Ratels Roadmap für 2010 - & einige Anmerkungen ...
Zugegeben – der Mann hat Visionen, die nicht nur Träume bleiben sondern bisweilen auch begeisternde Realität werden. Das hat Stephane Ratel, Gründer der die FIA-GT Meisterschaft ausrichtenden SRO in den vergangenen zwei Jahrzehnten wiederholt unter Beweis gestellt. Dennoch blieb nach der Pressekonferenz anlässlich der 24 Stunden von Spa-Francorchamps ein gehöriger Schuss Skepsis zurück, was die angekündigten Pläne bezüglich einer GT1-Weltmeisterschaft im Jahre 2010 betrifft.
Diesen Plan verfolgt Ratel schon seit einigen Jahren - und auch wenn man den einen oder anderen Schritt bezüglich der Aufwertung der Top-GT-Meisterschaft schon in Angriff genommen hat, wirklich nähergekommen ist man dem seit Jahren verfolgten Ziel bislang noch nicht, auch wenn dies bislang eher zwischen den Zeilen zu vernehmen war.
Zu den Fakten: Ratel stellte am vergangenen Freitag nachmittag seine Sicht auf die Zukunft der GT-Szene für die nächsten zwei Jahre dar. Demnach sieht der anstehende Umbruch in den GT-Reglements so aus, dass die bestehenden GT1-Modelle auslaufen und auf Basis der existierenden und angekündigten GT2 und GT3-Modelle sich die neuen GT1 & GT2-Wagen einfach und kostengünstig aufbauen liessen (siehe unten stehende Tabelle).
Kernpunkte des Entwurfs wären demnach:
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GT1 würden in Zukunft mit einem Mindestgewicht von 1200kg und GT2 mit einem Mindestgewicht von 1150kg spezifiziert werden um Leichtbauexzessen vorzubeugen.
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2010 Auslaufend:
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2010 GT1:
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2010 GT2:
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Prinzipiell kann ein Chassis-Modell sowohl als GT1 als auch als GT2 homologiert werden. Den Unterschied wird der Motorenhubraum (GT1:>5,5l ; GT2 <5l) und eine bei den GT1 freizügigere Aerodynamik ausmachen.
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Der Wechsel von der einen Klasse in die andere kann durch ein Aufrüstkit bzw. ein Motorendownsizing erfolgen, falls ein Hersteller dies wünscht.
Bezüglich der angedachten GT1-WM präsentierte Ratel sogar schon einen Wunschkalender der neben Rennen in Australien, China, Dubai, Brasilien, Argentinien, Russland und Portugal auch ein nicht näher spezifiziertes Rennen in Deutschland enthielt, bei dem es sich ausdrücklich nicht um Oschersleben handeln soll, das als Runde der GT2- und GT3-EM im Kalender bleibt. Plant man hier mit einem noch unbekannten Stadtkurs?
Spätestens hier hakt die Kritik an den Plänen, die Ratel schon seit Jahren verfolgt, ein. „Wer soll das bezahlen ...“ ist man geneigt anzustimmen, denn selbst in den wirtschaftlichen Boomzeiten der letzten Jahre fehlten die Mittel, um mehr als eine Überseerunde den Teams aufbürden zu können. Entsprechend ambitioniert gestaltete Kalender wurden schnell auf den Boden der wirtschaftlichen Tatsachen zurückgeworfen und mussten umgestrickt werden. Zwar hat Ratel Teilerfolge, wie die Erschliessung von Veranstaltungen wie Rumänien, Dubai, China und nun Argentinien erzielt (wobei letzteres mitnichten schon in trockenen Tüchern ist), aber Sponsoren für einen Kalender mit fünf Überseerennen sind derzeit nicht in Sicht.
Von der angedachten Unterstützung durch die Hersteller darf man zwar träumen - die dürfte aber letztendlich aufgrund der limitierten Einflussnahme der Hersteller (man darf nur die Wagen stellen / Einsätze erfolgen durch die Teams / maximal sechs Hersteller mit vier Wagen je Konstrukteur) auf wackligen Füssen stehen. Ob daher Details wie die Limitierung auf 24 Teilnehmer nicht doch zu früh kommen? Schliesslich lebt die GT- und Sportwagenszene von grossen Feldern wie in Spa-Francorchamps. Zu guter Letzt sollte man eines nicht vergessen: Den Plänen muss noch der mächtige ACO zustimmen, der mit Le Mans und den angeschlossenen Serie ein weiteres wichtiges Spielfeld der GT-Szene beherrscht. Dessen Skepsis bezüglich der Einstufungskriterien der SRO angelehnt an die GT3, trotz deren nachgewiesener Effektivität, muss Ratel trotz der Zustimmung der FIA im Rücken erst mal ausräumen.
Zur GT2-EM gab es angesichts des vorherrschenden Interesses an der GT1-WM weniger Details. Ausser dass diese 2010 starten soll und die Autos 2009 schon in der FIA-GT Meisterschaft mitfahren dürfen. Das GT3-Feld wird mit dem Auftauchen weiterer Marken (Audi, BMW-Alpina, Maserati) auf vier Wagen per Marke begrenzt werden. Die GT4 soll von den Teilnehmerzahlen und Marken her (Audi, Porsche, Maserati) erweitert werden und unter anderem auch mit weiteren Serien, so auch in Deutschland, populär gemacht werden.