Das Einmaleins der GT4
Am Freitag startet in Oschersleben auch die erste Saison der neuen ADAC GT4 Germany-Serie. In Anbetracht dieses historischen Ereignisses möchten wir einen kleinen Abriss über die historische Entwicklung der GT4-Klasse präsentieren.
Eingeführt 2007 als preiswerte Alternative zur im Jahr zuvor geborenen GT3-Klasse der SRO fristete die GT4 über lange Jahre ein Schattendasein im Erfolg der stärkeren und spektakulären GT3. Dabei trugen ein offeneres Konzept in Bezug auf die Tuner und Homologationszahlen und teils spektakuläre Konstruktionen dazu bei die GT4 als Spielwiese für Hersteller zu etablieren die sich ein Engagement in höheren Klassen nicht leisten konnten oder wollten.
Seit 2007 bis heute sind an die 40 Konstruktionen von 19 Herstellern (Alpine, Aston Martin, Audi, BMW, Chevrolet, Corvette, Ford, Ginetta , Hyundai, KTM. Lotus , Mercedes-AMG, McLaren, Maserati, Nissan, Panoz , Porsche, Sin-Cars) in der Klasse offiziell homologiert worden. Die Anzahl der gefertigten Fahrzeuge ist zwar noch nicht so hoch wie in der GT3 (ca. 1500), dürfte sich aber dank des rasanten Booms der letzen 4 Jahre und mittlerweile eingestiegener Grossserien-Hersteller wie Porsche, Audi, Ginetta , Aston Martin BMW und Mercedes mittlerweile auch der 1000´er Marke nähern. Die uns dankenswerterweise von der SRO zur Verfügung gestellte Liste weist 34 bekannte Konstruktionen auf von denen 15 aktuell in den wichtigsten europäischen und nordamerikanischen Meisterschaften im Einsatz sind. Die älteren Wagen sickern mittlerweile in nationale Meisterschafften und Clubsport-Events durch und werden - so sie noch ordnunggemäss gewartet werden - dort immer wieder mal eingesetzt. Allerdings enthält diese Liste auch einige Modelle, die nie wirklich eine weite Verbreitung gefunden und es zum Teil nicht einmal in den Rennbetrieb geschafft haben. Die Entwicklung des Hyundai GT4 durch einen lokalen italienischen Tuner wurde zum Beispiel eingestellt, nachdem dieser merkte das man bei den Leistungsdaten des Motorenupdates nicht auf die gewünschten, für das geplante Budget zu realisierenden Werte kam. Die Homologation des Chevron GT4 des britischen Kleinserienherstellers wurde hingegen von der SRO wiederrufen, nachdem die Konstruktion wiederholt bei den FIA-obligatorischen Crashtests gescheitert war. Auch die erste Homologation des Maseratis fand keine Interessenten die dann auch einen Einsatz des Fahrzeugs wagen wollten. Daneben gab es auch eine Reihe von Projekten bei denen zwar einen Homologation geplant war, aber bei denen es bei jeweils einem Testeinsatz oder jeweils nur wenigen Fahrzeugen (zum Teil Einzelstücke) mit nationalen Homologationen blieb – wie zum Beispiel der van Ommen-Racing Audi TT oder der Team Jota-Mazda MX5. |
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Konnte man zu Beginn der GT4-Phase 2007 einen Einsatzwagen für ein Budget um die 60-90 Tausend Euro noch selber aufbauen und einsetzen, so sind mittlerweile aufgrund der gestiegenen Anforderungen in Hinblick auf Speed und Langstreckenhaltbarkeit auch die Preise angezogen. Passende Autos gibt es quasi nur noch von den Herstellern oder von von den Herstellern lizensierten Tunern - zum Beispiel baut Reiter Engineering die KTM-Rennmodelle auf. Lagen die Preise für einen Aston Martin Vantage N24 – das erste von einem Hersteller gefertigte Serienmodell das 2007 die Klasse quasi mit begründete – noch bei 120.000€ für das Basismodell und 140-150T€ inklusive der Langstreckenoptionen, so liegt ein langstreckentauglicher Wagen von Audi, AMG oder Porsche heute weit oberhalb der 200.000€-Grenze. Exklusivere Autos wie McLaren oder die amerikanischen Boliden von Camaro, Ford oder Panoz sind sogar noch eine Stufe höher angesiedelt. Für solch ein Geld sind zum Teil schon gute gebrauchte GT3 zu haben, was lange ein Hinderungsgrund für die Etablierung der Klasse war.
Zu Beginn der GT4-Entwicklung waren neben einzelnen Werken (Aston Martin oder Ginetta) die das zahlenmässige Gros der Autos produzierten, eher kleinere Tuner auf den Zug der GT4 aufgesprungen. Allerdings beförderte angesichts des Erfolges der GT3 eine eher stiefmütterliche Betreuung der SRO die Klasse um 2010 herum in einen Dornröschenschlaf, als wegen des Outsourcings der wichtigsten Meisterschaft an einen lokalen belgischen Veranstalter und dessen folgender Insolvenz die wichtigsten Teams kaum noch Einsatzmöglichkeiten fanden. Erst eine Reaktivierung des Championnats durch eine benachbarte niederländische Interessentengruppe führte zu einem Revival der Top-Meisterschaft für die Klasse aus der sich schliesslich über die Jahre die GT4-European Series entwickelte.
Endgültig startete die GT4 ab 2016 durch als Porsche den Cayman GT4 CS als Basisi für ein SRO-GT4-Modell vorstellte. Seitdem sprangen auch andere Grossserienhersteller wie AMG, Audi, McLaren und BMW vermehrt auf die GT4-Welle auf, weil man darin einen potentiell grösseren Absatzmarkt an Kundenfahrzeugen wie bei den GT3 erkannte.
Auch wenn die vielen kleinen Tuner reichlich Vielfalt und Kolorit in die Klasse brachten so muss man doch eingestehen das erst die Grossserienhersteller der Verbreitung der Klasse ab 2016 den Weg geebnet haben. Wichtig war dabei auch die Verwendung der GT4-Modelle als Basis für Markenpokale – ein Weg den Aston Martin und Ginetta schon früh ab 2007 einschlugen. BMW dagegen – von denen bereits 4 GT4-Modelle existieren - erkannte diesen Weg nicht und daher blieben die Absatzzahlen der frühen, werksseitig gefertigten GT4 der Münchner weit hinter denen der britischen Kollegen zurück. Erst Porsche griff das Modell des Markenpokal-Basisfahrzeugs wieder mit dem Cayman auf. Seitdem sind auch von Audi, Alpine, KTM, McLaren und Jaguar (in der Liste noch nicht enthalten!) Markenpokale auf Basis der GT4-Wagen entstanden, die den Absatz der Wagen befeuern.
Mittlerweile baut auch eine wachsende Zahl nationaler Meisterschaften auf die GT4 als Fahrzeugmodell. In Deutschland wird ab morgen eine neue Bühne mit der ADAC GT4 Germany eröffnet werden, die uns die nächsten Jahre sicherlich spannende Wettbewerbe präsentieren wird. GT-Eins wird dieses Debüt vor Ort mit verfolgen.