N24h als IGTC-Lauf 2024 - Fragen an Ratel
Es war das unerwartete Highlight der jährlichen Pressekonferenz der SRO im Rahmen der 24h von Spa 2023 (der Link führt zum GT-Eins-Rennbericht auf unseren Seiten): die Bekanntgabe des Fakts das die 24h am Nürburgring 2024 mit als Bestandteil der Intercontinental GT Challenge des kommenden Jahres gewertet werden. Mit dem wohl erst kurzfristig geschlossenen Deal flogen nicht nur die Gulf 12 hours aus dem vorläufigen nächtsjährigen Kalender der inoffiziellen GT3-Weltmeisterschaft der SRO. Auch brach SRO-Boss Stephane Ratel dabei mit einem Prinzip: das nicht mehr als ein Rennen pro Kontinent zur Veranstaltungsserie dazugehören soll. Nun finden sogar 2 Rennen in Folge in nur 75km Luftlinie voneinander entfernt statt – was so zuschauerfreundlich ist das man direkt als erste Folge ein Discount-Eintrittsticket für alle beiden Veranstaltungen als erste Massnahme beschloss. Das zeigt welch hoher Stellenwert dem Klassiker am Ring auch von der SRO beigemessen wird.
Gleichwohl weckte die Bekanntmachung sofortige Bedenken unter den langjährigen Kennern und Liebhabern der Traditionsveranstaltung am Ring: würde sich die Intercontinental GT Challenge hier überhaupt integrieren lassen? Welche Folgen würde das zusätzliche Prädikat haben? Müsste man sich sogar vom 24h-Format trennen? Aus der Mitte einiger in unserem Forum aktiver Fans wurden diese Fragen in Richtung unseres Spa-Berichterstatterteams gestellt und GT-Eins nutzte die erste Gelegenheit sowohl Stephane Ratel als auch den Presse Sprecher der Intercontinental GT Challenge Tom Hornsby und ADAC Nordrhein Rennleiter Walter Hornung mit diesen Fragen zu konfrontieren.
GT-Eins:“Stephane: die Einbeziehung der 24h am Nürburgring hat natürlich auch unter den deutschen Fans eine grosse Beachtung gefunden. Allerdings sorgen sich jetzt auch einige um den Charakter der ihnen lange bekannten Veranstaltung. Wer wird dort in Zukunft der Hauptveranstalter werden: der ADAC oder die SRO ?“
Stefane Ratel: „Das ganze bleibt natürlich eine ADAC-Veranstaltung mit allen bestehenden Regeln. Die Intercontinental GT Challenge nutzt lediglich die Bühne dieser Veranstaltung um im Rahmen der dortigen GT3 oder SP9-Klasse ihre Teams dort antreten zu lassen und wird dabei auch die speziellen Regeln dort berücksichtigen müssen. Die IGTC ist ja streng genommen keine Meisterschaft; es ist eine weltweite Challenge in deren Rahmen jedes beteiligte Team und jeder Hersteller eine leicht unterschiedliche Aufgabe bei einem zum Teil schon lange existierenden Sportwagen-Klassiker zu lösen hat. Das ist die Grundidee dieses Wettbewerbs: das wir uns prestigeträchtige Rennen wie die 12h von Bathurst, die 9h von Kyalami oder das 24h Rennen von Spa-Francorchamps in den Kalender hinzunehmen und auch deren spezielle Eigenarten beachten müssen.“
GT-Eins: „Für wieviel Jahre wurde die Zugehörigkeit zur IGTC vertraglich abgeschlossen?“
S. Ratel: „Puh, ich hoffe für lange! Ehrlich gesagt stehen wir noch mitten in den Verhandlungen die erst vor wenigen Wochen begonnen haben. Ich würde mir wünschen das wir solch einen spektakulären und hochrangigen Event auf Dauer in den Kalender integrieren können. Der Stellenwert des Rennens ist jetzt schon sehr hoch egal ob du die Hersteller, Fahrer oder Teams fragst. Wir werden sehen was die Verhandlungen mit dem ADAC ergeben.“
Walter Hornung: „Ich habe auch erst vor 2 Wochen von den ersten Gesprächen erfahren. Das zeigt das wir noch erst am Anfang stehen was die Details und die genauen Abmachungen angeht.“
GT-Eins: „Wird es eine maximale Anzahl an GT3 Wagen für das 24h-Rennen geben? Oder eine maximale Anzahl an im Training und Rennen zugelassenen Wagen?“
