HTTT-Test-Resümee - die Zeiten
Ein Vergleich der schnellsten Trainingszeiten (unten auf der Seite des angegebenen Links) des Le Mans Serien-Feldes auf dem HTTT mit den Zeiten des Vorjahres drängt sich zwar nach Ende der zweitägigen Testfahrten in Paul Ricard auf. Jedoch ist die Aussagekraft der Ergebnisse aus mehreren Gründen recht eingeschränkt. Zwar wird augenfällig, dass das Gros des Feldes im Schnitt 2s pro Runde auf die Bestzeiten 2009 liegen liess. Allerdings muss dabei im Auge behalten werden, dass die Temperaturen in diesem Jahr deutlich kühler waren als noch bei den Tests 2009. Eher dies und nicht die vom ACO beschnittenen Aerodynamikteile an den LMP dürften für den ausgebliebenen chronologischen Fortschritt verantwortlich sein.
An der Spitze ist dabei zu beachten, dass Oreca im vergangenen Jahr mit der schon überholten Aerodynamik aus dem Jahr 2008 antrat – wohl um bei der Sponsorensuche Eindruck zu schinden. Da Bruno Senna nun 2010 in die F1 abgewandert ist, waren solche Kunstgriffe für das Team von Hughes de Chaunac nicht mehr vonnöten. Die Mannschaft dominierte auch so die Sitzungen mit beiden Wagen, wobei der in komplett Carbonschwarz gehaltene O01 sogar um eine Sekunde schneller war als der noch der Eingewöhnung bedürftige Peugeot 908 HDI-FAP der Mannschaft. Das dürfte für die Titeljagd auf eine interessante teaminterne Komponente im Laufe der Saison hindeuten. Was bemerkenswert sein dürfte: Die Bestzeit wurde auf Gummis von Dunlop erzielt, die bei den kalten Temperaturen – teilweise sogar mit Schneeregen – besser als die französischen Gummis funktionierten. Schaffen es die Briten in der siebten Saison der 1000km-Serie endlich, gegen die mit Michelin ausgerüstete Armada den ersten Gesamtsieg einzufahren?
In der LMP2 war die Bestzeit des ex-Acura von Strakka Racing eine Erwähnung wert. In Abwesenheit der Porsche RS-Spyder in der LMS-Rennszene könnte deren schärfster Konkurrent aus der ALMS eine echte Bereicherung bei den 1000km-Rennen werden. Quifel-ASM und Ray Mallock Ltd. waren gewohnt stark und versprechen einen heissen Titelkampf in der Privatierklasse. Die der Kategorie zugeordneten Formula Le Mans-Wagen erwiesen sich zur Erleichterung der Konkurrenz als keine echte Konkurrenz. Ein LMP2 wird also nicht durch die deutlich einfacher gestrickten LMP-Derivate entwertet – wie einige Fans und Teams noch zu Beginn der Saison befürchtet hatten.
Am ehesten auf 2010´er Niveau erwies sich Larbre Competition mit dem Saleen, die allerdings im vergangenen Jahr nicht bei den Tests präsent waren. Damals war nur der S7R des ARC Bratislava auf dem HTTT anwesend, was die erzielten Zeiten der französischen Mannschaft wieder etwas relativiert. Für hochgezogene Augenbrauen sorgte nach den Testtagen die von Matech-Concepts bekannt gegebene Trennung von Enrique Bernoldi als Pilot des GT1-Fords. In der GT2 wirkte der Einstieg der FIA-GT-Mannschaften in das Championnat erfrischend. Prospeed Competition erzielte mit Marco Holzer und Richard Westbrook – der nun wieder auf Porsche statt wie eigentlich vorgesehen auf dem Aston Martin antritt – die Bestzeit noch vor dem CR Scuderia Ferrari-Team Kirkaldy / Mullen / Larini, die sogar das AF Corse-Kontingent mit den erklärten Titelkandidaten Melo / Bruni hinter sich lassen konnten. JMW Motorsport mit dem GT2-Vantage konnte mit Rang 4 ein erstes Achtungsergebnis verbuchen, während das BMW-Team Schnitzer noch durch Probleme im Motorenumfeld bei der Zeitenjagd eingebremst war. So verspricht die GT2-Kategorie wieder viel Spannung in 2010.
Zwischenfälle waren gottlob Mangelware. Das Schweizer Race Peformance Team musste leider am zweiten Renntag den Radical nach einem Anschlag an die Leitschienen stehen lassen.