Ratel schmeisst hin - WM und EM vor dem Aus

In einer gestern abend verteilten Pressemitteilung hat die SRO um Boss Stephane Ratel den Rückzug von der Organistion der FIA-GT Weltmeisterschaft und der FIA-GT3 Europa-Meisterschaft bekannt gegeben. Der Schritt kam nach den Turbulenzen um beide Meisterschaften im laufenden Jahr nicht ganz unerwartet. Die FIA-GT Weltmeisterschaft bekam nie ihre anvisierten mindestens 18 Starter zusammen, was letztendlich der Grund für die Absage der chinesischen Veranstalter der beiden Rennen in Ordos und Peking war. Da obendrein dies den Rückzug des von einem chinesischen Sponsor finanzierten Porsche-Einsatzteams von Mühlner Motorsport nach sich zog, drohte nun der Verlust zweier weiterer Autos nachdem bereits Aston Martin und ein Ford der Meisterschaft verlustig gegangen waren. Mit nur 13 Wagen wäre das verbleibende Feld ähnlich kümmerlich daher gekommen wie die FIA-GT3 Europa-Meisterschaft in der seit Jahresbeginn nur 11 Autos umher krebsten. Ratels Vision einer WM auf Basis der weltweit in ausreichender Zahl vorhandenen GT3-Fahrzeuge ist somit im dritten Jahr - trotz eigentlich interessanter Rennen - gescheitert, wohl auch weil eine zu strenge Hersteller-Kontingentierung (anfänglich mindestens 4 Autos pro Hersteller, danach maximal 2 Wagen pro Hersteller) in Verbindung mit den überbordenden WM-Kosten einen Grossteil der interessierten Teams abschreckte bzw. aussen vor liess.

gt3_navarra.jpgWie geht es nun weiter? Zuerst sollen die WM und die EM trotz zahlreicher Absagen von Veranstaltern mit einem modifizierten Kalender, der in den kommenden Tagen veröffentlicht werden soll, unter Unterstützung der FIA weitergeführt werden. Was danach kommt steht in der Sternen. Um das WM- bzw. EM-Prädikat buhlen in Europa nämlich nicht weniger als 3 Veranstalter. Da wäre zum einen die SRO selber, bei der Ratel wie nicht anders von ihm zu erwarten zahlreiche Neuerungen und Reformen für die traditionelle Pressekonferenz zu den 24 Stunden Rennen von Spa-Francorchamps angekündigt hat. Als zweite Macht steht die GT-Organisation von GT-Open-Promotor Jesus Pareja bereit, der Anfang des Jahres in die GT-Kommission der FIA berufen wurde und der mit seiner Serie bereits eine europaweite GT2- und GT3-Serie betreibt, der lediglich das EM-Prädikat fehlt. Schliesslich schielt der ACO mit den GTE-Wertungen seiner FIA Langstrecken Weltmeisterschaft sicherlich auf das WM-Prädikat, das dann in die Hände der GTE-Teams übergehen würde. Ratel bliebe im Falle, dass die Konkurrenten zum Zuge kommen, lediglich die Besinnung auf die von ihm ebenfalls ausgerichtete Blancpain Endurance Serie, in der er sich vor lauter Nennungen nicht retten kann und die ebenfalls eine gesunde Basis für einen EM-Titel bietet.

Auch wenn jetzt zunächst ein Scherbenhaufen aus der FIA-GT Weltmeisterschaft geworden ist, so entsteht daraus vielleicht die Chance die zerfaserte europäische GT-Szene prädikatsmässig zu reformieren. Ob es im Zuge dessen vielleicht auch zu einer Neudefinition der GT-Klassen durch die FIA kommt (GTE=>GT1, GT3=>GT2, GT4=>GT3), bleibt ebenfalls abzuwarten.

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