Le Mans GT2-Vorschau: die Porsche gg. Ferrari-Schlacht
12 Wagen – zwei Spyker, drei Porsche 997 RSR GT2 und sieben Ferrari F430 treten bei den 24 Stunden von Le Mans 2008 in der GT2-Klasse an. Damit startet das kleinste GT-Feld seit 2002, obwohl das Gesamtfeld seitdem von 48 auf 55 Fahrzeuge erweitert worden ist. Die Reduzierung des GT-Feldes gilt als Vorwegnahme der Verhältnisse 2010 – angeblich gehen die Überlegungen für das neue GT-Reglement dahin in den nächsten Jahren nur noch eine GT-Klasse an der Sarthe zuzulassen. Aber mehr dazu, wenn konkretere Fakten in der kommenden Woche vorliegen.
Als einziges Ferrari-Team mit zwei Wagen hat Risi Competitione eine besondere Stellung unter den Vertretern der Konstruktionen aus Maranello. Mit den Piloten Bruni, Melo und Salo hat man drei der vier permanenten Werkspiloten Ferraris auf einem Wagen versammelt. Damit dürfte die #82 den schärfsten Konkurrenten der Porsche-Crews beim Kampf um den Gesamtsieg darstellen. Dem Privatier-Wagen mit Krohn, Johnson & van der Poele der wieder in den Farben von Krohn Racing antritt, müssen lediglich Aussenseiterchancen zugestanden werden. Drei andere Ferrari-Crews müssen als fahrerisch stärker besetzt eingestuft werden. Da ist zum einen die britische Virgo-Crew, mit Tim Mullen, Robert Bell und Tim Sudgen, die technisch und fahrerisch das Potential haben, mit Risi Competitione an der Spitze um die Wette zu fahren. Die BMS Scuderia Italia hält als einziges Pirelli-bereiftes Team an der Sarthe die Fahne des italienischen Reifenherstellers hoch und hat mit den erfahrenen Piloten Ruberti, Malucelli und Babini eine Crew mit Podiumspotential zusammengestellt. Und als vierter Ferrari mit Podiumsambitionen muss der Farnbacher Racing-F430 angesehen werden, den Pierre Kaffer, Pierre Ehert und Lars-Erik Nielsen steuern. Lediglich den JMB-F430 muss man vielleicht fahrerisch etwas abschlägig bescheiden.
Porsche hat mit Ausnahme eines Rennens bisher alle Klassensiege an der Sarthe in der jetzigen GT2-Klasse einfahren können. Warum sollte es also 2008 anders ausgehen? Vielleicht weil keiner der drei Porsche 997 RSR GT2 mit drei starken Werksfahrern besetzt ist? Mit Long / Lietz / Narac im IMSA-Performance-997, Henzler / Davison / Felbermayr Sr. im Proton-Felbermayr-RSR und Bergmeister / van Overbeek / Neiman im Flying Lizzard-Porsche sitzt auf jedem der Autos eine Besatzung, die als Profi / Profi / Pro-Am eingestuft werden muß. Dennoch hat Porsche ein As im Ärmel, gegen das Ferrari bislang kein Äquivalent entgegen setzen kann. Mit Norbert Singer steht ein Mann den Teams bei, der bislang so viele Siege an der Sarthe wie kein anderer auf technischer Seite eingefahren hat. Zudem ist der neue 997 RSR dem F430 nicht mehr so unterlegen wie dessen Vorgänger. Insofern herrscht beim Material pari.
Die beiden Spyker sind schwer einzustufen. Die Zeiten vom Testtag sind wegen des frühen Motorschadens am Werkswagen wenig aussagefähig. Der Statistik nach ist die Zielsetzung klar: Nur ein einziges Mal (2003 mit dem Double 12R von Norman Simon, Hans Hugenholtz und Tom Coronell) ist ein Spyker in Wertung ins Ziel gekommen. Auch dieses Jahr wird man beim Le Mans-Debüt des Laviolette den technischen Unbillen trotzen müssen. Zwei vierte Plätze bei den beiden letzten LMS-Läufen deuten zumindest das Speed-Potential der dritten Le Mans Konstruktion Spykers seit dem Antreten an der Sarthe an.