Wird es besser werden (als 2011)?

2011 wird uns aus Sicht der Sportwagenfans als ein spannendes Jahr mit teils exorbitanten Feldern in den Top-Rennserien in Erinnerung bleiben. Doch wer diese Seiten schon seit Jahren verfolgt weiss: In der Szene ist nichts von Bestand! Die Klassenstrukturen und auch das Seriengefüge stehen im kommenden Jahr vor weiteren Umbrüchen. Erstmals wird die FIA zwei Weltmeisterschaften für Sportwagen ausschreiben. Und von einigen liebgewonnenen Konstanten gilt es Abschied zu nehmen – daher wollen wir hier zum Jahresausklang einen kurze Zusammenfassung der abgelaufenen und kommenden Saison geben.

Genau so schnell wie vorauszusehen war, hat sich der ILMC in eine offizielle Weltmeisterschaft mit dem Segen der FIA entwickelt. Die FIA Langstrecken Weltmeisterschaft wird im kommenden Jahr erstmals seit 20 Jahren wieder dafür sorgen, dass Le Mans – der Superbowl der Sportwagenszene – Basis einer offiziellen Weltmeisterschaft wird. Reglementsstreitigkeiten sind dank der „french connection“ zwischen FIA-Chef Jean Todt und ACO-Präsident Plassart schon im Vorfeld aussortiert worden: Der ACO behält weiter die Reglementshoheit bei den LMP bei. Die neue WM wird zu einem Umbruch führen, die deutlich erhöhten Kosten werden das Feld der Privatiers bei den LMP und GTE ausdünnen. Aber dafür haben sich nach den feststehenden Herstellern Audi, Peugeot und Toyota bereits weitere für die kommenden Jahre angekündigt: Porsche hat ein neues Entwicklungszentrum mit 200 neuen Mitarbeitern in Weissach aus dem Boden gestampft – die Traditionsmarke meint es offensichtlich ernst mit der dieses Jahr angekündigten Rückkehr an die Sarthe 2014.

LMS2011 HTTT2011 hatten wir auch neben Le Mans teilweise über 50 Starter bei den grossen Rennen des ILMC. 2012 sollten von der WM nicht wesentlich mehr als 30-35 Autos pro Rennen erwartet werden. Ein weiteres Opfer des Umbruchs wird die Europäischen Le Mans Serie. Die einstige Top-Serie rutscht durch den Verzicht auf die LMP1 in die 2. Reihe hinter die FIA Langstrecken Weltmeisterschaft zurück. Teils unattraktive Strecken (auch wenn man sich auf Brünn sicher freuen darf) und ein Kalender der mit anderen grossen Events - so den 24h am Ring - Überschneidungen enthält, dürften ein Kloß sein, an dem die Orga schwer zu schlucken haben dürfte. Auch hier sollte lediglich ein Feld in einer ähnlichen Grösse wie die WM erwartet werden. Ähnlich verhält es sich mit der ALMS, die aber immer schon den Drahtseilakt mit dem in Amerika nur eingeschränkt funktionierenden ACO-Reglement überstehen musste – und für die 35 Wagen ein kleiner Erfolg wären.

gt3auftakt.jpgDie FIA und die SRO - selbsternannte Gralshüter der GT-Klassen - konnten 2011 Business as usual vermelden, auch wenn die GT1-WM 2011 den endgültigen Schwanengesang der über 10 Jahre aktiven Top-Klasse anstimmte. Mit der GT3 (die sicherlich in Kürze eine neue Klassenbezeichnung bekommen wird – somit besteht kein Grund diese Seiten hier in GT-Drei.de umzubenennen) steht entsprechendes Material für eine WM, eine EM und zahlreiche nationale Meisterschaften parat. Mit der neu gegründeten Blancpain Endurance Serie wurde die Erfolgsstory der GT3 fortgeschrieben. Hier dürfte es auch 2012 keine Probleme geben, Felder von 40 Wagen oder mehr (bis zu 60 beim 24 Stunden Rennen von Spa-Francorchamps) auf die Reihe zu bekommen. Damit könnte die BES sogar die FIA-GT-WM schlagen, um deren 20 limitierte Startplätze sich die Teams auch im dritten Jahr der Meisterschaft nicht gerade reissen.

