Peugeot zieht den Stecker
Peugeot zieht sich aus wirtschaftlichen Gründen mit sofortiger Wirkung aus dem Langstreckensport zurück. Diese für die Fans schockierende Nachricht wurde gestern offiziell vom französischen Hersteller verbreitet. Schon länger war angesichts der stockenden Fahrerverhandlungen und der Gerüchte um Kundeneinsätze darüber gemutmasst worden, dass beim Hauptkonkurrenten für Audi massive Schwierigkeiten anstehen könnten. Dass eine Meldung wie die gestrige dann veröffentlich wurde, hatten allerdings die wenigsten erwartet.
Die Originalmitteilung der Löwen liest sich wie folgt: „Peugeot lässt den Vorhang über sein Langstreckenprogramm fallen, um den Erfolg bei der Veröffentlichung zahlreicher neuer Modelle in 2012 zu sichern. Nach 14 Siegen in den letzten 16 Rennen, inklusive einem Doppelsieg in Le Mans 2009 und dem zweimaligen Gewinn des ILMC in 2010 und 2011 hat die Marke beschlossen, ihr 2012´er Langstreckenprogramm zu schliessen und nicht an den nächsten 24 Stunden Rennen von Le Mans teilzunehmen. Der Entschluss fiel als Reaktion auf die herausfordernde wirtschaftliche Lage in Europa, gekoppelt mit den Aufgaben aufgrund der Herausgabe einer Vielzahl neuer Modelle. In diesem Zusammenhang zieht es Peugeot vor, seine Ressourcen auf die kommerzielle Entwicklung zu konzentrieren und im Einzelnen die Veröffentlichung der neuen Wagenmodelle ... voranzutreiben. Damit sollen neue Märkte erschlossen werden und die weltweite Präsenz Peugeots gesteigert werden. Um die sozialen Verantwortlichkeiten zu wahren, wurde in Übereinstimmung mit den internen Aus- und Weiterbildungsrichtlinien ein Übereinkommen mit fünf Gewerkschaften geschlossen, allen betroffenen Mitarbeitern Wiedereinstellungsmöglichkeiten innerhalb der PSA-Gruppe anzubieten ...“
In einer ersten Stellungnahme hat der ACO durch Präsident Plessart Peugeots Schritt tief bedauert: “Das ist sehr enttäuschend für die 24 Stunden von Le Mans und die FIA Langstrecken Weltmeisterschaft, die speziell aufgrund der Anfragen der Hersteller, im Besonderen von Peugeot, geschaffen wurde. Zweifellos werden tausende von Fans und Millionen von Zuschauern die Abwesenheit der französischen Marke im kommenden Jahr bedauern.“
Mit Peugeots Rückzug - man muss es so sagen - ist die Luft aus dem Titelkampf in der FIA Langstrecken Weltmeisterschaft und bei den 24 Stunden Rennen von Le Mans 2012 weitestgehend raus. Audi steht nun ohne Gegner da, es sei denn die BoP stuft die Diesel so weit herab, dass auch Toyota mit dem Entwicklungsauto und die Privatiersmannschaften mit ihren HPD eine Chance auf die Pole haben. Dennoch wird der Zuverlässigkeitsvorteil wieder in die Hände der Ingolstädter spielen.
Ein Wort noch zu Peugeot: Zwischen den Zeilen der Ankündigung war zu lesen, dass auch Kundeneinsätze der anerkannt schnellen 908 nicht angeplant sind, da die Anpassung auf die geänderten Erfordernisse der 2012ér Saison eine Weiterentwicklung nötig macht, die sicher ein Millionenbudget erfordern würde. Die Löwen wird man schmerzlich vermissen: 16 Siege hat die Werksmannschaft als erfolgreichstes Team der Seriengeschichte mit dem 908 und seinem Vorgänger 908-Hdi-FAP in der europäischen Serie eingefahren – hinzu kamen die Siege in der ALMS und im ILMC. Zusätzlich konnte auch Oreca mit dem Kunden-908 Hdi-FAP vereinzelte Siege in der Le Mans Serie und bei den 12h von Sebring 2012 einfahren. Der bestklingenste Diesel der Renngeschichte scheint nun für immer zu verstummen ...