Stand der Dinge am Nürburgring

demo.jpgVor einer Woche fand eine Demonstration der Gegner des Nürburgring-Verkaufs auf dem Zuschauerareal am Brünnchen statt. 2000 Gegner des Ringverkaufs trafen sich dort mit bekannten Gesichtern aus der VLN-Szene und Politikern, um gegen den Verkauf der traditionellen Anlage zu demonstrieren. Eine Videodokumentation der Veranstaltung kann unter diesem Link (Teil 1) und diesem Link (Teil 2) eingesehen werden.

Freilich wurde klar, dass angesichts des schon fortgeschrittenen Verfahrens die Aktion weitestgehend folgenlos bleiben wird. Die Vertreter der Grünen auf der Demo hatten einen schweren Stand. Klartext wie „Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern zwanzig nach. Es ist viel zu spät!“, kamen beim Publikum nicht gut an – obwohl sie wohl am Treffendsten das Problem beschrieben. Denn wie Insolvenzverwalter Thomas B. Schmidt in einem Interview mit der Rhein-Zeitung erläuterte, rechnet man damit, den Verkauf bis zum Ende des ersten Quartals unter Dach und Fach zu bekommen. Wer die derzeitigen Bieter sind, die in einem laut Aussage von Schmidt unter verschärften Bedingungen und strengen Vorgaben der EU-Kommission abgehaltenem Verfahren beurteilt werden müssen, darüber schweigt man sich aus. Grund dafür ist das von der EU-Kommission eröffnete Beihilfeprüfverfahren wegen möglicherweise zu Unrecht geflossener Subventionen des Landes.

Aus dem Kreis der Bieter sollen sich mittlerweile die österreichische Red Bull Holding Gerüchten zu Folge verabschiedet haben. Auch der anfänglich interessierte ADAC ist wegen eines laut Insolvenzverwalter zu geringen Angebotes derzeit aus dem Rennen. Da man Stillschweigen über die potentiellen Bieter behält, ist der Kreis der Kandidaten derzeit undurchsichtig, was natürlich die Ängste der Bürgerinitiative und der Ringfreunde schürt. Ob Toyota, denen ebenfalls Interesse von Oberster Stelle an einem Erwerb des Rings nachgesagt wird, noch im Bieterkreis ist, kann daher weder bestätigt noch dementiert werden. Irritationen bereitete zudem ein Artikel der Wirtschaftwoche, die über einen dubiosen Bieter aus Hong Kong bzw. Wahlsburg-Lippoldsberg berichtete, der auch nicht gerade geeignet war, das Vertrauen der Bedenkenträger des Verkaufs zu stärken.

Was sichtbar wird: Der Nürburgring und seine weit am Bedarf vorbei geplanten Bauten sind ein Politikum erster Güte. Der Ring ist für die Motorsport-Fans hingegen ein mit vielen Emotionen verhafteter Ort deutscher Motorsport-Geschichte, dem man mit dem Ringwerk, dem Ringdorf und zahlreichen überflüssigen Bauten einige dicke Betonklötze um den Hals gehängt hat, um ihn dann ins Haifischbecken des internationalen Wettbewerbs der europaweit um Kunden heischenden Rennsportanlagen zurückzuwerfen. Die Hoffnung, dass die Haie den aufgrund der Lasten auf den Grund gesunkenen Ring nicht mehr finden werden, hat sich als Vergebens herausgestellt. Wer von ihnen den Ring schluckt, werden wir bald wissen.

Zu Thema Emotionen und Nürburgring hat unser amerikanischer Kollege Janos Wimpffen ein nettes Video-Kleinod im Netz gefunden, das als versöhnlicher Jahresabschluss hier auf diesen Seiten stehen bleiben soll. Es stammt von kompetenter Stelle und soll als Erinnerung daran dienen, dass trotz aller Wirren die sich zwischen Nürburg und Müllenbach abspielen, in der Eifel noch eine aussergewöhnliche Rennstrecke befindet, die immer die Heimat des deutschen Rennsports bleiben wird – komme was wolle. In diesem Sinne: Ein frohes neues Jahr!

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