Die Geschichte der 12h von Bathurst
Zum 19. Male werden an diesem Wochenende die 12h von Bathurst ausgetragen. Allerdings ist es erst das 18. Rennen am legendären Mount Panorama für den Langstreckenevent, der schon eine wechselhafte Geschichte vorzuweisen hat, und der erst seit 2011 eine weitere spektakuläre Bühne für den GT3-Sport bildet. Zumindest feiert man in diesem Jahr (2020) das 10. Rennen bei dem die GT3-Plattform als gesamtsiegfähige Klasse den Kampf um das Siegertreppchen bestimmt.
Ursprünglich wurde die erste Ausgabe des Rennens 1991 als reine Tourenwagen-Veranstaltung für seriennahe Produktionswagen konzipiert. Inspiriert vom seit den 60´er Jahren ausgetragenen Bathurst 1000km-Rennen wollte man den im Schatten der V8 Supercars stehenden Gruppe A-Tourenwagen wieder eine neue Bühne bieten und gleichzeitig gegenüber dem etwa 6 stündigen Bathurst 1000 eine neue Herausforderung mit einer doppel so langen Renndistanz schaffen. 24 Wagen in 6 verschiedenen Klassen traten am Osterwochende 1991 zum Auftaktrennen an, das aus Lärmschutzgründen vom ursprünglichen Startzeitpunkt um 9 Uhr auf 5 Uhr morgens vorverlegt wurde – eine Tradition die man dann auch in den kommenden Jahren beibehalten sollte.
Die erste Ausgabe gewann ein australisches Team mit einem seriennahen Toyota Supra Turbo – also einem GT-Fahrzeug. Und auch in den kommenden Jahren sollte mit 4 Seriensiegen des Mazda RX7 ein GT-Fahrzeug die Oberhand behalten. Allerdings entdeckten auch die Werke wie Honda, Nissan, BMW, Maserati, Porsche und Lotus den Event für sich und steigende Kosten führten im Jahr 1995 zu einer Verlegung für ein Rennen nach Eastern Creek. Der im November statt Ostern abgehaltene Event fand aber kaum noch Anklang und so fiel die Austragung des Laufs in den Folgejahren aus.
Nachdem 2002 und 2003 die australische Procar-Organisation 2 mal ein 24h Rennen organisierte, das allerdings mit der Insolvenz der Organisation endete, kam es 2007 zu einer Wiederauflage des 12h-Formats. Als reiner Tourenwagen-Event dominierten BMW und Mitsubishi die ersten 4 Jahre ehe die Organisatoren 2010 den Entschluss fassten das Rennen auch für aktuelle GT3 Fahrzeuge zu öffnen. Auch wenn diese Idee zunächst bei den zuvor beteiligten Tourenwagenteams nicht gut ankam – die Starterzahlen fielen von 49 im Jahre 2009 und 42 in 2010 auf 26 bei der ersten Ausgabe mit den GT3 2011 und 25 im Folgejahr 2012 - steigerte sich das Niveau und der Ruf des Events dadurch spürbar. Für die Ausgabe 2013 holte man sich die niederländische Creventic-Gruppe als Mitorganisatoren mit an Bord, was die Starterzahl durch ein gutes Dutzend europäischer Gaststarter auf die Rekordgrösse von 53 Startern anhob.
Doch die Kooperation war nicht von Dauer. Erst als sich die lokalen Organisatoren sich mit der deutlich professionelleren SRO zusammen taten, die seit 2016 das Rennen als Auftaktveranstaltung in den Kalender der neu geschaffenen Intercontinental GT Challenge integrierte, gab es einen Schub in Sachen Teilnehmerzahlen und Reputation des Rennens. Seither haben der spektakuläre Kurs und die einige bis zuletzt umkämpfte, spektakuläre Finishs der letzten Jahre den Ruf des Rennens immer weiter angehoben, so das es mittlerweile einen festen Platz in den Top-10 der wichtigsten Langstreckenrennen weltweit besitzt.
Der Kurs stellt mit 170m Höhenunterschied extreme Ansprüche an Material und Piloten. Immer wieder kommen Bedenken auf, ob das Layout des Traditionskurses mit seinem Betonkanal noch dem höheren Tempo der GT3 gewachsen ist. Zumindest in den letzten Jahren gingen die Unfälle in Bathurst bislang glimpflich aus. Dennoch sollten die Streckenbetreiber über die Installation von Dreifachleitplanken zumindest im Bereich der Conrod Straight nachdenken, auf deren Bergab-Passagen auch die GT3 regelmässig an der 300´er Grenze kratzen.
