFT sind in der Serie weiter vertreten.
Die 2016 als reine GT3-Serie gestartete ACO-Meisterschaft wechselte schon nach einem Jahr auf ein duales Klassenmodell, wobei die preiswerteren aber schnelleren LMP3 die GT3 rasch in in den Hintergrund drängten. Angesichts der bevorstehenden Ablösung der überteuerten GTE durch die GT3 in 2024 hält der ACO aber weiterhin an der wegen der SRO-Regeldominanz vormals ungeliebten GT3-Klasse fest. Zumindest hat man sich in Sachen Kooperation deutlich auf die SRO zubewegt, die nach wie vor in Sachen GT3-Reglementskompetenz die Hosen an hat. Das die Teams die sich über den Michelin Le Mans Cup eine Le Mans-Wildcard erfahren dennoch einen deutlich teureren GTE zulegen und dabei gegebenenfalls die angestammte Einsatzmarke wechseln müsssen ist immer noch ein grosses Manko was der GT3 im ACO-Umfeld den Durchbruch verwehrt.
Das der Michelin Le Mans Cup dennoch nun aus allen Nähten platzt liegt eher daran das die „3.Liga“ des ACO nun als Türöffner für eine ELMS-Saison herhalten muss. Nur über ein vorangegangene Teilnahme am Cup kann man sich für die Europäische Le Mans Serie des Folgejahres qualifizieren, wobei die Kriterien für einen Auf-oder Abstieg bei weitem nicht so klar und transparent sind wie einst kommuniziert. Viele Neueinsteiger reizt auch die Perspektive angesichts des anstehenden Debüts der kostenreduzierten Top-Klasse der LMDh über einen Aufstieg in die ELMS eine Chance auf einen möglichen Semi-Werkseinsatz eines solchen Bolidens in Le Mans in den kommenden Jahren zu erhalten. Ob dies allerdings am Ende nicht vielleicht nur ein Traum bleibt, ist angesichts der sich gerade wirtschaftlich verschlechternden Gesamtlage eher ungewiss. Audi zumindest soll dem Vernehmen nach seine LMDh-Pläne in aller Stille wieder einkassiert haben und sich angeblich in eine ganz andere Richtung orientieren. Ob andere Hersteller den Ingolstädtern nacheifern scheint nicht ganz ausgeschlossen.