Le Mans Testtag - erste Erkenntnisse für Nummer 79
Während hierzulande das Medieninteresse der Sportwagenfans sich auf den Auftakt des GT-Masters in Oschersleben konzentrierte, blickte der Rest der Sportwagenwelt an diesem Wochenende nach Le Mans, wo es beim erstmals wieder eingeführten Testtag zum ersten Aufeinandertreffen der Flotten der diesjährigen LMP- und GT-Fahrzeuge kam. Dieses erwies sich als passabler Appetithappen für die 79.te Ausgabe des 24h-Klassikers, die am 12.-13. Juni an der Sarthe stattfinden wird. Am Ende der beiden Sessions des Tages befanden sich fünf der Dieselboliden des Audi Sport Team Joest und von Peugeot innerhalb einer halben Sekunde wieder. Die schnellste Zeit markierte dabei der R18 von McNish, Kristensen & Capello mit einer 3:27,687. Der schnellste Peugeot 908 von Sarrazin / Davidson / Montagny lag gerade mal knapp 0,2s dahinter. Das lässt für den Klassiker im Sommer einen hochspannenden Schlagabtausch erwarten.
Zwar war Audi im direkten Vergleich mit Peugeot von den Zeiten her etwas besser aufgestellt - alle R18 blieben unter der 3:28´er Marke; der langsamste Peugeot wurde mit einer 3:32,5 gestoppt - jedoch sollte ohne Hintergrundinfos zu den detaillierten Testprogrammen der einzelnen Autos das Ergebnis nicht überinterpretiert werden. Hingegen dürfte das leidige Thema Diesel vs. Benziner in diesem Jahr erneut aufs Tableau kommen: Schnellster Benziner war mit einer 3:36,5 die Mannschaft von Henri Pescarolo. Während im Vorjahr die LMP2 noch auf 3:32´er Zeiten kamen liegen heuer erneut knapp 10s zwischen den beiden Motorenkonzepten. Zwar krankten die beiden Aston Martin AMR-One erneut an Motorenproblemen, doch ob sie mit ihrem neuen Motorenkonzept in die Phalanx der Diesel vorgestossen wären, darf bezweifelt werden. Nachdem der ACO im Winter zu wiederholten Male die Angleichung der Leistungsdifferenz zwischen Dieseln und Benzinern verkündet hat, hat man nach dem Testtag erneut die leidige Diskussion an der Backe. Nun bleibt abzuwarten, wie der französische Verband reagiert und ob man dabei Audi und die 908 mit den selben Handicaps belegt. Hinter dem Pescarolo erzielten übrigens die beiden Rebellion Racing-Lola-Toyotas sowie der schnellste Oak Racing-Pescarolo die schnellsten LMP1-Zeiten.
Bei den LMP2 wurden der Signatech-Oreca und der Werks-Oreca annähernd gleich schnell mit 3:43´er Zeiten gestoppt. Der Zytek von Greaves Motorsport sowie der Pecom Racing-Lola von Pierre Kaffer und seinen Kollegen folgten dahinter. Die LMP2 haben genau jene 10s gegenüber letztem Jahr eingebüsst, die der ACO die Wagen auch langsamer haben wollte. Im Verlauf des Rennwochenendes dürfte die 3:40´er Marke in Blick kommen. Einen einmaligen Gastauftritt gaben die drei Formula Le Mans-Autos von JMB, Genoa und Hope Pole-Vision, die mit 3:58´er Zeiten knapp vor den GTE rangierten. Hope Pole-Vision dürfte am FLM mehr Spass gehabt haben als am neuen Hybrid-Oreca, der genau wie der Rangoni/Mik Corse-Hybrid-Zytek noch an Kinderkrankheiten laborierte.
Bei den GTE setzte sich für das Team von Horst Farnbacher der Aufwärtstrend mit dem neuen F458 und den Hankook-Reifen fort. Während beim GT-Masters Debüt des F458-GT3 die dort verwendeten Michelin-Pneus sich als Schwachstelle des neuen Autos erwiesen, funktionierten die Hankook-Gummis am GTE tadellos und katapultierten die Truppe dort mit einer 3:59,955 zur Klassen-Bestzeit. Eine halbe Sekunde dahinter musste sich der AF Corse-458 von Bruni / Fisichella / Vilander einreihen. Dahinter folgte der schnellste BMW, der Luxury Racing-F458 und die beiden Porsche von IMSA-Performance und Felbermayr-Proton.
Ihr offizielles Debüt lieferten die beiden Jetalliance Racing-Lotus Evoras ab, bei denen die Zeiten allerdings aufgrund der späten Fertigstellung der Autos noch nicht aussagekräftig waren. Mit einem Top-Level von 4 Minuten bei den Rundenzeiten liegen die GTE/GT2 im Vergleich exakt auf Vorjahresniveau.
Schnellster GTE-Am war die Larbre Competition-Corvette, die allerdings mit Milner / Beretta / Magnussen / Gavin keinen Amateur-Piloten an Bord hatte, sondern nur als Trainingslager für die Corvette-Werkspilotencrew fungierte. Zweitschnellster Am-Wagen war der Porsche aus dem selben Rennstall.
Zum nächsten Aufeinandertreffen der Le Mans-Autos kommt es in zwei Wochen bei den 1000km von Spa-Francorchamps, wo die beiden Felder der Le Mans Serie und des Intercontinental Le Mans Cup mit insgesamt 60 Wagen zu ihren jeweils zweiten Läufen antreten werden.