Aston entwickelt neuen Motor

AM TM01 v6 engine 1Aston Martin hat erste Details sowie die ersten Teaserfotos seines neuen eigenentwickelten V6-Motors bekanntgegeben. Der Sechszylinder-Motor mit dem Codenamen TM01 wird laut Firmenmitteilung für einer Reihe neuer Mittelmotorsportwagen entworfen und soll erstmals im 2022 startenden Aston Martin Valhalla, dem designierten Nachfolger des Valkyrie-Hypercars, zum Einsatz kommen. Damit steigt die britisch-deutsche Luxusmarke nach 52 Jahen Pause, in denen man die Motoren zuletzt von Ford und dann von Mercedes bezog, wieder in die Konstruktion eigener Triebwerke ein.

Der bereits im Prüfstandtest befindliche turboaufgeladene 3,0-Liter-V6 ist Bestandteil eines umfassend elektrifizierten Antriebsstrangs. Parallel zum jetzt vorgestellten V6-Triebwerk arbeitet Aston Martin an einer Reihe neuer Hybrid- und Plug-in-Hybridsysteme. Die komplette Antriebseinheit soll laut Pressemitteilung bei ihrer Markteinführung die leistungsstärkste Option in der Aston-Martin-Palette werden. Die endgültigen Leistungs- und Drehmomentwerte der verschiedenen Versionen dieses Antriebsstrangs sind je nach Modell konfigurierbar. Im Valhalla soll zum Beispiel eine über 1000PS starke Hybridversion zum Einsatz kommen. Der Motor wird dort anders als bei den bislangin den Aston-Sportwagen verwendeten Frontmotoren als reiner Mittelmotor platziert und verfügt aus Gründen der Platzierung des Fahrzeugschwerpunktes und für Hochgeschwindigkeits-Kurvenfahrten im Grenzbereich eine Trockensumpfschmierung für ausreichende Schmierleistung.

AM TM01 v6 engine 2Bei der Entwicklung greift der Luxuswagen-Hersteller auf Erkenntnisse aus der Entwicklung des Aston Martin Valkyrie zurück, bei dem die o.a Kernpunkte wohl zu den Schwachpunkten des dort verwendeten 6,5l Cosworth V12-Saugers gehörten. Schon zu Beginn stand die Entscheidung fest, den Motor als „hot V“ mit innenliegenden Auspuffausgängen und Turboladern zu konfigurieren. Diese Struktur, die sowohl den Kühlaufwand, das Gewicht als auch den Raumbedarf des Triebwerks reduziert, macht es möglich, dass das kompakte Triebwerk weniger als 200kg wiegt und dabei die Abgasnorm Euro 7 erfüllt.

Mit dem Kürzel TM ehrt Aston Martin seinen bislang letzten Motorenentwicklungschef, den polnischen Ingenieur Tadeusz "Tadek" Marek, der von 1954-68 mehrere Triebwerke für den britischen Hersteller entwarf und überarbeitete. Sein letztes Design, der V8-Motor des DBS, bildete für mehrere Jahrzehnte die Basis für die Aston Martin Triebwerke.

Die Entscheidung des britischen Herstellers, wieder eigene Motoren zu entwickeln, ist ein mutiger, aber riskanter Schritt für das finanziell angeschlagene Unternehmen – besonders angesichts des in Aussicht stehenden Corona-bedingten Wirtschaftseinbruchs. Doch die bislang verfolgte Strategie grossvolumige Saug- und Turbo-Motoren in den Wagen zu verbauen würde die Firma auf mittel und langfristige Sicht schnell auf das Abstellgleis führen. Die Firma treibt die Hoffnung auf eine Chance für eine nachhaltige Gesundung, wenn die Entwicklung die versprochenen Vorteile bringt. Das der Motor gleichzeitig auch die Keimzelle für einen Le-Mans tauglichen Treibsatz – ob für ein Hypercar oder einen LMDh sei mal dahingestellt – sein kann, steht bei den anvisierten Leistungsdaten ausser Frage.

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