In Sachen Markenvielfalt fällt auf, das Bathurst durch den Charakter des Rennens alles andere als ein Kurs für Seriensieger ist: Während auf den meisten anderen Strecken die deutschen Konstruktionen (Porsche, Audi, AMG und BMW) das Gros der Siege in den letzten Jahren einheimsten, konnten in Bathurst auch britische (McLaren), italienische (Ferrari) und japanische (Nissan, Toyota , Mazda) Konstruktionen in der Vergangenheit die Gesamtsiege holen. Dies mag als Indiz für einen gewissen „Roulette-Charakter“ des Rennens gelten, das neben technischer und fahrerischer Exzellenz auch teamstrategisches Können und ein gewisses Quentchen Glück beim Überstehen der 12h zwischen den Betonmauern und bei den zahlreichen Überrundungsmanövern – besonders mit den kleineren Klassen – voraus setzt. Jedenfalls sind Mazda und Audi mit jeweils 3 Siegen die bis dato erfolgreichsten Hersteller beim Klassiker am Mount Panorama
Ein weiteres Unikum: Bislang hat noch kein Pilot den Traditionsevent mehr als 2 mal gewonnen. Die Liste der Doppelsieger umfasst bislang 7 Namen: Gary Walden, John Bowe (der zusätzlich zu seinen beiden Bathurst-Siegen auch da Ausweichrennen in Eastern Creek gewann), Rod Salmon, Damien White, Christopher Mies , Darryl O´Young und Craig Lowndes sind die Doppelsieger. Von diesen Piloten startet 2020 lediglich Christopher Mies in einem der 3 werksunterstützten Audis mit einem Anlauf auf seinen dritten Sieg am Mount Panorama.
Rennen | Jahr | Team | Land | Wagen | Fahrer 1 | Fahrer 2 | Fahrer 3 |
1 | 1991 | ? | Toyota Supra Turbo | Nigel Arkell | Peter Fitzgerald | Allan Grice | |
2 | 1992 | Mazda Australia | Mazda RX7 | Garry Waldon | Mark Gibbs | Charlie O´Brien | |
3 | 1993 | Mazda Australia | Mazda RX7 | Garry Waldon | Alan Jones | ||
4 | 1994 | Mazda Motorsport | Mazda RX7 | Neil Crompton | Gregg Hansford | ||
- (E.C.) | 1995 | Mazda Motorsport | Mazda RX7 | John Bowe | Dick Johnson | ||
5 | 2007 | Eastern Creek Intl. Karting | BMW 335i | Craig Baird | Garry Holt | Paul Morris | |
6 | 2008 | SKWIRK.com | Mitsubishi Lancer Evo IX | Rod Salmon | Damien White | Graham Alexander | |
7 | 2009 | TMR Australia | Mitsubishi Lancer Evo X | Rod Salmon | Damien White | Tony Longhurst | |
8 | 2010 | Eastern Creek Intl. Karting | BMW 335i | John Bowe | Garry Holt | Paul Morris | |
9 | 2011 | Joest Racing | Audi R8 LMS | Christopher Mies (D) | Marc Basseng (D) | Darryll O´Young (HK) | |
10 | 2012 | Phoenix Racing | Audi R8 LMS | Christopher Mies (D) | Christer Jöns (D) | Darryll O´Young (HK) | |
11 | 2013 | Erebus Racing | Mercedes SLS GT3 | Bernd Schneider (D) | Thomas Jäger (D) | Alexander Roloff (D) | |
12 | 2014 | Maranello Motorsport | Ferrari F458 GT3 | John Bowe (AUS) | Craig Lowndes (AUS) | Peter Edwards (AUS) , Mika Salo (FIN) | |
13 | 2015 | NISMO Athlete Global Team | Nissan Nismo GT-R GT3 | Florian Strauss (D) | Wolfgang Reip (B) | Katsumasa Chiyo (J) | |
14 | 2016 | Tekno Autosports | McLaren 650S GT3 | Shane Van Gisbergen (AUS) | Alvaro Parente (P) | Jonathan Webb (AUS) | |
15 | 2017 | Maranello Motorsports | Ferrari F488 GT3 | Tony Vilander (FIN) | Craig Lowndes (AUS) | Jamie Whincup (AUS) | |
16 | 2018 | Audi Sport Team WRT | Audi R8 LMS evo | Robert Frijns (NL) | Stuart Leonard (GB) | Dries Vanthoor (B) | |
17 | 2019 | Earl Bamber Motorsport | Porsche 991 GT3 | Dirk Werner (D) | Dennis Olsen (N) | Matt Campbell (AUS) |