HHF Hybrid Racing - Infos aus erster Hand

 Aus technischer Sicht das spektakulärste Auto beim 24 Stundenrennen am Nürburgring ist mit Sicherheit der Gumpert Apollo von Heinz Harald Frenzens Hybrid-Racing Team. Der ehemalige F1-Laufsieger und DTM-Pilot in Diensten von Audi hat sich nach seinem Weggang aus der deutschen Tourenwagenszene die Förderung der Hybrid-Technologie im Rennsport auf die Fahnen geschrieben. Auf der Suche nach einem einsatzfähigen Pionierkonzept für diese Technik, die bislang nur in Grundzügen angedacht ist, landete Frentzen automatisch bei den Sportwagen und im Langstreckenformat, wie er GT-Eins gegenüber ausgiebig erläuterte.

„Aus Umweltsicht macht die Hybridtechnologie absolut Sinn, wenn man sich mal vor Augen hält, wieviel Energie jedesmal bei einem Bremsvorgang vernichtet wird und was das in der CO2-Bilanz dann ausmacht. Wenn du statt dessen diese Energie woanders noch speichern kannst, um sie zum Beschleunigen mit zu nutzen, ergibt sich automatisch eine Spritersparnis.“

Wie kam Frentzen zu Gumpert? „Wir hatten, nachdem wir den Bau eines eigenen Chassis als zu auswendig verworfen haben, durchaus mehrere Wagen in Erwägung gezogen, so den Mosler oder den Saleen. Am Ende war der Apollo das beste Paket, da er schön leicht ist und Platz für die notwendigen Komponenten bot. Gumpert unterstützt uns auch mit Know-How, allerdings bezahlen wir das Material alles selbst.“ So hat Frenzten einen zweiten Apollo als viel beachtetes Showcar und rollendes Ersatzteilträger vor der Box stehen, der auch ihm gehört.

hhfengelsTechnisch ist die Hybridtechnologie so eingebunden, daß der Fahrer den Lade- und Entladevorgeng mit beeinflusst, wie HHF (auf dem Foto links neben Co-Pilot Marcel Engels) uns erläuterte: „Wir haben am Lenkrad zwei Schlthebel, die den Generator ansteuern. Der 3,4l Biturbo Motor auf Basis eines Audi-RS-Blocks von Gumpert-Haustuner Hohenester, der für das Projekt extra downgesized und speziell gemappt wurde, betreibt die Hinterräder. Der Generator sitzt an der Vorderachse und wird - wann immer es möglich ist - so beim Bremsen oder Ausrollen über den linken Hebel zum Laden der Batterien in Betrieb genommen. Über den rechten Hebel können wir dann die Vorderräder betreiben, wobei etwa 100kW an Leistung anliegen."

"Das reicht dann auf den Geraden für etwa 140 Stundenkilometer Geschwindigkeit, wenn du nur mit dem Generator fährst“, ergänzt ALMS- und FIA-GT-Champion Dirk Müller. Er hatte Gelegenheit dies auszuprobieren, als der Motor am Schwalbenschwanz kurzfristig den Dienst quittierte und er die 6km bis zur Box auf den Batterien zurücklegte. Frentzen musste sogar einmal vom Karussell aus auf Batterien zurückfahren.

Die VLN sieht Frentzen, der das Projekt komplett eigenfinanziert hat und nun für die VLN-Saison auf Sponsoren hofft, als die Ideale Bühne für sein Projekt. „Die VLN ist uns sehr entgegen gekommen und bietet derzeit als einzige Serie die technischen Gegebenheiten, ein solches Projekt aufzuziehen. Zudem ist das Endurance-Format ideal, um solch eine technische Lösung zu erproben. Und das 24h-Rennen ist eine Gelegenheit, uns einer breiten Öffentlichkeit und potentiellen Sponsoren zu präsentieren und zu zeigen, dass unser Projekt nicht nur eine windige Luftnummer ist, sondern dass die Technik, um die sich Norbert Kreyer kompetent kümmert, einsatzfähig ist und Hand und Fuss hat.“ Marcel Engels umreisst das Ziel knapp: „Kilometer sammeln und ankommen, egal wie lang und wie oft wir in der Box stehen. Dies ist ein Pilot-Einsatz und niemand rechnet mit einem Sieg. Was zählt sind die Kilometer.“

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