R10 - Eindrücke vom Steuer
Wie bewegt man einen R10 in Le Mans? Die Audi-Werksfahrer wissen das am Besten und geben Einblicke in die Charakteristik des Kurses und der Besonderheiten. Gefragt nach der Kurve mit der größten Herausforderung ist für Marco Werner die Antwort klar: "Die Porsche-Kurven sind für mich die schwierigste Stelle. Es ist eine Hochgeschwindigkeits-Passage, in der ein LM P1-Auto wie der Audi R10 TDI viel schneller ist als ein LM P2-Modell oder ein GT-Fahrzeug. Auf langsamere Autos aufzulaufen, ist im letzten Teil dieses Abschnitts – einer langen Rechtskurve – sehr schwierig. Dort muss man außen überholen, wo viel Reifenabrieb anderer Autos liegt. Man kann den Abrieb leicht aufsammeln und damit lässt die Haftung der eigenen Reifen nach."
Daß Le Mans eine nicht permanente Strecke ist, bedeutet für Dindo Capello immer noch einige Anpassungen zu Beginn der Rennwochenenden. „Der Grip an den Stellen, die sonst öffentliche Landstraßen sind, ist sehr gering. So herrschen auch ganz unterschiedliche Grip-Verhältnisse verteilt über 13,65 Kilometer. Wir fahren pro Runde über mehrere Asphaltsorten. Auf nasser Strecke fallen diese Unterschiede noch extremer aus. Ohne die Bremspunkt-Schilder ab 300 Metern vor Kurven wäre es richtig schwierig für uns, während solche Hinweise auf einer permanenten Strecke nicht nötig sind."
Das Fahren bei Nacht an der Sarthe beschreibt Emanuele Pirro am Besten: "Das Positive am Fahren bei Nacht ist, dass die Reifen mehr Grip aufbauen, der Motor mehr Leistung entwickelt und das Auto schneller ist. Dafür ist das Fahren schwieriger. Die Lichtsituationen wechseln in Le Mans ganz deutlich – im Boxenbereich ist es hell, an anderen Stellen sehr dunkel. Da sich das Auge nicht so rasch anpasst, nähern sich bestimmte Punkte subjektiv schneller, als es eigentlich der Fall ist. Man glaubt also, schneller zu sein, als man es ist. Der psychologisch wichtigste Faktor besteht darin, die Bremspunkte – also die Marken ab 300 Meter – frühzeitig zu erkennen. Erst dann fühlt man sich sicher. Überholen ist bei Nacht sogar einfacher, weil man früher gesehen wird."
Einer der bei den Fans umstrittensten Punkte ist der Sound des R10 – der Wagen ist für die Zuschauer so (enttäuschend) leise, dass auch die Piloten zugeben damit ihre Schwierigkeiten zu haben. So auch Frank Biela: "Der Audi R10 TDI ist sehr, sehr leise. Für mich bedeutet es, dass man beim Anbremsen aus der Höchstgeschwindigkeit – zum Beispiel auf der Hunaudières-Gerade – noch konzentrierter sein muss als bisher. Bislang konnte man nach Geräusch herunterschalten, doch nun fehlt etwas. Jetzt muss ich nach Gefühl schalten oder mich stärker auf die Drehzahl-Anzeige im Display konzentrieren. Nur unter 200 km/h ist der Motor lauter als der Wind und man kann wie früher nach Geräusch schalten. Der positive Aspekt: Auf die Distanz ist das leise Geräusch sehr angenehm, also für den Fahrer entspannender."