Grasser zu den Hypercars?

Gottfried Grasser hat mit seiner Mannschaft in diesem Jahr wieder ein volles Programm vor sich: „Ein Auto in der Nordamerikanischen Langstreckenserie, 2 in der Blancpain-Serie und 3 im ADAC GT-Masters – wir geben wieder Vollgas! Speziell im Masters hoffen wir auf gute Ergebnisse. Es ist schon bemerkenswert wie stark sich die Serie entwickelt hat. Die deutsche Serie ist stärker besetzt wie die offizielle SRO-Europameisterschaft, und das Paket wird auch sehr gut vom ADAC gemanagt. Die Leistungsdichte der Piloten dort ist unglaublich. Wir werden dieses Jahr dazu noch mit besseren Chancen antreten. Anders als im Letzten Jahr starten alle 3 Autos unter einer gemeinsamen Lizenz. Das wird uns im Kampf um den Teamtitel zu Gute kommen.“

Auch wenn das Knittelfelder Grasser Racing Team im GT3-Bereich eine echte Hausnummer ist – in Sebring holte man just den zweiten Sieg in der IMSA-Serie in Folge und den zweiten GTD-Sieg bei den 12h – so bleibt doch eine Baustelle die sowohl Teamchef als auch die Mannschaft und Piloten noch gerne beackern würden – aber derzeit nicht können, wir Gottfried uns in einem persönlichen Gespräch in Sebring erläuterte.

„Le Mans ist ein ganz grosser Traum von uns. Wir wollen unbedingt einmal dort bei den 24h starten, aber leider ist dies nun mit unserer Hausmarke Lamborghini schwierig geworden. Lambo hat just das GTE-Projekt eingestellt, worüber wir schon ein wenig enttäuscht waren. Wir wären eines der ersten Teams gewesen das sich um einen Kundeneinsatz bemüht hätte, weil wir auch einen Piloten haben der die Pläne mit getragen hätte. Aber leider wurde daraus nichts und mit einem GT3 kannst du Le Mans abgesehen vom Rahmenprogramm nun mal nicht bestreiten. Ein GTE wäre schon eine feine Sache gewesen. Meiner Meinung nach sollte man die nur bald wieder in GT1 umbenennen!“

Wie Gottfried uns auf Nachfrage erzählte gibt es dennoch einen „Plan B“ sollten die GTE-Pläne von Lamborghini auf Dauer in der Schublade bleiben. „Wir sind immer offen für neue Projekte. Speziell das neue Hypercar-Reglement finde ich hochinteressant, auch wenn die Kosten sich dabei in einer anderen Dimension als bei den GTE bewegen und dieses Reglement im Augenblick noch in der Entstehungsphase ist. Wir haben schon erste Sondierungsgespräche mit einigen potentiellen Herstellern geführt, welche planen auch Kundenchassis für die neue Klasse anzufertigen. Dies wäre eine Chance auf hochqualitativen Niveau sowohl die FIA Langstrecken Weltmeisterschaft als auch Le Mans in Zukunft irgendwann mal bestreiten zu können.“

Grasser unterstrich uns gegenüber, das es nicht auf einen selbst konstruiertes Hypercar mit Lamborghini-Optik herauslaufen würde, sondern das man sich dabei wahrscheinlich eher als Kundenteam eines etablierten Herstellers sähe. „Für ein Lamborghini-Hypercar bräuchte man wie beim GTE die direkte Unterstützung des Werkes, und wenn die schon für ein GTE-Projekt nicht da ist dann wird es die bei einem Hypercar-Projekt auch nicht geben. Wir würden für solch ein Programm – sollten sich die Budgets dann zu dem entsprechenden Zeitpunkt realisieren lassen – dann wahrscheinlich auf einen anderen Hersteller setzen. Das ganze Projekt ist aber noch weit entfernt. Es gibt noch kein fixes Reglement mit schon fest definierten Kosten und daher sind alle Gespräche die da bisher gelaufen sind rein informell gewesen. Wir sind wie gesagt offen für neue Projekte und es schadet nie ein offenes Ohr für neue Möglichkeiten zu haben die sich in naher Zukunft ergeben würden.“

Zumindest mit den Kosten der GTE hatte sich Grasser in der Vergangenheit schon beschäftigt. „Ein competitives Programm in der FIA Langstrecken Weltmeisterschaft inklusive Le Mans musst du, wenn du vorne mit fahren willst mit etwa 4,5-5 Millionen Euro taxieren. Das ist schon heftig! Für dieses Summe kannst du einen GT3 sowohl gleichzeitig im Masters als auch zusätzlich in der vollen Blancpain Endurance und zusätzlich hier in der IMSA-Langstrecken-Serie laufen lassen. Am liebsten hätten wir ja hier die volle IMSA-Serie mit allen 10 Events bestritten aber abgesehen von den Terminüberschneidungen brauchst du dann auch ein Partnerteam hier in den USA das sich um die Logistik kümmert.“

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