FIA-GT2-EM - Zeit zum Handeln?
SRO-Boss Stephane Ratel hat sich jüngst in einem Interview mit den Kollegen von Daily Sportscar.com zur aktuellen Lage in der GT2-EM geäußert. Darin gibt er zu, sich bisher in erster Linie darum bemüht zu haben, die FIA-GT1-Weltmeisterschaft in trockene Tücher zu bekommen: „Es trifft sicher zu, dass ich mich zu 100 Prozent auf die GT1-WM konzentriert habe, aber ab jetzt bin ich wieder voll bei der GT2-Meisterschaft.“ Eine starke FIA-GT1-Weltmeisterschaft sei auch im Sinne der GT2-Teams, die vom starken Medien-Coverage, den Fernsehbildern und den Zuschauern an der Strecke profitieren würden. Ratel: „Ich sehe das so: Die GT2 verliert ohne die GT1-Hauptveranstaltung eine Menge. GP2 ohne Formel 1 oder die 250ccm-Klasse ohne die Moto GP würden sich auch nicht rechnen.“
Enttäuscht zeigt sich Ratel von den Ferrari-Teams AF Corse und CRS. Trotz mündlicher Absprachen mit ihm bleiben sie der EM fern und gehen stattdessen in der Le Mans Serie an den Start (GT-Eins berichtete). Ob sich Ratels Hoffnung erfüllt, dass aufgrund der Leistungsdichte in der GT2-Klasse der LeMans-Serie einige Privatiers in die Europameisterschaft wechseln, darf bezweifelt werden. Ratels realistische Einschätzung für die Saison 2010: „Wir wären sehr froh, wenn wir 15 Wagen in der Europameisterschaft an den Start bringen.“ Es sei auch nicht ausgeschlossen, dass bei einzelnen Rennen GT3-Fahrzeuge das Feld auffüllen.
Der SRO-Vorsitzende hat auch die Hersteller direkt angesprochen, damit diese ihren Einfluss bei einigen Teams geltend machen. „Ich habe sie daran erinnert, dass es große Konsequenzen für ihren Einfluss hat, wenn meine Freunde vom ACO die einzige Rennserie für GT2-Autos in Europa haben.“ Dadurch würde der ACO ein Mitspracherecht beim Reglement einfordern können, was zu Lasten der aktuellen Arrangements der Hersteller gehen könnte, so Ratel. Die ebenfalls existierende Konkurrenz der International GT-Open erwähnt Ratel dabei nicht – Zufall oder Absicht? Schliesslich ist die Serie von Veranstalter Jesús Pareja bislang das grösste Sammelbecken für von der FIA-GT Meisterschaft abgewanderte Teams. Und dort - statt in der werksbetonten Le Mans Serie - fährt genau jene Klientel, die Ratel für die neue privatfahrerfreundliche GT2-EM anvisiert.
Zwischen den Zeilen klingt somit durch, dass die Lage alles andere als rosig ist. Wenn sich bis zum Saisonauftakt Anfang Mai in Silverstone nicht noch einige Teams finden, könnte die neue Europameisterschaft enden, bevor sie angefangen hat ...