Bentley - Der Britenpanzer rollt!
Die erste Feuertaufe hat Bentley am gestrigen Mittwoch bestanden: Der neue Continental GT3 hielt sich beim ersten freien Training bei den Gulf 12hours in Abu Dhabi wacker und belegte in der ersten 90-minütigen Session Rang 8 hinter dem führenden Avalon-Wolf GB08 und den 6 Ferraris – sozusagen als „Best of the Rest“ des GT3-Feldes hinter den Ferraris. Damit liess man in der ersten Session sogar noch die favorisierten Mercedes SLS AMG GT3 des Black Falcon-Teams hinter sich.
Dabei bleibt die Mannschaft bei ihrem ersten Auftreten angenehm britisch gelassen – wohl auch weil man weiss, dass man noch einen weiten Weg vor sich hat, bis der Wagen zu einem Siegertyp entwickelt. Der Wagen fährt ohne FIA-Balance of Performance – mit einer vorläufigen BoP, die man dem Veranstalter vorgeschlagen hat und die gut 1300kg Basisgewicht und einen 38mm Restriktor umfasst. Wie die Performance des Wagens zeigt – immerhin sitzen 3 Profis am Steuer – liegt man damit auch wie angepeilt im Soll. Die finale Homologation will man im Februar bis März bis zu den offiziellen BoP-Tests der SRO absolvieren. Bis dahin wären allerdings noch 2-3 offene Punkte mit der FIA bezüglich der Homologation zu klären.
Bentley-Marketing Direktor Brian Gush erläuterte gestern zu Beginn der Veranstaltung: "Wir haben uns die Gulf 12 hours für das Renndebüt ausgesucht, weil das Timing des Rennens ideal für einen Rollout unter Rennbedingungen war. Die 24 Stunden von Dubai werden wir hingegen auslassen, weil wir den Wagen schrittweise langstreckentauglich machen wollen. Beide Chassis, die wir hier haben, haben bislang zusammen 8000km bei Tests abgespult. Wir hatten aber dabei noch nie so warme Bedingungen wie an diesem Wochenende. Also sehen wir das hier vorrangig als Lerneinsatz und eine Möglichkeit, wichtige Daten zu sammeln und Standfestigkeit zu beweisen. Das Rennergebnis ist für uns zweitrangig - wenn wir am Ende im Mittelfeld ins Ziel kommen würden, wäre das ein zufriedenstellendes Resultat."
Gush deutet mit britischem Understatement an, dass Bentley vor den Gulf 12 hours noch keine vergleichbare Langstreckendistanz absolviert hat. Er lässt aber auch durchblicken, warum man hier betont kleine Brötchen backt: "Wir haben uns sehr genau angesehen was bei McLaren passiert ist. Das wollen wir anders machen."
Für 2014 hat man eine Teilnahme an der Blancpain Endurance Serie ins Auge gefasst. Hingegen besteht vorerst kein Interesse für eine Teilnahme an der Blancpain Sprint Serie, genau so wenig wie an der Tudor-USCR-Serie, für die man aber dennoch mit mehreren interessierten amerikanischen Kundenteams in Kontakt stünde. Und auch ein Engagement in Le Mans weist man weit von sich und verweist statt dessen auf die anstehende Regelvereinigung der GT-Klassen GTE und GT3. Hingegen wurde just das erste Kundenteam für die Britische GT gefunden und auch am ADAC GT-Masters besteht seitens Bentley konkretes Interesse: „Wir sind mit dem ADAC in Kontakt“ bestätigt Gush. „Wenn diese ein interessiertes Kundenteam finden, würden wir dort gerne eines unserer ersten Kundenautos zum Einsatz bringen." Auch die Asiatischen Le Mans Serie und die asiatische GT3 hat man ins Auge gefasst.
„Denkbar wäre das wir zu den 2 existierenden Autos 4-6 weitere bis zum Saisonstart aufbauen könnten“, ergänzt Projekt-Manager John Wickham. „Bis zum Ende des Jahres wäre maximal der Aufbau von bis zu 10 Autos möglich.“ Für die werden die Kunden allerdings einen exklusiven Preis berappen müssen. „Wir versuchen im Bereich unterhalb von 368T Britischen Pfund zu bleiben“ - das wären immerhin 440T€ ...
Auf die Frage nach der Wettbewerbsfähigkeit des im Serientrimm 2,3t schweren Gefährts hat Wickham eine einfache Erklärung, wie man knapp eine Tonne an Gewicht aus dem Gefährt kratzen konnte. „Zuallererst ist der Bentley ein Luxusgefährt mit jeder Menge bequemlicher, aber für Rennzwecke entbehrbarer Annehmlichkeiten. Wir haben daher zuerst die vollelektrischen, beheizbaren Ledersitze und an die 50 weitere Aggregate ausgebaut. Wenn man damit fertig ist, hat man einen High Performance-Sportwagen mit einer verwindungssteifen Karosserie aus hochfestem Stahl vor sich, aus der sich dann einfach ein Rennwagen aufbauen lässt.“