6h Spa 2021 - die Hypercar-Wundertüte?
Mit einem Feld von 34 Autos haben die erste Trainingssessions für die 6h von Spa begonnen. Nach den Prolog-Testtagen der FIA Langstrecken Weltmeisterschaft ist klar, das uns eines der interessantesten Rennen der letzten Jahre ins Haus steht. Denn die Einführung der neuen Hypercar-Klasse ist wohl etwas anders gelaufen als sich der ACO und die beteiligten Hersteller sich das vorgestellt hatten.
Nach den Sessions am Montag und Dienstag war klar, das die Beschneidungen der LMP2-Klasse (wir berichteten) trotz der zusätzlichen Low-Downforce-Aero in der FIA Langstrecken Weltmeisterschaft - die ELMS hat diese Änderung noch ausgesetzt - wohl noch lange nicht ausreichen um die LMP2 klar hinter die neuen Hypercars zu platzieren. Die Bestzeiten in den Sessions gingen sämtlichst an LMP2 Teams (3* United Autosports; 1* G-Drive) während die Toyota GR010 noch nicht in der Lage waren ihr theoretisches Rundenzeiten-Potential zu heben. Die Beobachtungen der Teilnehmer deuten darauf hin, das die neuen Hypercars noch Schwierigkeiten hatten das Gripniveau ihrer Reifen voll auszuschöpfen, zumal nur einer der Toyota ohne technische Probleme in den Sessions teilnehmen konnte. Das auch der ex-Rebellion-Alpine trotz theoretisch besserer Leistungsdaten nicht in der Lage war den Oreca das Wasser zu reichen, erklärt sich ebenfalls über die Reifenkonstruktion die Michelin wie gewohnt eher auf die Toyota zugeschnitten hatte, und die auf dem Oreca-LMP1 eher suboptimal funktioniert.
Die LMP2 konnten trotz des geänderten Leistungsniveaus (ca 3-4s langsamer wie in den Vorjahren) auf reichlich Erfahrungen aus den Vorjahren bauen – und spielten diese auch aus. Der Bestzeit des G-Drive Orecas (2:04,168) stand am Ende der 4 Sessions eine beste Toyota-Zeit von 2:04,669 und eine beste Alpine-Zeit von 2:05,230 gegenüber.
Obendrein avancierten die Prologtesttage zu einem Konjunkturprogramm für die Chassishersteller Oreca, Aston Martin und Ferrari – dank reichlich Kernschrott der von den Piloten im Laufe der Sessions abgeliefert wurde. Die beiden Aston Martin von TF Sport und D´Station, die Oreca vom Team Jota und Racing Team Nederland, sowie die Ferraris von Cetilar Racing und Iron Lynx und der #46 Project 1-Porsche wurden in kaltverformten Zustand von ihren Piloten abgeliefert. Im letzteren Falle war weder eine Reparatur noch eine Ersatzbeschaffung möglich, so das die deutsche Porsche-Mannschaft am Samstag mit lediglich einem Auto starten wird.
Auch in der ersten freien Trainingssession ging heute die Dominanz der LMP2 weiter – mit einer 2:04,083 war United-Pilot Alburquerque 0,25s schneller als der Alpine-Hypercar auf P2. Da gleich 10 Wagen unter 2:05 bleiben wurden die Toyota lediglich auf den Plätzen 7 und 10 gewertet. Da die LMP2 entgegen der Forderungen von Toyota nicht weiter vom ACO eingebremst wurden, und nach den Erfahrungen des Europäischen Le Mans Serie-Auftakts in Barcelona, kaum langsamer, aber dafür mit deutlich längeren Stintlängen unterwegs sein dürften, steht Toyota beim ersten Rennen in der neuen Klasse ein steiniger Weg bevor, was den in Spa-Francorchamps leider abwesenden Fans vor ihren Bildschirmen einen spannenden Lauf am Samstag verspricht.