Besuch beim Histo-Cup
Der Pannonia-Ring in Ungarn ist primär als Motorradstrecke bekannt. Aber auch die behelmten, geharnischten, auf Bikes eingeschworenen Teilnehmer des Supermoto-Trainings können den im Fahrerlager geparkten Automobilen ein gewisses „Kultmoment“ nicht absprechen. Das Schöne für den Auto-begeisterten Beobachter ist das Wissen, dass diese Fahrzeuge mit ihren im Vergleich mit moderner Ware sinnlichen Formen nicht für einen Concours d’Arrogance herumstehen, sondern in angemessener Form rennmäßig bewegt werden. Was hier seinen Testtag abhält, nennt sich seit mittlerweile acht Jahren Histo-Cup und erlebt einen auch nach internationalen Maßstäben beachtlichen Boom.
„Die Idee hat 1997 begonnen, 1998 waren wir zum ersten mal aktiv, mit sieben Fahrern“, erinnert sich Organisator Michael Steffny, „die Erwartungen sind bereits im ersten Jahr übertroffen worden.“ Am Ende dieses Jahres waren es 25 Teilnehmer; „der Erfolg von heute war jedoch damals nicht absehbar!“ - Auch Steffny selbst spricht die die Zahl der genannten Teilnehmer für 2006 mit einer gewissen Ehrfurcht aus: „einhundertvierzig...“ – aufgeteilt mittlerweile auf drei Serien: der Histo-Cup selbst steht für Fahrzeuge der Baujahre 1962 bis 1981 offen und bietet zwei Kategorien, einerseits nach Anhang K des FIA-Regelwerks und andererseits die "Spezialtourenwagen" mit freizügigerem Reglement. Die YTA (Young-Timer Austria) erfasst Autos von 1982 bis 1991 nach Gruppe N und Gruppe A. Im Vergleich zu den sechzig Startern im Histo-Cup machen sich die bislang zwanzig genannten Youngtimer schlank aus, aber „das wird noch steigen - die Autos sind schon wesentlich teurer im Renneinsatz, das muss man auch so sehen.“
Neu hinzu kommt schließlich ab heuer eine Meisterschaft für identische BMW 325 der Baureihe E30. Die Geschichte hinter diesem Markenpokal der anderen Art: „Wir hatten 2005 einen 325er für meinen Sohn Georg aufgebaut, damals gedacht zum Lernen, er war 17 Jahre jung; nach dem ersten Rennen waren schon drei weitere 325er am Start, und die haben sich ordentlich gematcht. Das war der Kern der Idee, im Herbst haben wir dann die Challenge in Leben gerufen, wir rechneten mit circa zehn bis fünfzehn Fahrzeugen, sechsundzwanzig sinds geworden“ – wie Steffny zugibt, eine unerwartete Resonanz. Übrigens sind nur drei dieser Starter „Abwanderungen“ aus den eigenen Youngtimer-Reihen. Die in Ungarn erstmals ausgeführten Autos zeigen sich allesamt schön präsentiert, dieses Bild soll bei den Rennen das Safety Car abrunden, ein E30er-Touring in den Farben der damaligen DTM-Schrittmacherfahrzeuge.
Während gleichzeitig eine andere österreichische Serie für „aktuelle“ Tourenwagen mangels Nennungen die Segel streichen muß, weist der Histo-Cup gezwungenermaßen bereits Nennungen ab. Neben den Startern aus Österreich gibt es auch rund zwanzig regelmäßige Teilnehmer aus Deutschland, daneben Teilnehmer aus Tschechien, Ungarn, der Schweiz, Polen und Neuseeland. Was macht den Reiz des Histo-Cup aus? Michael Steffny sieht es als Kombination aus altem Blech und der dazugehörigen Kultur, aber auch richtigem Rennfahren „mit scharfen Geräten“; durch mehr Mechanik und weniger elektronische Bauteile lassen sich die Kosten im Griff halten. Ein Punkt, den er hervorstreicht: „der ausgeprägte familiäre Charakter im Fahrerlager.“
Für Steffny selbst bedeutet diese rasante Entwicklung ein erweitertes Arbeitspensum – es gibt auch noch einen Hauptjob, der erledigt werden will, der Histo-Cup wird von 5 bis 9 Uhr früh organisiert. Aber der Tag hat ja vierundzwanzig Stunden, was darf man also in Zukunft im Histo-Cup-Universum an Neuheiten erwarten? Pläne gäbe es bereits: „wir werden sehen, geplant ist für 2007 eine historische Formelserie mit Formeln V, Ford und 3; und und eine Histo-Regularity für Fahrer, die nicht Mann gegen Mann fahren wollen.“ Nachsatz: „eine moderne Serie würde das Bild gut abrunden.“