Rückblick auf ein ganzes Sportwagenjahrzehnt
Liebe Freunde von GT-Eins & Sportwagenenthusiasten.
Jahresrückblicke sind in der letzten Newsmeldung des Jahres ja mittlerweile Tradition auf diesen Seiten. Und doch erfüllt es den Autor dieser Zeilen aus zwei aussergewöhnlichen Anlässen mit einem gewissen Stolz diese Gedanken in Worte fassen zu dürfen. Der erste Grund ist, das wir dieses Jahr nicht nur auf ein weiteres Sportwagenjahr zurückblicken, sondern auf ein ganzes Sportwagenjahrzehnt!
Wenn man sich die Entwicklung des Sports seit 2000 ins Gedächtnis ruft, dann darf man dieser Motorsportkategorie eine positive Entwicklung bescheinigen. In der Saison 2000 stand die noch um Anerkennung kämpfende FIA-GT Meisterschaft gerade vor ihrer vierten Saison. Der FIA-Sportwagencup für offene Prototypen war auf seinem Hoch angelangt und in Le Mans hatte im Jahr zuvor bei der bis dato grössten Schlacht der Werke die Ära Audi begonnen – auch wenn BMW die Lorbeeren eingefahren hatte. Im nationalen Bereich dagegen fristeten die Sportwagen und GT ein eher untergeordnetes Dasein: Sportscar Challenge und der Porsche Carrera Cup waren die ausgeprägtesten Serien der Szene. Allenfalls gemischte Serien wie die damals noch Veedol Langstreckenpokal genannte Serie auf der Nordschleife, die Spezial Tourenwagen Trophy, der Divinol-Cup und die GTP-Porsche-Clubserie boten hierzulande den Aktiven und den wenigen Interessierten Fans die Gelegenheit schnelle Produktionssportwagen – meist gemeinsam mit aufgebohrten Tourenwagen – zu Gesicht zu bekommen.
Es war ein langer und unterhaltsamer Weg seitdem. In Le Mans war es noch am unspektakulärsten, weil die Gegner Audi über lange Jahre das Feld überliessen. Einzig der Einstieg von Peugeot nach Beginn der Diesel-Ära brachte ab 2007 ein wenig Feuer in das Rennen und führte dazu das die historische Masstäbe setzenden Ingolstädter 2009 nach drei hoch spannenden Werksschlachten zum ersten Mal an der Sarthe geschlagen werden konnten.
Die Prototypenszene erlebte nach dem Niedergang des FIA-Sportwagencups 2003 eine Neugeburt unter dem Le Mans Banner. Mit der Wiederbelebung der traditionellen 1000km-Rennen unter dem Banner des ACO gelang diesem ein Volltreffer der 2004 in Monza einen neuen Schub in die professionelle Sportwagenszene brachte. Legendäre Rennen, Action in vier Klassen, Felder von über 50 Autos – den Fans öffnete sich nach Jahren der Schmalkost das Herz, als ab 2004 ausgeprägte Spitzenrennen den Höhepunkt der Sportwagensaison markierten und die Le Mans-Autos endlich auch in Europa wieder eine Bühne abseits des Klassikers bekamen. Gleichzeitig verbreitete sich mit der VdeV Endurance Serie auch die Basis der Prototypenszene, aus der mittlerweile zunehmend Teams in die Top-Serie nachrücken.
Im GT-Bereich absolvierte die FIA-GT Meisterschaft dank stetiger und umsichtiger Pflege durch ihren Kopf Stephane Ratel und seiner Crew ein unterhaltsames Jahrzehnt. Mit der Schaffung einer Produktions-GT-Standardklasse unterhalb der GT2 gelang Ratel dabei sein Meisterstück. Die GT3 hat sich mit ihrer Markenvielfalt und dank ihrer Kostenstruktur als Standard in den GT-Serien weltweit durchgesetzt und sorgt als Quellklasse für immer neue Teams, die in höhere Klassen aufsteigen und so die Paradeklasse der SRO - die GT1 – am Leben halten. Mit dem Ende dieses Jahrzehnts endet deren Konzept gemeinsamer Lang- und Mittelstreckenrennen mit der GT2 .