S. Ratel: “So etwas haben wir nicht geplant. Bezüglich der Starterzahlen werden wir die Vorgaben des Deutschen Motorsport Bunds und des ADAC nicht antasten. Wir rechnen auch ehrlich gesagt mit nicht so vielen zusätzlichen Startern! Das Prinzip der Intercontinental GT Challenge ist ja das die Hersteller die für sie startenden Mannschaften aus den lokalen Teams benennen. Und so gut wie alle in der Intercontinental GT Challenge startenden Hersteller, das Gros der professionellen Fahrer und auch einige unserer Einsatzteams waren schon in der Vergangenheit bei den 24h am Nürburgring präsent und engagiert. Die Hersteller werden lediglich unter ihren dort startenden Mannschaften 4 Teams benennen müssen die punkteberechtigt bei der Veranstaltung starten, wobei am Ende die 2 besten in die Punktevergabe mit einfliessen. Das werden in der Mehrheit Teams sein die schon Nordschleifenerfahrung mitbringen werden.“
GT-Eins: „Welche Reglen zum Nordschleifen-Permit werden für die teilnehmenden Piloten gelten?“
S.Ratel : „Auch hier werden sich alle Fahrer den geltenden Regeln des Events und des ADAC und DMSB unterwerfen müssen. Der Permit ist Pflicht und die Fahrer werden dafür ggf. auch vorab Vorbereitungsläufe bestreiten müssen.“
GT-Eins: „Die Fans befüchten das es Einschränkungen bei den startberechtigten Klassen geben wird ; oder gar eine Änderung des Rennformats in einen IGTC- und einen ADAC-Teillauf ...“
S. Ratel: „Nein das ist nicht geplant. Wir wissen das das Rennen am Ring mit den vielen Klassen für kleinere GT und Tourenwagen zusätzlich zu den Anforderungen des weltweit einmaligen Kurs sehr speziell wird. Aber das wird eben ein Teil dieser speziellen Challenge am Nürburgring werden: hier heil durch den Verkehr zu kommen und sich auch mit den langsameren aber doch sehr erfahrenen Nordschleifenpiloten in den kleinen Tourenwagen arrangieren zu müssen. Was es eventuell geben wird, ist das unsere Teams die speziellen BoP-Erfordernisse des ADAC und des DMSB in Bezug auf die Nordschleife erfüllen müssen. Hier wird es daher eventspezifische Vorgaben geben bei denen unsere BoP-Experten und die des DMSB im Vorfeld sehr intensiv zusammenarbeiten werden.“
Tom Hornsby: „Was wir auf keinen Fall wollen ist das der Event seinen Charakter oder sein Ethos verliert! Die 24 Stunden am Ring haben immer schon sowohl die kleinen Tourenwagen-Klassen als auch die schnellen Sportwagen gemeinsam zu einem weltweit einzigartigen Rennsportfestival zusammen gebracht. Diesen Charakter wollen wir respektieren und erhalten. In die Integration der GT3 als SP9 und der GT4 als SP10 waren wir ja von Anfang an als lizenzgebende Organisation eingebunden, wie wir es auch bei den GT2 sein werden. Von daher lassen sich die zusätzlichen GT3 Teilnehmer sicher einfach in das bestehende Feld integrieren.“
GT-Eins „Wird es Einschränkungen beim Rahmenprogramm geben?“
Walter Hornung: „Die Veranstaltung soll so weiterlaufen wie in den letzten Jahren. Es geht ja bei der Intercontinental GT Challenge nicht um ein zusätzliches Rennen sondern um lediglich einige weitere Fahrzeuge und Teams in der GT3-Klasse.“
GT-Eins: „Mit welchen weiteren zusätzlichen Anpassungen ist zu rechnen?“
Walter Hornung: „Die IGTC-Teilnehmer werden sich an die Freigabe der Reifenhersteller gewöhnen müssen. Der Pirelli-Einheitsreifen bei den GT3 war für die Nordschleife keine Option. Von daher wird auch die spezielle BoP des Nürburgrings die diesen Fakt im Unterschied zur SRO-BoP berücksichtigen muss, hier zur Geltung kommen.“
GT-Eins bedankt sich bei den Gesprächspartnern für die Antworten sowie bei Daniel Heinrichs und Marcel Kothe für die Zusammenstellung der Fragen.