GT2-EM ausgesetzt - was droht nun der Klasse?
In einem kurzen Statement hat die SRO heute die Aussetzung der geplanten FIA-GT2-Europameisterschaft bekannt gegeben. Man habe statt dessen der FIA vorgeschlagen, einen GT2-Europacup anlässlich des 24 Stunden Rennen von Spa-Francorchamps für die bestplazierten Wagen dieser Kategorie auszuschreiben. Die SRO begründet den Schritt damit, dass der Erfolg und die Markenvielfalt der GT3 die geplante Privatfahrermeisterschaft der GT2 mit zwei 1h-Rennen für hauptsächlich mit Privatiers besetzte GT2 obsolet gemacht habe.
Damit gesteht die SRO ein, dass ihr Konzept für die von der FIA-GT1 Weltmeisterschaft abgetrennte GT2-Serie sich zuwenig von den bestehenden Alternativen abgehoben hatte. Offensichtlich hatte sich Stephane Ratel zu sehr um die neue GT1-Top-Serie kümmern müssen, um den GT2-Kunden ein überzeugendes Konzept für einen Einsatz im SRO-Serienpaket bieten zu können. Deren Ausbleiben dürfte nun der Sargnagel für das Konzept der GT2-EM gewesen sein. Die ehemaligen Kundenteams sind längst zu den Alternativserien der International GT-Open - wo die GT2-Teams in einstündigen Rennen um Gesamtsiege kämpfen – und der Le Mans Serie und ALMS, wo Langstreckenrennen nach altem Format mittlerweile Werksfahrer in den GT2-Boliden erfordern, abgewandert. Zudem bieten die GT3 nun annähernd den selben Speed der GT2 – und sind dabei im Schnitt 150.000 Euro pro Wagen billiger.
Fast könnte man versucht sein, Ratel des vorsätzlichen „an die Wand-Fahrens“ seines geplanten GT2-Konzeptes zu bezichtigen, um die GT3 bei ACO und FIA mittelfristig als neue Klasse unterhalb der Top-Kategorie GT1 zu etablieren. Seine letzten Äusserungen in Richtung der Konkurrenzserien lassen jedoch tiefer blicken. Dort erhob der SRO-Kopf unter anderem schmollend Plagiatsvorwürfe gegenüber der International GT-Open Organisation und zeigte sich öffentlich enttäuscht von den Herstellern und Teams, die nun eher auf die Le Mans Serie und ALMS als Werksbühne für die GT2 setzten, statt seine Idee einer weiteren Privatfahrerklasse zu unterstützen. Hier scheint durch, das der seit 20 Jahren aktive Rennpromotor offensichtlich vom Erfolg seiner Idee überzeugt war – und nun tief irritiert ist, dass diese von Teams und Herstellern nicht gebührend gewürdigt wurde.
Die Absage der GT2-EM, bei der Ratel nun für 2011 einen neuen Anlauf unternehmen möchte, lässt die Kategorie nun politisch turbulenten Zeiten entgegen sehen. Die FIA mit dem von der SRO gestellten GT-Bureau ist nach wie vor die Behörde, die für die Einstufung neuer und bestehender GT2-Boliden zuständig ist. Ohne eine existierende FIA-GT2-Serie könnte ein Vakuum bezüglich der Zukunft der Klasse drohen, für die immerhin mit Porsche, Ferrari, Aston Martin, Corvette, Spyker, BMW, Jaguar, Ford und Panoz neun Hersteller existierende Modelle parat haben. Der ACO hat bereits in der Vergangenheit betont die GT-Reglementhoheit bei der FIA zu sehen – solang die ihm nicht bei den LMP hereinredet. Die International GT-Open dürfte mit der Reglementdefinition ebenfalls nichts zu tun haben wollen. Sollten sich auch 2011 keine Interessenten für Ratels GT2-Privatier-EM finden oder der findige Franzose ein anderes Konzept präsentieren, dann wird man sicher erleben das er unermüdlich die GT3 als adäquaten Ersatz für die teurere und nur wenig schnellere Klasse anpreisen dürfte. Ob dies auf die ungeteilte Begeisterung von Herstellern wie Porsche oder Corvette treffen dürfte, kann man sich bis dahin schon einmal ausmalen.