6h von Fuji - die WEC wird "professioneller"....

Vordergründig bot die 6.Runde der FIA Langstrecken Weltmeisterschaft im japanischen Fuji (der Link führt zum Rennbericht auf unseren Seiten) am frühen Sonntag morgen ein packendes Rennen. Ein wetterbedingter Start hinter dem Safetycar folgte eine unterhaltsame erste Rennhälfte bei Regen mit engen Fights in allen Klassen. Auf der dann immer trockener werdenden Strecke - kurze Nieselschauer eingeschlossen- nahm dann das Tempo immer mehr zu. Reichlich Rennaction wurde angesichts der schwierigen Streckenverhältnisse dabei in allen Klassen geboten.

Am Ende konnte Porsche einen erneuten Doppelsieg der Porsche 919 Hybrid mit der #17 von Webber/Hartley/Bernhard vor Janie/Lieb/Dumas vor den Audi R18 e-tron Quattro des Audi Sport Team Joest (Fässler/Lotterer/Treluyer vor Duval/Jarvis/DiGrassi) und den beiden Toyotas einfahren. Den Sieg in der LMP1-Privatiersklasse erzielte der Rebellion Racing-R-One von Prost/Beche (Nick Heidfeld fehlte wegen andersweitiger Verpflichtungen bei diesem Renenn). Den GTE-Pro-Sieg fuhr Ferrari ein und die GTE-Am-Klasse gewann zum ersten Mal das Dempsey-Proton-Trio Patrick Dempsey, Marco Seefried und Patrick Long.

Spätestens bei der LMP2-Klasse muss man aber auf die negativen Aspekte des Rennens zu sprechen kommen. Denn augenscheinlich wird dort die Gangart in der Meisterschaft zunehmend rauher. Der anfangs des Rennens noch sportlich geführte Mehrkampf der Teams von Signatech , SARD-Morand, G-Drive und KCMG wurde zwischen den beiden letztgenannten Teams immer verbissener geführt. Als es in der letzten Stunde zwischen den beiden meisterschaftsführenden Mannschaften um den Sieg ging wurden dann die Brechstangen ausgepackt. Beobachter zählten in der letzten Stunde 6 Berührungen und Kollisionen zwischen dem Oreca 05 der Hong-Konger Truppe und den beiden Ligiers mit der #28 bzw #26 , wobei die letzte sich als die für den Oreca finale erwies.

G-Drive-Pilot Gustavo Yacaman schickte KCMG-Pilot Richard Bradley mit einem Rammstoss 10 Minuten vor dem Ende im Kampf um P3 in die Leitplanken, so das das vor dem Lauf meisterschaftsführende Team punktelos blieb und nun die G-Drive-Mannschaft mit der #26 die Führung in der Tabelle übernahm. Nachdem in einem ersten Urteil die Rennkommissare noch Bradley die Schuld am Zwischenfall zuschoben, wurde dieses erste vorschnelle Urteil nun nach Vorlage neuer Telemetriedaten durch die KCMG-Truppe revidiert. G-Drive wird sich vor dem Lauf in Shanghai auf ein anderes Urteil einstellen müssen.

Auch das LMP1-Finish war nichts für Motorsportpuristen: die in der Meisterschaft weiter vorne liegenden Autos von Audi und Porsche wurden, obgleich zurückliegend, beide nach Teamordern von ihren Teamkollegen kurz vor Schluss vorbei gewunken. Bei Audi wurde dieses Vorgehen schon zum dritten Mal in Folge angewandt. Die FIA Langstrecken Weltmeisterschaft ist damit nach der DTM die Meisterschaft an der in diesem Jahr am meisten von den Teamchefs meisterschaftsdienlich in die Ergebnisse eingegriffen wird.

Ob die Professionalisierung der Sportwagenszene solche Begleiterscheinungen wie in der LMP2 oder LMP1 zwingend braucht sei mal dahin gestellt. Für den nächsten Lauf am 1.November in Shanghai sollten die Rennkomissare zumindest in der LMP2 ein deutliches Zeichen setzen.

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