KTM 2016 vor dem VLN-Debüt?

Beim ktmgt4.jpgvergangenen Finale der VLN, dem 40 DMV Münsterlandrennen, konnte im Fahrerlager ein KTM-X-Bow-GT4 besichtigt werden. Zu einem anfänglich geplanten Einsatz des Fahrzeugs zumindest im Rahmen der Testsitzung am Freitag kam es dann aber doch nicht. Der Wagen, die vermutlich spektakulärste Neuerscheinung in der GT4-Szene in diesem Jahr, weilte lediglich am Ring um dort die technische Voruntersuchung durch die VLN-Offiziellen und technischen Kommissare zu absolvieren. Hans Reiter, Konstrukteur des Fahrzeugs, stand persönlich dazu bereit und wurde bei der Präsentation durch Teamvertreter von Dörr Motorsport unterstützt, mit denen es bezüglich des potentiellen Einsatzes des Fahrzeugs eine Reihe von Vorab-Kontakten gegeben hatte. Dokumentiert wurde dies unter anderem dadurch, das auf dem Fahrzeug ein Aufkleber von Dörr prangte. Das im Rahmen der Präsentation des Autos am Ring spontan Mitglieder eines weiteren Teams - die ehemalige Ginetta-Einsatzmannschaft von Boes Motorsport - vor dem Fahrzeug posierten und auf Facebook bereits mit einer konkreten Einsatzzusage für 2016 in der VLN Langstreckenmeisterschaft warben, war ein kleines Kuriosum am Rande, zeigt aber das der Wagen durchaus ein Kundenpotential am Ring haben dürfte.

Uns gegenüber hatten teaminterne Quellen der McLaren- und Toyota-Einsatzmannschaft von Dörr schon vor einigen Wochen enthüllt, das man sich mit dem Gedanken tragen würde den X-Bow-GT4 auch im Rahmen der VLN Langstreckenmeisterschaft einzusetzen. Ob diese Pläne nun allerdings für 2016 auch realisiert werden können, bleibt abzuwarten. Dem Vernehmen nach steht das Motorsport-Programm von Dörr vor einer personellen und technischen Neuorientierung. Teamchef Rainer Dörr möchte den Einsatz auf Marken fokussieren die auch im Rahmen des Geschäfts der Dörr Group in den verschiedenen Autohäusern des Unternehmens vertrieben werden. Dies sind im Augenblick McLaren, Lamborghini und Lotus. KTM gehört genauso wenig dazu wie Toyota , weswegen man derzeit im Team noch nicht zu einer konkreten Aussage bezüglich des geplanten Programms 2016 bereit ist.

Das das Potential des KTM X-Bow GT4 bezüglich eines Einsatzes auf der Nordschleife weit grösser ist als die GT4-Version erahnen lässt, wird offenbar wenn man sich einige Grundzüge der Leichtbau-Konstruktion ansieht. Der mit einem 2l-Turbo befeuerte Wagen konnte nur mittels des Einladens einer nicht unerheblichen Menge an Ballastgewicht in die Leistungsgewicht-orientierte GT4-Klasse eingeboppt werden. Dennoch sind die Wagen im Rahmen der BoP siegfähig und haben mit dem Amateuer-Titelgewinn von ZaWotec-Pilot Daniel Uckermann in der GT4-European Series bereits einen ersten Titel in ihrer Premierensaison eingefahren. Ein um diesen Ballast befreiter Wagen in der SP-X-Klasse hätte laut Insidern durchaus das Zeug um Gesamtsiege in der VLN Langstreckenmeisterschaft mitzufahren. Das würde am Ring aber sofort die Lobbyfraktionen der beim 24 Stunden Rennen am Nürburgring engagierten Hersteller auf den Plan rufen, die sich solch ein Eingrätschen eines kleinen Nischenherstellers in ihre mit Marketing-Millionen veranstalteten Paraden wohl nicht lange anschauen würden. Die Fans am Ring dürfte dies egal sein, wenn nur 2016 ein Einsatz im Rahmen der SP10-Klasse, die am Ring nach den Starterzahlen bei den letzten beiden Läufen dringend frischen Wind benötigt, mit dem spektakulären Gefährt zustande kommt.

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