24h von Spa - 6. Sieg für Porsche
„Da hast du keine Zeit mehr, viel drüber nachzudenken. Du merkst, dass was gebrochen ist und weisst innerhalb einer Sekunde, dass es aus ist und du das Rennen verloren hast.“ So beschrieb Dirk Werner den Moment als eine Dreiviertel Stunde vor dem Ende BMW´s Siegeshoffnungen bei der 62.Ausgabe der 24h von Spa (nicht die 63.te wie im Vorfeld mehrfach von uns behauptet) durch einen abrupten Querlenker-Bruch verrauchten. Dabei war das Werksteam schon in einem Schonmodus. „Wir hatten von den Rundenzeiten her schon runter geschaltet und waren 4-5s pro Runde langsamer unterwegs als die Konkurrenten. Eigentlich hätte der Wagen sicher nach Hause rollen sollen. Wir sind jetzt einfach nur enttäuscht und leer“.
Der Wagen der „Dirks“ (Werner, Müller, Adorf) wurde auf dem Podium dennoch von den Fans mit dem grössten Applaus begrüsst. Zu dominant war die Vorstellung der M3-GT2 gewesen, die von den Rundenzeiten her 2-3s auf die Konkurrenz der Porsche, Ferrari und Audi gut machen konnten. Die #78 hatte mit einem Kupplungsproblem und einer im Regen am Samstag Wasser ziehenden ECU zu kämpfen und verlor deswegen neun Runden. Ausserdem wurden parallel durch einen zeitweisen Ausfall der Klimaanlage die Piloten im Wagen durchgekocht, weswegen auch Uwe Alzen total dehydriert aus dem Wagen gezogen werden musste und bei der Pressekonferenz am Ende fehlte. Der Querlenkerbruch an der #79 in der letzten Rennstunde kostete den bis dato sicher führenden Wagen drei Runden.
Wie am bei den 24h am Nürburgring 2010 war auch dieses Rennen von Favoritenstürzen geprägt. Der AF-Corse Ferrari #2 war der erste Führende. Nach einem Zusammenkommen mit einem Konkurrenten zur zweiten Rennstunde fiel man durch einen Felgenbruch zwei Runden zurück. Bruni hatte sich im F430 bis zur Nacht schon wieder in Führung gekämpft ehe sein Kollege van der Poele um 4 Uhr morgens von Anthony-Kumpen im drittplazierten Phoenix-Audi #50 von der Strecke geräumt wurde. Beide Top-Autos hatten versucht, parallel einen Porsche links und rechts zu überholen, dabei war Kumpen mutmasslich zu früh eingeschert und in den Ferrari katapultiert worden, was für beide das Aus bedeutete. Die #51 von Phoenix war schon früh durch Elektronikprobleme zurückgefallen, die man erst beheben konnte, nachdem man die TC und das ABS abschaltete. Am Sonntag Morgen endete der Wagen als Totalschaden in den Reifenstapeln von Radillion. Die Phoenix-GT3-Audis hatten insbesondere im Regen auf feuchter Strecke alle anderen Konkurrenten abhängen können und waren während der Boxenstopps zeitweise sogar in Führung gelegen.
Das dampfte den Kampf an der Spitze auf ein Duell von drei Porsche gegen den #79 BMW zusammen. Prospeeds #13 verlor das Rennen durch einen Bruch des Antriebsstrangs (Kardanwelle). Damit blieben am Ende nur der französische IMSA-Porsche #16 und der italienische BMS-Porsche #23 über, die auf der Strecke keine Mittel gegen den Speed der BMW finden konnten. Nach dem Pech der von Schnitzer betreuten #79 gaben nur Details den Ausschlag zugunsten der italienischen Mannschaft, auf dessen Einsatzgerät mit Jörg Bergmeister, Wolf Henzler, Martin Ragginger und Romain Dumas immerhin drei Werksfahrer und ein werksunterstützter Pilot (Raggi) Dienst taten. IMSA-Performance hatte mit Lietz, Pilet, Long und Narac auch drei Werkspiloten und einen talentierten Teambesitzer am Steuer – vielleicht gab das den Ausschlag.
Es war jedenfalls der zweite Gesamtsieg für einen GT2-Porsche in den letzten zehn Jahren und der fünfte Klassensieg für die BMS Scuderia Italia, die sich in diesem Jahr lediglich auf die beide 24h-Klassiker in Le Mans und Spa-Francorchamps konzentriert hatte und beide Male auf das Podium kam. In der 86-jährigen Geschichte des Rennens war es der sechste Erfolg von Porsche. Mehr zu den Statistiken des Rennens in den kommenden Tagen.