Erste Details zur FIA-Electric GT
Die FIA hat heute erstmals konkretere Infos zur neuen Electric GT-Plattform veröffentlicht die ab 2023 in den Rennbetrieb einsteigen will. Bei der neuen Serie handelt es sich nicht nur um eine Motorsportkategorie sondern auch um eine Entwicklungsserie die neuen E-Fahrzeug-Herstellern und bestehenden GT3-Herstellern ein Toolkit für die Elektrifizierung ihrer Sportwagen-Produkte an die Hand geben soll. Möglich soll dies durch Entwicklungspartnerschaften mit ausgewählten Lieferanten von Einheitskomponenten werden.
Zu den Fahrzeugen, von denen die FIA bislang lediglich ein Konzept-Rendering veröffentlichte, wurden technische Leistungsdaten bekannt. So sollen die Wagen mit 430kW Leistung (etwa 577 PS) ausgestattet werden und je nach Wahl des Herstellers mit 2-Rad- oder Allrad-Antrieb ausgestattet werden. Das Basisgewicht fällt mit 1490-1530 kg etwa 200kg höher als bei den GT3 (ca 1300kg) aus, dennoch sollen dank der erlaubten ESP-Systeme Beschleunigungswerte auf mindestens GT3-Niveau (0-100 in 2,4s) erreicht werden. Während der Rennen sollen die 87kW umfassenden, auf Einheitszellen von Saft/Total basierenden Akkus (entspricht dem Energiegehalt von 9,6l Benzin) mit Schnellladesystemen von 700kW geladen werden, wobei ein Recharge von 60% während der Rennen eingeplant ist. Aus dem Veröffentlicheten text geht hervor das die Hersteller für die Chassis berits bestehende GT3-Konstruktionen nutzen könnten die dann mithilfe vorgegebener Teile elektrifiziert werden.
Das Rennformat wurde bislang genauso wenig kommuniziert wie der Promotor der geplanten Serie , der laut einer vorangegangenen Pressemitteilung bereits Anfang des Jahres bestimmt worden war. Ebensowenig geht aus der Mitteilung hervor inwieweit der zuvor kommunizierte Start der Serie 2023 noch aktuell ist.
Durch die Umwidmung in eine Entwicklungsserie mit Einheitslieferanten – letzteres um einer Kosteneskalation wie in der Formel E vorzubeugen - dürfte der Focus sich von Serienbasierten Fahrzeugen a la GT3 eher hin zu GT-Prototypen der entsprechenden Hersteller verschieben. Ob so volle Felder garantiert werden können bleibt mithin abzuwarten. Alternativ hatte auch die DTM bereits ein DTM-Electric genanntes Konzept präsentiert, das mit bis zu 1200PS starken Einheitsfahrzeugen von Schäffler allerdings eine wirtschaftlich noch dünnere Basis ohne Herstellerbeteiligung vorsieht. Der Vorteil der Electric GT ist jedenfalls das die Hersteller die Optik, das Layout und die Verteilung der Akkus und das Antriebsstrang-Layout nach ihren Vorgaben modifizieren können.
Laut FIA-GT-Kommissions Präsidentin Leena Gade (die frühere Joest-Renningenieurin mit mehreren Le Mans-Siegen steht nun der entsprechenden Kommission bei der FIA vor) ist die Electric GT-Plattform nur als Ergänzung zur FIA-GT3-Klasse gedacht, die weitere Jahre als Hauptkundensport-Plattform dienen soll. Dennoch will man den aufkommenden Herstellern von elektrischen Supersportfahrzeugen eine neue Bühne zur Präsentation ihre Produkte schaffen. Wie dies allerdings bei vorgeschriebenen Einheitslieferanten für wichtige Teile funktionieren soll, auf die sich Firmen wie Tesla, BYD, NIO oder Rimac mit eigenem detailliertem Technik-Know How sicher nur schwerlich einlassen werden, wird abzuwarten sein. Zumindest von Seiten der etablierten GT-Hersteller soll es jedenfalls substantielles Interesse an der neuen Plattform geben.