Gespräch mit Gerrie Willems (24h-Serien Promoter)
Gerrie Willems ist unter den europäischen Rennserienpromotern eher einer der bescheideneren Art. Der niederländische Chef der Creventic-Agentur lässt lieber den Erfolg seiner Arbeit für sich sprechen – und der ist bei der mittlerweile seit 10 Jahren ausgetragenen 24h-Serie bzw. den 24 Stunden von Dubai in den letzten 3 Jahren mehr als offensichtlich geworden. Wie keine andere Serie hat es die kleine niederländische Organisation geschafft, ein Produkt zu kreieren, das auf die Privatpilotenzunft massgeschneidert ist und dennoch professionellen Teams eine Teilnahme erlaubt. Bei der Professional Motorsport Worldexpo in Köln ergab sich für uns die erste Gelegenheit, sich mit dem Kopf der 24 Stunden-Serie für die anstehende Saison zu unterhalten.
Die erste Frage zielte auf den Status als FIA-approved Series. „Darüber wird auf der FIA-Weltratssitzung am 3.12. entschieden. Wir erwarten allerdings, dass dies eine reine Formalie ist. Wir haben auch nur den Bronze-Status beantragt, was dem einer internationalen Amateurserie entspricht, nicht zuletzt um die Zusatzkosten gering zu halten. Wenn alles wie vorgesehen läuft, werden wir die Zusatzkosten sogar selber tragen können.“
Mit den 24 Stunden von Dubai hat man einen richtigen Klassiker im Programm der dieses Jahr schon zum 10.Male ausgetragen wird. „Dieses Jahr sind schon über 90 Autos gemeldet. Wir werden als einzige Sonderaktion ein grosses Barbecue für alle Teams veranstalten, zu dem auch die Mechaniker der Mannschaften eingeladen sind. Das unterstreicht den familiären Charakter des Events.“ Trotz des mittlerweile gestiegenen Ansehens des 24h-Klassiker vergisst Willems dabei die Breitensportförderung nicht. „Derzeit sind die Nenngelder für GT3-Teams höher als die der kleineren Kategorien. Wir nutzen die Beliebtheit bei den besser situierten Topteams für eine Umlage, die die Transportkosten der kleinen Mannschaften subventioniert. Somit kann man den Transport eines Clio oder Golf für einen Bruchteil der Kosten realisierten der eigentlich anfallen würde.“
Im abgelaufenen Jahr konnte Creventic zum ersten Mal die Idee einer 24 Stunden-Serie realisieren. Möglich machten dies 2 neue Events: die 12h von Mugello und die 12h von Zandvoort. „Mugello ist eine Strecke, die äusserst schwer zu kriegen ist. Aber nach dem ersten Rennen waren die Leute vor Ort begeistert von unserer Serie und dem Fahrzeugmix und freuen sich schon auf die nächste Ausgabe. Geholfen hat dabei sicher auchs, das ein Ferrari das Rennen gewonnen hat, da die Strecke ja auch Ferrari gehört. Zandvoort war dieses Jahr aus dem Stand eine der beliebtesten Strecken bei den teilnehmern. Da hat es auch nicht geschadet, dass die Strecke eigentlich zu voll für die Anzahl der gemeldeten Teams war.“
Hingegen ist das Sorgenkind der Serie weiter die 12h von Budapest. „Hier setzen wir zwar die Planungen für die kommende Ausgabe fort. Darüber hinaus arbeiten wir aber an einem adequaten Ersatz, der die 12h von Budapest irgendwann in Zukunft ablösen könnte. Das hat aber keine Eile und kann bei einem gesteigerten Zuspruch der Runde in Budapest noch etwas warten. Es hat sich aber herausgestellt, dass die Teams Budapest sowohl als Strecke als auch als Stadt weniger attraktiv finden als Barcelona oder Marseille, wo wir im kommenden Jahr mit unserem dritten 24h-Rennen debütieren werden, für das sich schon jetzt ein sehr grosser Zuspruch abzeichnet. Obwohl ich persönlich sowohl die Stadt als auch den Track in Ungarn sehr reizvoll finde. Zudem hat die wirtschaftliche Krise in Ungarn dazu geführt, dass seit einigen Jahren keine ungarischen Teams dort am Start sind. Ein Problem, das wir dieses Jahr auch in Spanien hatten – dort waren zu den 24h von Barcelona nur 5 rein spanische Mannschaften angetreten.“
„Insgesamt haben wir mit drei 24h- und drei 12h-Rennen einen schönen Mix anzubieten, der vielen Privatteams genau die Bühne bietet, die sie für eine Langstreckensaison fordern. Es sind 6 Events, die ein Geschäftmann noch locker in seinerm Terminkalender unterbringen kann. Zudem steht neben dem Sportsgeist auch ein familliärer Charakter im Vordergrund.“