Das Sorgenkind GT4-Klasse steht weiter auf der Kippe. Obwohl das Konzept der Klasse erst mal schlüssig ist, fehlt es den Verantwortlichen an Motivation, den betreffenden Meisterschaften ein adäquates schlüssiges Konzept zu geben. Die GT3 zieht trotz höherer Kosten anscheinend alle dafür benötigten Ressourcen auf sich.

ADAC GT A1-RingAbschliessend ein Blick auf die nationale Ebene. Der Autor dieser Zeilen hatte Tränen in den Augen, als sich das ADAC GT-Masters Feld Mitte April in Oschersleben ins erste Rennen aufmachte. Zu lange hatte die nationale Szene auf ein Feld dieser Güte und Klasse warten müssen. Die Fans wurden bei den Masters-Rennen nicht enttäuscht und weder Kalender, Feldgrösse noch der Verlauf der Rennen liessen Wünsche offen. Doch Erfolg weckt Begehrlichkeiten und auch wenn 2012 wieder - zumindest zum Saisonbeginn - mit einem mindestens genau so grossen Feld wie 2011 gerechnet werden darf, erscheint Skepsis angebracht. Hinter den Kulissen sind einige entscheidende Änderungen im Gange, die noch für viel Diskussionsstoff 2012 sorgen werden - die just vermeldete Änderung des Reifenlieferanten war nur ein Vorbote davon. Eines bleibt klar: Schlagzeilen wird das GT-Masters uns 2012 noch reichlich liefern.

Die VLN Langstreckenmeisterschaft wird uns 2012 ebenfalls wieder mit reichlich Schlagzeilen beehren. Zwar zeichnet sich jetzt schon ab, das uns beim 24h Rennen am Ring bei Abwesenheit der offiziellen Werksmannschaften von Porsche, Audi und BMW (DTM sei Dank?) nicht so eine Battle Royale wie 2011 ins Haus steht. Doch dafür dürften wieder mehr die Privatteams in den Vordergrund rücken. Die GT3 sind auch hier die bestimmende Klasse geworden und somit dürfte an der Spitze sowohl des zum 40. Male ausgetragenen Klassikers als auch der VLN-Saison die Spannung nie vorzeitig versiegen. Das gleiche möge für die anderen nationalen Serien wie Spezial Tourenwagen Trophy, DMV-Touringcar Championship und SCC gelten.

LM 2011Überhaupt - wir haben 2012 ein Jahr der Klassiker vor uns: 50.te 24h von Daytona, 60.te 12h von Sebring, 80.te 24h Le Mans, 40te 24h am Nürburgring und das 15.te Petit Le Mans. Gerüchteweise sollen einige Hardcore-Fans schon an passenden Urlaubs- und Flugplänen basteln, um diese Klassiker-Tournee live vor Ort verfolgen zu können.

„Es wird nicht besser werden als dieses Jahr“, das war gegen Beginn der Saison die Einschätzung des Autor dieser Zeilen, was die schiere Qualität und Quantität der Sportwagenfelder 2011 anbelangte. Und es war für ihn Motivation neben gleich drei 24h-Rennen auch einen Trip über den grossen Teich zum Petit Le Mans zu wagen. Für 2012 sieht er sich - zumindest was die Quantität der Felder anbelangt - bestätigt (nicht dass er enttäuscht wäre, würde sich seine Prognose als unwahr herausstellen). Aber zumindest scheint es, als wenn die Qualität der Rennen - zumindest international - erhalten bliebe. Das macht uns wieder Appetit auf die kommende Saison und wird auch 2012 dafür sorgen, dass unseren Autoren die Themen für Berichte und News auf diesen Seiten nicht ausgehen werden. Daher wünscht das Team von GT-Eins zum Jahresschluss allen Leser einen Guten Rutsch und ein frohes, gesundes und ebenso erfolgreiches wie unterhaltsames Jahr 2012!

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