Rowes Wechsel zu Porsche - die Hintergründe
ROWE Racing steigt in der kommenden Saison des Blancpain GT Serien Endurance Cup von BMW auf Porsche um. Die Mannschaft aus dem saarländischen St.Ingbert, die 2016 für BMW die 24h von Spa-Francorchamps gewinnen konnte wird 2019 einen aktuellen Porsche 991 GT3 R in der SRO-Langstreckenserie einsetzen, der beim 24 Stunden Rennen von Spa-Francorchamps von einem zweiten 911´er flankiert wird. Für den Full-Season-Entry sind Dirk Werner und die beiden Porsche Young Professionals Matt Campbell und Dennis Olsen gesetzt worden. Auf dem zusätzlichen Spa-Auto kommen Nick Tandy, Patrick Pilet und Fred Makowiecki zum Einsatz. Daneben wird ROWE Racing auch noch die bisherigen BMW M6-GT3 beim 24 Stunden Rennen am Nürburgring und bei ausgesuchten Läufen der VLN Langstreckenmeisterschaft einsetzen.
Rowes Einsatzteamleiter Hans Peter Naundorf erläuterte GT-Eins die Umstände des Wechsels: „Die Porsche sind für uns erst mal nur im Blancpain GT Serien Endurance Cup geplant. Das hat sich ergeben weil BMW sein internationales GT-Programm in diesem Jahr auf die Intercontinental GT Challenge fokussiert und daher die Unterstützung für den Blancpain GT Serien Endurance Cup eingestellt hat. Uns wurde auch eine Beteiligung am IGTC-Programm angeboten aber das hat für unseren Kunden ROWE wegen des damit verbundenen höheren finanziellen Aufwands und dem Antreten abseits der Kernmärkte der Marke keinen Sinn gemacht. Gleichzeitig hat Porsche Einsatzmannschaften für den Blancpain GT Serien Endurance Cup gesucht, in dem ROWE unbedingt weiter antreten wollte. So kam eines zum Anderen und wir sind uns daher schnell einig geworden.“
Zwar ist der neue Porsche von den Einsatzkosten her preiswerter als der M6, der als eine der im Unterhalt hochpreisigen GT3-Konstruktionen in der Szene gilt. Allerdings hat dies bei der Entscheidung für die 911´er eine eher zweitrangige Rolle gespielt, wie Naundorf uns erläuterte: „Für das Budget von ROWE Racing in Zusammenspiel mit der letztjährigen BMW-Unterstützung waren die Einsatzkosten noch tragbar. Aber es ist sehr schwer, darüber hinaus andere Kundeneinsätze zu realisieren, wenn der Fahrerplatz auf einem BMW 20-30% teurer als der auf Autos vergleichbarer anderer deutscher Hersteller ausfällt. Dafür fehlt dem M6 das Image das ein etwa genauso teurer Ferrari , Bentley oder Aston Martin für Privatpiloten haben.“
Dennoch verabschiedet sich die Mannschaft von Naundorf nun nicht vollends vom BMW. „Unsere Heimat für ROWE Racing wird immer der Nürburgring bleiben. Man ist ja unter anderem auch mit dem Sponsoring des 6h-Rennens dort aktiv involviert. Die BMW M6-GT3 halte ich nach wie vor dort für sehr konkurrenzfähig. Wir haben rückblickend lediglich in den letzten Jahren nur Pech gehabt das wir das Potential des Wagens nicht umsetzen konnten. Zudem gilt generell in allen Rennserien und besonders für den Ring das man dort langjährige Erfahrung mit einem Einsatzmodell braucht um damit erfolgreich zu sein. Allerdings werden wir uns aus finanziellen Gründen wieder nur auf das 24h-Rennen sowie ausgesuchte Läufe konzentrieren. Im letzten Jahr sind wir VLN1, 2, 6 und 9 gefahren und in diesem Jahr planen wir ein ähnliches Programm. Das hängt auch damit zusammen das die VLN Langstreckenmeisterschaft einiges an Werbewert verloren hat. Wenn man den Geldaufwand in Relation zu professionell ermittelten Marketing-Gegenwert für ein Rennengagement der Blancpainserie und der VLN miteinander vergleicht, dann ist die Serie am Ring zur Zeit gegenüber der SRO-Serie im Hintertreffen. Alleine die Reifensätze für ein Wochenende schlagen an der Nordschleife schon mit 15-20T€ zu Buche, von den immer mehr ansteigenden administrativen Kosten ganz zu schweigen. Ein punktuelles Engagement bei den 24h ist da lohnender, da dieses Rennen mehr Aufmerksamkeit bekommt, auch wenn die Entwicklung bei den Starterzahlen aus meiner Sicht mittlerweile bedenklich ist.“
Die professionelle Marktwert-Bewertung eines Serienengagements war Naundorf zufolge auch der Grund warum man sich am Ende gegen das ursprünglich geplante DTM-Engagement entschieden hat.
Auf die Frage ob auch die GT4 mit Porsche ein Thema werden könnte antwortete Naundorf uns ebenfalls: „Nicht für das Engagement mit ROWE Racing, da die Firma ein Engagement im Top-Sport anstrebt und GT4 eher was für die Amateurszene ist. Aber für unser Einsatzteam MCG (Motorsport Competence Group) würden sich da sicher weitere interessante Perspektiven ergeben. Speziell der neue Cayman soll aufgrund seiner seriennahen Ausführung dominant bei den Laufleistungskosten sein.“