Doch vor dem Ausblick 2010 blicken wir noch einmal auf das nationale Sportwagenjahrzehnt zurück. Dieses verharrte im Schatten der Ära Schumacher und der DTM, die viele aussichtsreiche Konzepte scheitern liessen, lange im Amateurstatus, ehe die GT3 auch hier eine Chance bot, die der ADAC in Zusammenarbeit mit der SRO endlich zur erfolgreichen Gründung einer GT-Serie nutzte. Nach drei erfolgreichen und unterhaltsamen Saisons muss man dem Konzept des GT-Masters bescheinigen, dass es sich etabliert hat, zudem man die Beschränkung auf Privatfahrer aussetzte und damit die fahrerisch hochwertigste GT3-Meisterschaft weltweit schuf. Davon inspiriert setzten sich die GT3 auch in der beliebtesten Pro-Am-Serie der hiesigen Motorsportszene, der BF-Goodrich Langstreckenmeisterschaft am Nürburgring durch und sorgten dafür, dass nicht nur deren Rennen sondern auch die 24 Stunden am Nürburgring mittlerweile zu einem weltweit beachteten Sportwagenevent geworden sind. Serien wie die Sportscar Challenge, die Spezial Tourenwagen Trophy und der Porsche Carrera Cup Deutschland gibt es natürlich auch weiterhin, aber die interessantesten Akzente gehen nun auch hierzulande von den GT3 aus.
Es gibt heuer noch einen zweiten Grund diesen Rückblick zu vertiefen, denn über das gesamte abgelaufene Jahrzehnt waren diese Seiten als ständige Begleiter der hiesigen GT- und Prototypenszene dabei. Heute vor 9 Jahren und 364 Tagen wurden diese Seiten unter dem Titel „GT-Eins“ neu auf den Weg gebracht, nachdem im April zuvor mit „GT-One“ ein Vorläufer vom Autor dieser Zeilen aus der Taufe gehoben wurde. Wohl nur wenige Webprojekte im Motorsportbereich dürfen sich einer solchen Kontinuität rühmen. Mit GT-Eins wurde seinerzeit der Versuch unternommen, den an diesem Sport Begeisterten eine gemeinsame Infoplattform im Web zu schaffen, was mit dem ab 2003 eingerichteten Forum unterstrichen wurde. Dessen fachlicher Ruf ist durch die zahlreichen mitwirkenden Mitglieder immer weiter ausgebaut worden. Nicht zuletzt auch die Erweiterung des Kreises der an diesen Seiten mitwirkenden Autoren und Fotographen hat seit 2001 auch zu einer immer weiter ansteigenden Qualität des hier angebotenen Materials geführt. Davon dürft ihr als Leser euch gerne überzeugen, da seit einigen Tagen auch die allerersten Berichte (inklusive der Berichte 1999 – den Klassiker in Le Mans eingeschlossen) wieder auf unseren Seiten online zur Verfügung stehen.
Es ist an dieser Stelle mit Sicherheit unstatthaft, Selbstbeweihräucherung zu treiben. Dennoch sei die Anmerkung gestattet, dass es den Autor dieser Zeilen mit einem gewissen Stolz erfüllt, sein damals gestecktes Ziel erreicht zu wähnen. Das beweist jedes Mal aufs neue das per Mail oder mündlich eintreffende Feedback bei den Rennen, das diese Seiten seit Jahren begeisterten Anhängern dieses Sportes als erste Anlaufstelle dienen. An dieser Stelle gebührt der Dank unzweifelhaft allen Mitwirkenden, wobei ich alleine aus dem letzten Jahr Harald Musileck, Jan Hettler, Alexander Müller, Henning Stubbe, Maximilian Graf, David Heimann, Horst Bernhard, Fabian Wilkening, Rene Jüptner, Thomas Roth, Jürgen Ruhrmann, Sören Herweg, David Tarallo, Roland Neumann, Johannes Gauglica, Stefan Volk, Markus und Patrick Zieger, Daniel Gensch, Andreas Lutz, Jochen Merkle, Christian Reinsch, Hardy Ellis und Martin Berrang erwähnen möchte (Asche über mein Haupt falls ich irgendwen unterschlagen haben sollte). Mindestens eben so viele Beitragende haben im Laufe der letzten 10 Jahre mitgewirkt und auch in diesem Projekt ihre Spuren hinterlassen, wobei einige uns immer noch in der Motorsportszene regelmässig als Weggefährten, teils der professionellen Journalistenszene, über den Weg laufen.
Auch im kommenden Jahr, dem Jubiläumsjahr dieses Webprojektes, werden diese Seiten als Anlaufpunkt der Szene erhalten bleiben. In Erwartung einer spannenden Saison, die uns mit der Neustrukturierung der SRO-Serien – Stichwort FIA-GT1 Weltmeisterschaft , den angekündigten Neuerungen in der Le Mans Serie und Le Mans sowie der weiterhin wachsenden deutschen GT-Szene sicherlich weiteren interessanten Diskussionsstoff und Nachrichtenmaterial liefern wird, verbleibt als Webmaster
euer Harald Gallinnis.