Gnadenbrot für die GTE
Im Rahmen des Le Mans Wochenendes haben FIA und ACO bei der Pressekonferenz am Freitag konkrete Pläne zu den in den ACO Serien zugelassenen GT-Klassen verlautbaren lassen. Die seit 2011 existierende GTE-Klasse die zuvor als GT2-Klasse bekannt war, wird in den ACO-Serien der Europäischen Le Mans Serie und der FIA Langstrecken Weltmeisterschaft noch 2 weitere Jahre in der bestehenden Form als GTE-Pro und GTE-Am-Klasse ausgerichtet. Ende 2023 werden die Wagen dann in den Ruhestand geschickt – und auch in diesen Meisterschaften ab 2024 durch eine auf der GT3 basierende Klasse ersetzt. In dieser wird es dann keine Pro-Klasse mehr geben, da der ACO die GT-Wagen als Spielwiese für die Sportwagenprivatiers reservieren will. Damit schlägt man in diesen Meisterschaften einen anderen Weg ein als in der IMSA-WeatherTech SportsCar Championship, in der die mit den GTE identischen GTLM schon Ende dieses Jahres in den Ruhestand verabschiedet und ab nächsten Jahr von einer GTD-Pro-Klasse für werksengagierte Herstellerteams abgelöst werden. In der Asiatischen Le Mans Serie sind dagegen die GT3 schon seit jeher die oberste Klasse im Produktionswagensport und auch nur Privatteams vorbehalten.
FIA und ACO liessen dabei offen ob die neue Klasse die SRO-basierten GT3 weitestgehend übernehmen würde oder diese technisch weiter modifiziert als GT3+ mit eigener BoP definieren würde. Auf jeden Fall verdoppelt sich damit zumindest die Zahl der möglichen Hersteller die man in Le Mans und den beiden Serien in Europa und der WM an der Strecke erleben wird. Während die GTE seit Jahren nur auf Porsche, Ferrari, Aston Martin, Corvette und (zeitweise) BMW baute, werden mit den GT3 theoretisch Mercedes, Audi, Lamborghini, McLaren, Lexus, Nissan und Honda hinzu kommen können.
Damit wird das GTE-Pro-Duell zwischen Porsche und Ferrari (das eigentlich schon 2023 enden sollte) in der WM für 2 weitere Jahre festgeschrieben, wobei sich nach der Einführung der LMDh ab 2023 noch die Frage stellen wird ob beide Hersteller - die in die Top-Klasse wechseln werden – das Engagement auch bis zuletzt fortführen wollen. Für 2023 könnte es angesichts der auslaufenden Klasse auf ein Minifeld auch in der GTE-Am hinaus laufen, da sich neue Teams wohl kaum für nur ein Jahr ein Auto zulegen würden. Sollte angesichts der Herstellerschwemme in der Top-Klasse zudem die Anzahl der WM-Läufe steigen dann dürfte auch dort das Privatiers-gestützte Am-Feld zahlenmässig stark zurückgehen – denn auch ein engagierter Privatier wird sich kaum 8 oder 9 Rennwochenende aus den Rippen schneiden können.
Zumindest Corvette wird mit der aktuellen Entwicklung nicht glücklich sein – denn das amerikanische Werksteam ist durch den Wechsel in der IMSA-Serie schon 2022 gezwungen auf die GT3/GTD umzustellen um in der GTD-Pro antreten zu können. Extra für Le Mans wird man die GTE nicht vorhalten können und wollen. Und mit der Umwidmung auf eine reine Kundensport-Klassen kann man bei GM, die immer ein Werksprogramm in der WM und in Le Mans gewohnt waren, nicht wirklich warm werden. Hingegen haben Porsche, Audi und Ferrari die Idee einer Am-Only-Ausrichtung schon wohlwollend kommentiert – denn man sieht so weitere Absatzmöglichkeiten für die eigenen Produkte.
Mit der Zulassung in Le Mans würde auch der letzte grosse Sportwagenklassiker auf die GT3 setzen. Stephane Ratels 2006 geschaffene Klassenkreation hätte es dann nach 18 Jahren geschafft endlich alle grossen Rennen - von Daytona, über Spa-Francorchamps und dem Nürburgring und dann auch Le Mans - beschicken zu können.