Porsche holt Le Mans Hattrick
Die 85.te Ausgabe des 24 Stunden Rennen von Le Mans (der Link führt zum Rennbericht auf unseren Seiten) ist mit dem 19.ten Sieg für Porsche zu Ende gegangen. Die LMP1-Werksmannschaft um die Piloten Timo Bernhard, Brendon Hartley und Earl Bamber gewann für Porsche zum 3.Mal in Folge den 24h-Klassiker in Le Mans. Für Bamber und Bernhard war es jeweils der zweite Le Mans Sieg. Für Brendon Hartley der Erste.
In einem Rennen dessen Ausfallrate in der Top-Klasse Fragen bezüglich der Komplexität des Top-Reglements aufwarf, kam die gegen Beginn des Rennens für 65 Minuten mit einem defekten Hybridsystem festsitzende #2 als einziges der Top-Hybrid-Autos auf einem Gesamtpodiumsplatz an. Das Schwesterauto mit der #1 verrauchte am Sonntag Vormittag 4 Stunden vor dem Rennende mit einem Motorschaden mit einem Vorsprung von über 160km auf den nächstgelegenen Wagen.
Zu diesem Zeitpunkt hatten sich Toyotas Hoffnungen auf einen Gesamtsieg trotz der galaktischen Rekord-Qualifikationszeit von Kamui Kobayashi von 3:14,791 bereits in Agonie aufgelöst. Die Japaner verloren gegen Mitternacht nach einem spektakulären Doppelschlag erst die führende #7 mit einem Kupplungsschaden und dann die in der Spitzengruppe liegende #8 nach einem Unfall. Beide Autos strandeten jeweils nach einer dramatischen Endrunde in Sichtweite der rettenden Boxengasse. Zu diesem Zeitpunkt war die überlebende #8 von von Sebastian Buemi, Kazuki Nakajima und Anthony Davidson bereits hoffnungslos zurück gefallen. Wie auch der siegreiche Porsche mit der #2 hatte man einen Hybrid-Defekt erlitten, im Gegensatz zur deutschen Mechaniker Crew jedoch aufgrund des komplizierteren Systems 2 Stunden an der Behebung des Schadens schrauben müssen.
Die LMP2-Klasse wurde so am Sonntag zum Star des Rennens. Am Ende stiegen die beiden Jackie Chan DC Racing Orecas von Ho Pin Tung, Thomas Laurent und Oliver Jarvis sowie David Cheng, Tristan Gommendy und Alex Brundle mit auf die Gesamtpodiumsplätze. Damit erzielte zum ersten Mal in der Geschichte von Le Mans eine Mannschaft mit chinesischer Nennung ein Gesamtpodiumsergebnis. Zwar hatte auf dem Podium noch das Vaillante-Rebellion Trio Piquet Jr./Beche/Heinemeier-Hansson die Pokale entgegen genommen, doch diese Mannschaft wurde nach dem Rennen wegen unerlaubter Chassis-Modifikationen aus der Wertung genommen. Wegen eines unwilligen Anlassers hatte man ein Loch in die Heckhaube geschnitten – eine Massnahme die mit der Einführung von homologiertem Bodyworks nicht mehr zulässig ist. Dadurch rutschte noch die Signatech Alpine-Mannschaft mit der #35 mit auf das Podium.
Die neue LMP2-Klasse debütiert mit einem Paukenschlag an der Sarthe. Die neuen, 11s wie im Vorjahr schnelleren Autos belegen 7 der 8 vordersten Positionen und liessen ihre Protagonisten dank einer in dieser Klasse nie zuvor gekannten Zuverlässigkeit zum Teil besser als die Multimillionen-Programme der Grossserienhersteller aussehen. Die am Ende zweitplazierte Mannschaft führte sogar nach dem Ausfall des #1 Porsches für mehrere Stunden das Rennen an. Wäre die #2 noch einmal in Probleme geraten, dann hätte das Rennen mit einer Totalblamage für die Werksteams enden können.
In der GTE-Pro Klasse begeisterten die Werksteams von Corvette Racing, Aston-Martin, Porsche, Ferrari und Ford dank einer ausgeglichenen BoP mit einem Rennen das sich engumkämpft wie ein GT-Masters Lauf und in den letzten Minuten sogar actionreich wie ein britisches Tourenwagen-Rennen präsentierte. Astons #97 von Johnny Adam, Darren Turner und Daniel Serra holte mit einem Überholmanöver eingangs der letzen Runde die Führung von der Corvette von Jordan Taylor, Jan Magnussen und Antonio Garcia, in der Taylor wegen einiger zu umfangreicher Kiesbettausflüge in den letzten Runden noch einen Reifenschaden erlitt. Nutzniesser war der Chip Ganassi Racing UK Ford GT von Harry Ticknell, Andy Priaulx und Luis-Felipe Derani, der kurz vor der Zielflagge die auf 3 Rädern um den Kurs humpelnde Corvette noch im Kampf um P2 abfangen konnten.
In der GTE-Am-Klasse setzte sich die JMW-Ferrari Mannschaft Robert Smith, Dries Vanthoor und William Smith mit dem neuen F488 auf einem sämtlichst von Ferraris beherrschten Podium vor der #55 der schweizer Spirit of Race-Mannschaft und der #62 aus dem Scuderia Corse Rennstall durch.
Das Rennen ging mit einem neuen Zuverlässigkeitsrekord zu Ende: lediglich 11 von 60 Startern sehen trotz der herausfordernden Bedingungen nicht die Zielflagge. Nur 4 (!) technische Defekte wurden dabei als ursächliche Ausfallursache verzeichnet - und das bei mörderischen Temperaturen von über 30°C! Die Zuverlässigkeit der Autos in Le Mans erreichte bei dieser Ausgabe, die zum ersten Mal seit 2002 bei völlig trockenen Bedingungen über die Bühne ging, ein zuvor nicht bekanntes Level.Die geringe Anzahl an Unfällen und Kollisionen war zum einen den optimalen Rennbedingungsn zuzuschreiben, unterstrich aber daneben auch wie professionell die fahrerische Qualität selbst in den Amateurklassen in Le Mans in diesem Jahr mittlerweile ist.