Wurz und Mc Nish sind sich einig
Nach dem 1000km Rennen in Spa-Francorchamps waren sich Peugeot-Sieger Alexander Wurz und der drittplazierte Audi-Pilot Allan Mc Nish einig: Der Ardennenklasiker hatte bewiesen, dass dieses Jahr an der Sarthe ein ganz enges Rennen zwischen den Diesel-Prototypen von Audi und Peugeot zu erwarten ist. Die neuen Konstruktionen der beiden Diesel-Hersteller erwiesen sich im Qualifying und im Rennen als ebenbürtig, auch wenn die Ergebnisse dies nur unvollkommen widerspiegeln.
Im Qualifying verhagelte ein Taktik-Fehler den Peugeot-Piloten einen Platz in der vorderen Startreihe. Im Rennen wiederum zeigten die Löwen den über das Wochenende vermissten Speed und die Ingolstädter ungewohnt Schwächen. Es war eine Reihe von kleineren Fehlern (Dreher McNish, der unfreiwillige Speedlimiter Einsatz von Capello und Kristensens schleichender Plattfuss, der das R18-Team der #3 mindestens die eine Runde kostete, welche am Ende auf den Siegerwagen von Wurz / Davidson / Gene fehlte.
Alexander Wurz konnte auf der Pressekonferenz schon eine erste kurze Analyse liefern. „Wir haben für das Rennen richtig erkannt, dass der Schlüssel, um die Audis zu schlagen, ein schonender Umgang mit den Reifen war. Das ist eine Spezialität von mir und so habe ich alle Tricks, die ich kannte, aus dem Hut gezaubert, um in den ersten Runden die Pneus nicht zu hart ranzunehmen. Als ich gesehen hatte, das dies hinhaute und die Reifen auch nach 10 Runden noch so gut wie am Anfang waren, habe ich dann Attacke gemacht. Ich hatte den Eindruck, dass die Audis dagegen etwas aggressiver mit den Reifen umgegangen sind und deswegen konnte ich die R18 einen nach dem anderen überholen und schliesslich einen Vorsprung in meinem ersten Stint einfahren, den meine Teamkollegen dann in der Folge gut verwaltet und ausgebaut haben. Das sollte uns aber nicht zu zufrieden für Le Mans machen. Audi wird sich dieses Rennen genau ansehen und ihre Fehler nicht noch einmal wiederholen. Ich erwarte in Le Mans eine heisse Schlacht.“
Etwa ins gleiche Horn stiess McNish auf der Pressekonferenz. „Das wird dieses Jahr in Le Mans eine ganz enge Geschichte. Zum Anfang hat es speziell mir gut getan, dass wir endlich mal wieder ein schnelleres Auto an den Start gebracht haben. Der Dreher in der ersten Runde ging dann leider auf meine Kappe. Ich habe den Wagen auf Le Combes überbremst und dann die sichere Option des Drehers gewählt, statt mich an meinen Teamkollegen anzulehnen was eventuell beide Wagen aus dem Rennen gerissen hätte. Davon abgesehen, dass ich dann zwischenzeitlich auf P15 zurückgefallen bin, hatten wir aber nicht zuviel verloren.“
Dindo Capello plagten zeitweise Handlingsprobleme: „Es war ein schwieriges Rennen für mich. In meinem ersten Stint hatte ich mit dem Auto wirklich zu kämpfen. Die Vorderachse hatte überhaupt keinen Biss. Ich hatte das Gefühl, viel zu wenig Abtrieb oder jede Menge Pickup auf den Vorderreifen zu haben. Komisch war, dass sich das Auto gegen Ende meines zweiten Stints plötzlich wieder normal anfühlte. Das war etwas verwirrend. Das ich im Folgestint auch noch Eingangs der Startgerade an den Speedlimiterknopf gekommen bin hat uns zusätzlich Zeit gekostet (ca. 1 Minute). Die Starteingangskurve ist eher langsam und die Software ist wohl dann wirklich davon ausgegangen, dass ich in der Boxengasse wäre. Wir hatten schon einmal im Vorfeld einen ähnlichen Defekt mit der Motorsteuerung und ich habe zuerst gedacht, das wäre es wieder."
Tom Kristensen schliesslich musste aufgrund eines schleichenden Plattfusses einen ungeplanten Boxenstopp einlegen, der zudem gegen Rennende einen zusätzlichen Splash&dash erforderte. „Das Auto wurde immer besser, nachdem wir den Reifendruck angepasst haben. Ich war auf dem Vormarsch, als ich leider einen schleichenden Plattfuß bekam. In Turn 1 fiel der Druck plötzlich stark ab. Ich musste mit diesem Handicap leider eine ganze Runde absolvieren, habe aber das Auto heil an die Box gebracht. Das war nicht einfach, aber unser Ingenieur Howden Haynes hat einen tollen Job gemacht und mir immer den aktuellen Reifendruck durchgegeben.“
Der R18 #1 wurde durch eine Kollision mit einem LMP2 die Heckhaube beschädigt, so dass dieser Wagen durch die Reparatur aus dem Rennen um den Sieg fiel. Die #2 bremsten Handlings-Probleme mit Reifen-Pickup. Eines ist nach Spa-Francorchamps klar: In Le Mans wird sich keiner der Kontrahenten eine Schwäche erlauben können. Hier steht uns wieder ein Klassiker par Excellence bevor.