Das letzte ALMS-Rennen - Nachruf auf eine Serie
Das war also das letzte ALMS-Rennen: Am vergangenen Sonntag-Morgen unserer Zeit kreutzte der Rebellion Racing-Lola von Nick Heidfeld, Nicolas Prost und dem designierten Porsche-LMP1-Werksfahrer Neel Jani als erster die Ziellinie des 16. Petit Le Mans (der Link führt zum Rennbericht auf unseren Seiten). Somit schloss sich am vergangenen Wochenende ein Kreis – dort wo die ALMS 1998 geboren wurde fand auch ihr letztes offizielles Rennen statt – wobei die Geschichte der Serie mit der Fusion mit der Grand Am zur USCR im kommenden Jahr für weitere interessante Kapitel in der amerikanischen Sportwagenszene sorgen wird.
Das Rennen, das 1998 zum ersten Mal ausgetragen wurde als Keimzelle der neuen Rennserie, die Organisator Don Panoz 1999 aus der Taufe hob, schnell zu einer festen Grösse im amerikanischen Sportwagenkalender. Nach den 12 Stunden von Sebring und den 24h Daytona hat sich das Petit Le Mans zum dritten grossen Sportwagenevent in Nordamerika etabliert. Auch dieser Event gehört zur Erbmasse der neuen Serie und wird dort sogar in einen Sonderstatus – als Bestandteil der Nordamerikanischen Langstreckenmeisterschaft die die 4 längeren Rennen des Kalenders umfasst – aufgelistet.
Was hat uns die Serie nicht alles für sehenswerte Schlachten beschert! Auch wenn an der Spitze Audi über lange Jahre das Geschehen nach Belieben kontrollierte, so boten doch die Klassen dahinter immer packenden und sehenswerten Sport. Das mag daran liegen, dass im Gründungsjahr 1999 trotz eines stark besetzten Le Mans Feldes immer noch keine Serie für die Top-Teams der Sportwagenszene existierte. Don Panoz und die IMSA boten mit der ALMS die längst fällige Bühne für die LMP- und GT-Szene und so war es kein Wunder das Audi, BMW, Porsche, Cadillac und Corvette die Einladung dankend annahmen und gegen Panoz´eigene urig anmutende Gefährte in den Folgejahren in die Schlacht zogen.
Die Hartnäckigkeit mit der Panoz seine Serie über die Jahre hinweg trotz einiger Rückschläge etablierte – das ELMS-Abenteuer 2001 krankte wohl an den selben kulturellen und organisatorischen Defiziten, die auch aus den verschiedenen Anläufen des ACO zur Asiatische Le Mans Serie erkennbar sind – führte letztlich dazu, dass 5 Jahre später auch der ACO vom amerikanischen Ableger ermutigt in Europa eine eigene Serie auflegte, die ihre eigene Erfolgsgeschichte schrieb und schliesslich in eine Neuauflage einer Sportwagen-WM mündete. Aber das ist eine eigene Geschichte ...
Rückblickend ist es angesichts des Laufs der Ereignisse nicht verwunderlich, dass auch die deutschen Hersteller und Piloten immer eine tragende Rolle in der auf dem wichtigen amerikanischen Markt exzellent vermarkteten Serie spielten. Audi, Porsche und BMW partizipierten vom Erfolg und stellten zahlreiche Champions, die heute zu der Creme de la Creme der deutschen Piloten zählen: Dirk Müller (2 Titel), Jörg Müller, Lucas Luhr (6 Titel), Sascha Maassen (3), Frank Biela (2), Marco Werner (3), Timo Bernhard (3), Jörg Bergmeister (4), Wolf Henzler und Klaus Graf (2) waren über die Jahre in der Serie als Champions erfolgreich. Legendär sind Porsches Schlachten mit dem Über-LMP2 RS Spyder gegen Audis Diesel-Panzer R10 Tdi, mit dem die beiden deutschen Hersteller sich 2007 und 2008 gegenseitig um die Gesamtsiege bekriegten.
Zwar endet nun ein wichtiges Kapitel des nordamerikanischen GT- und Prototypensports, doch die Tudor USCR-Serie – das gewöhnungbedürftige Kürzel TUSC geistert bereits als neues Etikett durch die Newsblogs und Gazetten der Kollegen – wird weitere Geschichten und Sport-Geschichte für die interessierten Fans bereit halten. Auch wenn nicht erwartet werden sollte, dass dort alles reibungslos ineinander übergeht, eröffnet sich für die vereinigte amerikanische Sportwagenszene eine neue Chance, den Sport dort gegen die Formel- und Tourenwagenkonkurrenz (NASCAR) ähnlich populär zu machen, wie er bereits in Europa ist. Wir werden die Entwicklung daher weiter interessiert betrachten dürfen.