Verliert Inter-Europol den ELMS-LMP3-Titel?
Die deutsch-polnische Inter-Europol Competition-Mannschaft schien nach der Zielflagge beim gestrigen ELMS-Finale (der Link führt zum noch in Arbeit befindlichen Rennbericht auf unseren Seiten) am Ziel ihrer Wünsche zu sein. Mit dem 2.Klassenrang in der LMP2, den Nigel Moore in einer seiner gewohnten Aufholjagden nach Rundenrückstand gegen Rennende erzielte, hatten der Brite und sein deutscher Co-Pilot Martin Hippe nominell das zuvor punktgleiche #11 Eurointernational-Duo Jens Petersen und Mikkel Jensen, die lediglich auf Platz 7 ins Ziel gekommen waren auf der Strecke geschlagen. Doch der scheinbare ELMS-LMP3-Titel und der damit verbundene Le Mans-Autoentry lösten sich am Abend in Luft auf. Der Mannschaft wurde wegen einer Fahrzeit-Unterschreitung von Bronze-Pilot Hippe eine 9-Runden Strafe angerechnet. Diese warf die als zweite auf dem Podium geehrte Mannschaft am Abend auf Rang 11 der Klasse zurück und liess den Titel formell in die Hände von Petersen und Jensen gleiten. Da die Inter-Europol-Mannschaft umgehend Protest einlegte, ist dieses Ergebnis allerdings noch nicht offiziell.
Grund für die anhaltende Verwirrung ist eine 55 minütige Rennunterbrechung nach einer Massenkollision in der Startrunde. In Kurve 4 hatte sich Carlin-Dallara-Pilot Jack Manchester mitten im Feld gedreht und war in der Folge vom United Autosports Ligier JS P3 LMP3 von Christian England im Heck getroffen worden. 5 weitere Autos wurden ebenfalls in den Unfall verwickelt, von denen das Gros das Rennen an Ort und Stelle beenden musste. England zog sich beim Aufprall mehrere Beinbrüche zu was die lange Unterbrechung zur Bergung des Piloten und der Säuberung der Strecke erklärte. Die Rennleitung liess nun die Uhr weiterlaufen und startete nach etwa einer Stunden das Rennen unter dem SC neu.
Hier kommen nun in der Diskussion 2 Paragraphen des 124-seitigen sportlichen Reglements der ELMS zum Tragen. In § 10.10.1.5 sind die Fahrzeiten für alle Klassen entsprechend den Fahrerkategorien Platin/Gold/Silber/Bronze festgelegt. Diese betragen in der LMP3 für einen Bronze-Piloten mindestens 1h 45min oder 105 Minuten. Gemäss des Artikels 10.10.1.3 behalten sich die Stewards des Meetings allerdings vor die Mindestfahrzeit entsprechend anzupassen, wenn besondere Umstände das erfordern. Laut Begründung für die nachträgliche Strafe war eine solche Anpassung erfolgt und nach der 55-minütigen Pause mit 81 Minuten (1h 21) festgelegt worden. Martin Hippe war nun etwa zur Rennmitte - ungefähr 115 Minuten nach seinem Rennstart – aus dem Wagen ausgestiegen und hatte Nigel Moore Platz gemacht. Abzüglich der Standzeit soll seine reine Fahrzeit (die Stewards rechnen hier offensichtlich die Unterbrechung unter Rot heraus) die neue Sollzeit um 16:13 min unterschritten haben, was dividiert durch die schnellste Rundenzeit des Teams den 9 Runden Penalty erklärt.
Das Inter-Europol-Teamleiter Michael Keese umgehend einen Protest einlegte, zeigt das es hier noch Klärungsbedarf zwischen der Mannschaft und den Offiziellen gibt. Da das Reglement den Ablauf einer Rotunterbrechung im Punkt der Mindestzeiten der Broncepiloten in §10.10.1.3 bewusst offen lässt und zudem in Portimao die Uhr weiterlief, wird der Frage, inwiefern die Mindestfahrzeit-Änderung an die Teams korrekt weiter kommuniziert worden ist, entscheidende Bedeutung zukommen. Bis zur Klärung dürfte die Titelfrage in der LMP3 erstmal als offen gelten.